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2216 - Tau Carama

Titel: 2216 - Tau Carama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ein Bogen ohne Sehne.
    Er war halb verrottet und angebrochen. Jemand hatte ihn weggeworfen. Die Entfernung zum Ufer betrug mehr als fünfzig Meter. Auf keinen Fall hatten ihn die Wellen an Land gespült.
    Der Bogen ähnelte denen der Motana aus dem Wald von Pardahn.
    Warum auch nicht?, sagte ich mir. Einst waren die Motana das zahlenmäßig dominierende Volk im Sternenozean von Jamondi gewesen. Warum sollte nicht auf diesem unbekannten Planeten eine ihrer Bevölkerungsgruppen existieren?
    Und wer konnte Zephyda besser helfen als Ärzte aus ihrem eigenen Volk? So schnell meine Beine mich trugen, kehrte ich zu Zephyda zurück. Ihr Gesicht glühte. Sie hatte starkes Fieber, vielleicht eine Lungenentzündung. „Es sind Motana in der Nähe", flüsterte ich ihr ins Ohr. „Ich hole Hilfe!" Unter gewöhnlichen Umständen hätten sich diese Wesen erst einmal Tage Zeit gelassen, um uns zu beobachten.
    Sobald sie sicher waren, keine Feinde vor sich zu haben, gaben sie sich zu erkennen.
    Für Zephyda käme dann jede Hilfe zu spät.
    Ich stakste hinüber zum Wald. Den stärksten Prügel, den ich am Boden finden konnte, nahm ich an mich, einen vom Sturm abgerissenen, noch grünen Ast. Wie verrückt fing ich an, mit dem Ding auf den nächstbesten Stamm einzudreschen. Die Schläge knallten wie Peitschenhiebe, und sie hallten durch den ganzen Wald. Wenn es in dieser Gegend Motana gab, hörten sie den Lärm und kamen nachsehen.
    Ein paarmal hielt ich inne, um mich zu erholen. Nach zehn Minuten ließ ich den Prügel fallen und kehrte zu Zephyda zurück. Ich setzte mich neben sie, barg ihren Kopf in meinen Händen. Alle eure Schutzherren mögen mir das verzeihen, was ich jetzt tue. Es geschieht für einen guten Zweck.
    Ich stimmte den Choral an den Schutzherrn an. „Wir danken dir, oh Dank dir, Jopahaim.
    Wir folgen dir durch den Sternenozean, gehorchen Jopahaim. Er lehrt uns singen durch den Sternenozean, bis zu der Sklavenjahre End."
    Dank meines arkonidentypischen eidetischen Gedächtnisses gelang es mir, auch die schwierigen und komplizierteren Passagen des Gesangs zu meistern, sowohl was den Inhalt als auch die Intonierung anging. Immer mehr unbekannte Worte flössen ein, bis nichts mehr von dem mir bekannten Jamisch übrig blieb. „Uns vant Sterne spiiri, drift in Heilig Berg!
    Keur die spiiri növe, keur soi verenonis ekt.
    Side side volis odis, reno obis vek onoj, slane oris kokis, gil se jogis rek."
    Fast erinnerte es an einen Geheimkode. Zum Ende hin nahm der Gesang mitreißendere und aufwühlendere Klänge an, verwendete kürzere und einfachere Worte. „Suibi sui isuise, se se suibis ses."
    Während des Vortrags hielt ich meinen Blick unaufhörlich auf Zephyda gerichtet. Sie zeigte keine Regung. Ihr Atem ging flach, aber etwas regelmäßiger als nach der Ankunft am Strand.
    Ihr Puls raste, was bei dem hohen Fieber kein Wunder war.
    Jetzt!, dachte ich. Jetzt entscheidet es sich. Wenn sie es gehört haben, kommen sie.
    Ich legte meinen Handrücken gegen die eigene Stirn. Auch sie glühte. Mein Fieber war allerdings anderer Art als das der Motana.
    Die Minuten zogen sich endlos dahin. Ich hielt meinen Blick unentwegt auf Zephyda gerichtet. Wer immer uns beobachtete, sollte wissen, dass der Motana meine ungeteilte Aufmerksamkeit galt.
    Irgendwann entdeckte ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung.
    Von einem Augenblick auf den anderen stand, wie hingezaubert, ein kleiner Trupp Motana an der Waldgrenze. „Sie sind gekommen", flüsterte ich Zephyda zu. „Die Motana sind da."
    Sie standen wie festgewachsen. Aber sie hoben ihre mit Pfeilen beschickten Bogen und richteten sie auf mich und die Sterbende
     
    3.
     
    Intake schlug die Augen auf. Sie wollte sich aufsetzen, aber ein Stechen im Nacken verhinderte es. Stöhnend sank sie auf das Lager zurück. Eine Gestalt beugte sich über sie: Phylatoke, die Ärztin. „Trink!" Die junge Frau reichte ihr einen Becher.
    Intake trank in gierigen Schlucken. Das Gefühl eines inneren Brandes verschwand nach und nach. „Was ist geschehen?", murmelte sie. „Das weiß am ehesten deine Beraterin."
    Phylatoke erhob sich und ging hinaus. Intake hörte sie draußen flüstern. Gegen das Tageslicht zeichnete sich unter dem Nesteingang die Silhouette einer anderen Frau ab. Sie schlüpfte herein und kuschelte sich eng an die Liegende. „Norei-Norei, ich brauche deine Hilfe."
    Noreike strich ihr liebkosend über das Gesicht. „Diesmal war es sehr stark", hauchte sie. „Sonst hättest du nicht

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