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2215 - Der Schohaake

Titel: 2215 - Der Schohaake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Container entfernt, selbst brannte. Dies hatte in Norwegen und den anderen Ländern des ehemaligen Skandinavien eine lange Tradition, die bis ins zweite Jahrtausend alter Zeitrechnung zurückging. Alkohol jeglicher Art war dort entweder verboten gewesen oder sündhaft teuer. Also hatten die Menschen zur Selbsthilfe gegriffen, getreu dem Motto: „Was verboten ist, das macht uns gerade scharf."
    Der Biologe räumte den Tisch ab und holte eine Stange aus getrockneten und gedrehten Rentiersehnen aus dem Vorratsschrank. Er warf sie Sam hin. Dann wandte er sich wieder zum Bett um, auf dem das zierliche Wesen lag - und zuckte zusammen.
    Der Fremde hatte die Augen geöffnet. Er starrte ihn an.
    Alexander Skargue fühlte sich hilfloser denn je. Er sah den Blick aus tiefschwarzen, großen Augen auf sich gerichtet und wartete darauf, dass der Fremde etwas sagte.
    Doch das Wesen tat ihm diesen Gefallen nicht.
    Der Biologe griff nach der Flasche und trank. Sofort fühlte er sich besser. „Du willst, dass ich den Anfang mache?", fragte er. Seine Stimme war heiser. Er strich sich das Haar aus der Stirn, das kraus bis über seine Schultern fiel, und fabrizierte ein verlegenes Lächeln. „Kannst du mich verstehen? Falls ja, dann nicke einfach."
    Skargue bediente sich des Interkosmo, der Hauptverkehrssprache der Galaxis.
    Wenn das fremde Wesen tatsächlich eine Art Tourist war, war die Wahrscheinlichkeit groß, dass es ihn verstand.
    Aber danach sah es nicht aus. Der Zwerg zeigte keine Reaktion.
    Skargue beugte sich über ihn und redete auf den Fremden ein, gerade so, wie es ihm in den Sinn kam. Was der Fremde hier suche, wie er so leichtsinnig hatte sein können, schutzlos durch die Kälte zu spazieren, wo sein Führer oder seine Kameraden steckten, von welchem Planeten er stamme. Dabei benutzte er auch andere ihm geläufige Idiome. Nichts. Weder bekam er eine Antwort, noch konnte er etwas aus der Miene des Fremden herauslesen. Sie war starr. „Also gut, versuchen wir es anders", sagte der Biologe und ging zum Schrank. Er holte einen frischen Beutel mit Rentiermilch heraus und öffnete ihn, schüttete ein kleines Glas voll und ging damit zurück zu dem Wesen. „Du musst etwas trinken und später essen. Hier, wir fangen damit an. Mach den Mund auf. Na, komm schon!"
    Wie er bereits befürchtet hatte, zeigte der Fremde auch jetzt keine Reaktion. Skargue sah keine andere Alternative mehr, als es auf die harte Art zu versuchen, indem er den Mund des Wesens mit sanfter Gewalt öffnete. Es fiel ihm leichter, als er gedacht hatte. Dann flößte er ihm langsam und vorsichtig die Milch ein in der Hoffnung, dass sie ihm bekam.
    Der Außerirdische schluckte, würgte und spuckte dann aus. Sein Oberkörper bäumte sich mit einem Ruck auf. Skargue wich zurück. Was hatte er getan? In der Ecke sprang Sam auf. Auf eine Geste Alexanders hin beruhigte er sich aber sofort wieder.
    Der kleine Leib des Fremden sank unterdessen wieder auf das Bett zurück. Die Augenlider schlössen sich. Erneut lag der Fremde da wie tot. „Was hast du denn?", fragte Skargue hilflos. „Ich kann dich doch nicht vergiftet haben!" Er bekam einen Wutanfall. „Antworte gefälligst! Halte mich nicht weiter zum Narren!" Überraschend öffnete der Fremde wieder die Augen. Er starrte den Biologen an, starrte und starrte. Kein einziges Wort kam über seine Lippen. Skargue mochte sich täuschen, doch er glaubte im Blick des Aliens so etwas wie ein stummes Flehen zu sehen. Jetzt hielt der Biologe es nicht mehr aus. Die Situation wuchs ihm über den Kopf. Das Holz im Kamin war fast heruntergebrannt. Er würde jetzt schlicht und ergreifend neue Scheite schlagen gehen, um etwas Distanz zwischen sich und das stumme fremde Geschöpf zu bringen, zeitlich, persönlich und räumlich.
    Der bärtige, langhaarige, stämmig gebaute Wissenschaftler, fast zwei Meter groß, nahm sich seine Jacke und zog sie über. Dann schulterte er die Axt, die hinter der Tür stand, und ging nach draußen. Vorher schärfte er Sam noch einmal ein, in seiner Ecke zu bleiben und sich keinesfalls dem Bett mit dem Fremden zu nähern. Sam wedelte freundlich mit dem Schweif und widmete sich seiner Kaustange.
    Erst als Skargue im wieder einsetzenden Schneetreiben stand, atmete er auf. Er fühlte sich wie von einer schweren Last befreit. Dabei wusste er, dass es nur eine Flucht war.
    Orren Snaussenid ... Er war nicht in der Kälte gestorben. Er lebte, wenn auch nur auf Sparflamme.
    Er spürte, dass er weich lag und

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