2208 - Agentennest Hayok
stellten bekannte Speisen verschiedener galaktischer Völker dar. Dario lächelte bei dem Gedanken, dass sein Verhalten auf heimliche Beobachter äußerst befremdlich wirken musste.
Dass es solche Spione aus den Kreisen der kochenden Zunft hier nicht gab, dafür sorgten wirksame Schutzeinrichtungen, die jeden ins Visier nahmen, der nicht seine Individualschwingungen und seine Schweißabsonderung besaß.
Zögernd bewegte sich der Großmeister zwischen terranischem Schnitzel und blueschem Uggaz-Wurm-Gulasch hin und her, zweimal vor und zurück - dann ein Schritt nach rechts zum ertrusischen Rinderviertelchen und viermal mit beiden Füßen darauf gehüpft.
Alle drei Gerichte zählten nicht zu den arkonidischen Köstlichkeiten, deshalb trat er sie auch mit Füßen. Die eigentliche Bedeutung seines Tuns jedoch offenbarte sich erst Augenblicke später.
Das Arrangement der Küchenlandschaft geriet in Bewegung. Die einzelnen Elemente verschoben sich in einem komplizierten dreidimensionalen System gegeneinander.
Da Eshmale blieb auf dem Rinderviertelchen stehen und sah zu, wie die Aufbauten ihn nach und nach einkreisten. Dabei rückten sie ihm bedrohlich auf den Leib. Er sah reglos zu, wie sie sich um ihn gruppierten, bis es vollständig finster um ihn herum geworden war. Von außen, wusste er, sah die Küchenlandschaft jetzt aus wie immer.
Die Veränderungen fanden ausschließlich in ihrem Innern statt.
Ein Grill trat in Aktion. Er garte ein Dutzend leckerer Wachteln von Pasmaldera, echte, keine holographischen Abbilder. Bei achtzig Grad Grilltemperatur löste sich der feste Boden unter Dario da Eshmale auf. Ein Antigravfeld erf asste ihn, trug ihn nach unten in einen Schacht, der bis in zweihundert Meter Tiefe führte. Vier Scans und ein Dutzend Sicherheitschecks begleiteten den Vorgang.
Sieben Minuten schwebte der Arkonide einsam im Schacht, bis er endlich die Freigabe erhielt. Jetzt ging es rasend schnell abwärts in einen Schleusenbunker. Die winzigen, gut abgeschirmten Energieströme zwischen dem Trichterbau und dem Bunker erloschen.
Eine freundliche Stimme erklang und las ihm die Speisenfolge der Kantine vor. Dem Tai-Laktrote lief das Wasser im Mund zusammen. Mühsam beherrschte er sich. Bloß nicht darauf hereinfallen! Es wäre ein tödlicher Irrtum geworden.
„Ich möchte Spinat mit Spiegelei."
Allein schon bei der Vorstellung rebellierte sein Magen. Gegessen hatte er diesen kulinarischen Anachronismus zum Glück nie. Er besaß keine Informationen darüber, ob so etwas auf Terra tatsächlich gegessen wurde. Vielleicht als Speise für Gefangene?
„Die ,Bestellung wird ausgeführt, Hochedler", flüsterte der positronische Koch.
Dario da Eshmale hatte sich mit seiner unglaublichen Antwort endgültig identifiziert. „Willkommen im SPEI-CHER!"
Ein Teil der Bunkerwandung öffnete sich. Der Arkonide setzte sich in Bewegung. Vergessen waren die gemessenen Schritte und die übertrieben würdevolle Haltung, die er draußen an den Tag legte. Raumgreifend marschierte er durch den Tunnel in den Hauptschacht, der ihn im Schnellgang hinab in die Sub-4-Ebene mit der Steuerzentrale brachte.
Klein und drahtig wie immer, den Körper ein wenig nach vorn gebeugt, erwartete Gran Dornbeer ihn hinter dem Eingang.
„Seid ihr schon weiter?" Eshmale grüßte den Plophoser mit einem kurzen Nicken.
„Ein wenig."
Eshmale hielt auf die Darstellung mitten in der Zentrale zu. Sie zeigte einen Menschen aus dunklem Metall. Das Material bildete alle Eigenheiten des ursprünglich organischen Körpers nach, selbst die breite Narbe an der Halsschlagader. Ein brauner Overall hüllte den Körper ein. In den Händen hielt er eine Silberkugel von etwa zwanzig Zentimetern Durchmesser.
Das Hologramm zeigte Lotho Keraete, den Boten der Superintelligenz ES. Vor zwei Tagen erst war er in der LEIF ERIKSSON aufgetaucht, im Flaggschiff des Terraners Perry Rhodan. Zusammen mit Rhodan und Atlan hatte er die Silberkugel als Fahrzeug benutzt, um nach Camouflage einzudringen: in jenen Kugelsternhaufen, den Ortungsgeräte neuerdings anmessen konnten, den aber noch niemand mit eigenen Augen sehen konnte, jene Region, die Keraete als den Steinenozean von Jamondi bezeichnet hatte.
Seither galten die drei Männer als verschollen.
„Inzwischen liegt eine offizielle Bestätigung aus der LEIF ERIKSSON vor, dass Keraetes letztes Flugziel Hayok war", sagte Dornbeer.
Eshmale hob ruckartig den Kopf. „Hayok und Trerok, das passt!"
Manchmal fügten sich
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