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2216 - Tau Carama

Titel: 2216 - Tau Carama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ufernähe und Boote auf Gerüsten. Eine kleine Fischereiflotte aus klobigen Ruderbooten lag im Ufersand.
    Unser Erscheinen erregte keinerlei Aufsehen. Entweder wussten die Männer und Frauen schon Bescheid, oder es interessierte sie nicht.
    Unsere kleine Karawane folgte einem der breiten Wege, die ins Landesinnere führten. Hier standen die Bäume dichter.
    Nach schätzungsweise einem Kilometer entdeckte ich eine Anhöhe. Beim Näherkommen stellte sie sich als wuchtiges Felsmassiv aus schwarzem Basaltgestcin heraus. Sie ragte schätzungsweise zwanzig Meter in die Höhe.
    Halgorate tauchte neben mir auf. „Der Aufstieg mit der Trage wird schwierig."
    Den Grund erkannte ich wenig später. In der senkrechten Felswand existierten schmale Treppen und Rinnen für den Aufstieg. Die Trage hinderte dabei mehr, als sie nützte. „Wartet!" Ich trat neben Zephyda. Vorsichtig hob ich sie hoch und hielt sie quer vor meinem Körper. „Bindet mir ein Seil unter den Achseln um den Brustkorb und ein zweites um die Taille. Damit zieht ihr mich hinauf. Aus eigener Kraft schaffe ich es nicht."
    Falscher Stolz wäre hier fehl am Platz gewesen. Mein Körper hatte den Kampf gegen den Orkan noch längst nicht verkraftet. Und bevor mir Zephyda von den Armen rutschte, weil ich sie nicht mehr halten konnte ...
    Allein der Gedanke daran trieb mir Tränen in die Augen.
    Halgorate maß mich mit einem erstaunten Blick. „Sind alle Männer auf Baikhal Cain so wie du?" Wie überlegen sind dann erst die Frauen?, sollte es wohl heißen.
    Ich schüttelte den Kopf. „Baikhal Cain ist nicht meine Heimat, wohl aber die von Zephyda."
    Die Frauen verschnürten mich, dann ging es im Schritttempo aufwärts. Die Treppe wand sich in mehreren Kehren durch den Fels. Dazwischen gab es breite Plattformen mit Balustraden, gewissermaßen die Ausweichplätze dieser Einbahnstraße.
    Für den Aufstieg benötigten wir mehr als eine Viertelstunde. Oben warteten die Frauen mit der Trage, und ich bettete Zephyda wieder auf die Zweige und Stangen.
    Die paar Augenblicke des Atemholens nutzte ich und sah mich um. Die Motana hatten die Spitze des Bergkegels abgetragen und ein Plateau geschaffen, das zur Mitte hin leicht anstieg. Bäume und Büsche säumten die Siedlung. Teilweise bildeten sie einen natürlichen Zaun an der Abbruchkante. Die riesenwüchsigen Gewächse der Insel entdeckte ich hier oben nirgends. Es handelte sich um Vegetation von maximal zehn Metern Höhe.
    Ich sah ein paar Dutzend Hütten, teils aus Holz, teils aus Plastikelementen errichtet. Der Kunststoff passte nicht in die naturverbundene Umgebung, er stellte eindeutig einen Fremdkörper dar.
    Auf ein paar Dächern entdeckte ich Sonnenkollektoren, die ich hier am wenigsten vermutet hätte. Für mich war es ein Hinweis, dass die Motana auf Ore durchaus Kontakte zur Außenwelt pflegten oder irgendwann gepflegt hatten.
    Die Frauen hielten auf eines der Häuser zu, die weiter hinten zwischen hoch aufragendem Buschwerk standen. Eine junge Motana empfing uns.
    Halgorate stellte sie mir als Phylatoke vor, die Ärztin der Siedlung. Sie warf Zephyda einen flüchtigen Blick zu. „Legt sie gleich auf die Tafel!", wies sie die Artgenossinnen an.
    Die Motana betteten die Bewusstlose auf den blanken Holztisch, der mich eher an den Arbeitsplatz eines mittelalterlichen Metzgers erinnerte als an einen Operationstisch. Sauber war er allerdings.
    Phylatoke schickte die Frauen hinaus, dann ruhte ihr Blick auf mir. „Du kannst bleiben, wenn du still bist."
    Ich schwieg und setzte mich auf einen Holzklotz in der Ecke.
    Zephyda darf nicht sterben! Gleichzeitig mit diesem Gedanken war ich mir bewusst, dass es nicht in meiner Hand lag. Aber wenn es denn sein sollte, wollte ich wenigstens bei ihr sein.
    Sie sollte nicht allein zwischen lauter fremden Frauen sterben.
    Ich musterte die fünf Helferinnen, die den Raum betreten hatten. Sie bildeten einen Kreis um die Tafel und Phylatoke. Während die Ärztin mit der Untersuchung begann, fingen sie leise an zu summen.
    Phylatoke legte mehrfach die flachen Hände an bestimmte Körperstellen der Schwerverletzten. Aus einer Schublade kramte sie ein paar metallene und hölzerne Stäbe, zwei glitzernde Messer und eine Art Stechbeitel, bei dessen Anblick mir ganz anders wurde.
    Solche „Mordwerkzeuge" kannte ich aus dem terranischen Mittelalter von den so genannten Badern, die nicht nur Bart und Haupthaar geschert, sondern auch Zähne gezogen und verletzte Gliedmaßen abgehackt

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