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2212 - Menschheit im Aufbruch

Titel: 2212 - Menschheit im Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Schritte zu verlangsamen. Solk hielt neben ihr an. Sie lächelte. „Hallo", sagte er. „Wo willst du hin? Ich nehme dich mit."
    Sie zuckte mit den Achseln. Das Haar hing ihr in die Stirn, ihre Augen zeigten dunkle Ränder. Überhaupt machte sie einen erschöpften Eindruck. „Ich bin seit Tagen unterwegs", sagte sie.
    „Das kenne ich. Steig ein!" Sie kam der Aufforderung sofort nach. „Weißt du", begann er, als die Frau dann starr nach vorne blickte, „es tut gut, jemanden zum Reden zu haben. Ich bin den ganzen Tag allein unterwegs."
    „Was machst du?"
    „Eigentlich bin ich Transmittertechniker. Aber bis wir Transmitterverbindungen wieder nutzen können, wird wohl sehr viel Zeit vergehen. Momentan helfe ich beim Aufbau, ich muss einfach etwas tun." Er stieß einen ärgerlichen Laut aus, als ihm auffiel, dass er seinen Namen nicht genannt hatte. „Ich heiße Solk."
    „Lea Cabrithi."
    „Was machst du, Lea?"
    „Erzähl erst von dir. Aufbau, das klingt interessant. Womit befasst du dich?"
    „Transporte. Bauteile, Arbeiter ... Diesmal habe ich positronische Steuerelemente geladen. Energie wird am dringendsten benötigt. Wir bauen Fusionskraftwerke. Keine der wirklich großen Dinger, aber trotzdem."
    „Die gibt es inzwischen überall, oder?"
    „Ich weiß nicht." Mit einer Hand massierte er sich den Nacken. „Den ganzen Tag mit dem Gleiter zu fahren ist anstrengender, als ich dachte. Ein großes Fusionskraftwerk steht am Goshun-See. Ich war heute Mittag dort. Die haben es in Rekordzeit aus dem Boden gestampft. Morgen soll es ans Netz gehen, dann werden einige Fabriken die dringend benötigte Energie erhalten." Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, dass die Frau sich nach vorne krümmte. „Was ist mit dir?", fragte er besorgt.
    „Nichts, Solk. Es geht schon wieder. Das sind nur Magenschmerzen. Eigentlich kein Wunder." Eine Hand hatte sie unter die Kleidung geschoben und massierte sich den Leib.
    „Falls es schlimmer wird, fahre ich dich zur nächsten Klinik."
    „Ist schon in Ordnung. Das geht vorbei." Sie nickte Solk aufmunternd zu. „Mehr Kopfzerbrechen bereitet mir so ein großes Fusionskraftwerk. Ich halte diese Kolosse für gefährlich."
    „Nicht mehr und nicht weniger als ein Hypertropzapfer."
    „Niemand hat Erfahrung damit."
    „Das ist Standardtechnik", sagte Solk. „Niederer Level. Empfindlich eigentlich nur, wenn die Steuerungssysteme zerstört werden."
    Lea lehnte sich im Sitz zurück und schloss die Augen. Sie atmete schwer. Die Hand hielt sie immer noch auf den Leib gepresst. Über der Stadt senkte sich die Dämmerung herab.
    Scheinwerferkegel huschten ihnen zitternd entgegen und glitten vorbei. Dann waren sie wieder allein.
    „Welcher Fluss ist das, den wir eben überqueren ...? Ich bin eigentlich nur für wenige Tage in Terrania. Das heißt, ich wollte von hier aus zu meiner Heimatwelt zurückfliegen." Die Frau seufzte.
    „Daraus wird wohl auf unbestimmte Zeit nichts."
    „Der Fluss ist der Edsengol. Im Norden mündet er in den Goshun-See."
    Lea wollte nicken, aber ihr Gesicht verzerrte sich. Stöhnend verkrampfte sie sich. „Halt ... an!", brachte sie stockend über die Lippen.
    Solk ließ den Schwebegleiter absinken. Er beugte sich über die Frau. Ihre Augen waren blutunterlaufen, als sie ihn anschaute. Ihre linke Hand griff nach seinem Overall, die Rechte glitt unter ihrer Kleidung hervor. Solk begriff nicht sofort. Er sah etwas metallisch aufblitzen, spürte fast gleichzeitig einen Stich unter dem Kinn. Er wollte etwas sagen, brachte aber keinen Laut über die Lippen.
    Ihm stockte der Atem. Angst überfiel ihn; Panik, weil er plötzlich glaubte, ersticken zu müssen.
    Gleichzeitig spürte er es warm und klebrig an seiner Kehle. Die Nässe quoll unter den Overall. Blut? Wie durch einen dichter werdenden Schleier hindurch sah Solk die Frau grinsen. Sie hielt eine Desintegratorklinge in der Hand.
    Mit dem letzten Rest seines schwindenden Bewusstseins begriff er, dass sie ihm die Kehle durchgeschnitten hatte.
     
    *
     
    Für einen Moment glaubte sie, sich übergeben zu müssen. Sie schwitzte und fror abwechselnd; mit den blutverschmierten Händen wischte sie sich über die Stirn. Den Leichnam des Mannes hatte sie vom Fahrersitz gewuchtet und auf den zweiten Frontsitz gezerrt. Nun studierte sie die Kontrollen des schweren Lastenfahrzeugs. Lea Cabrithi wusste, dass sie Terra nie wieder verlassen konnte. Jeder neue Raumschiffsverkehr würde für die Zivilisation tödlich sein. Es

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