2219 - Rorkhete
ihr uns hierher gerufen?, fragte Atlan.
Rorkhete hielt den Kristall hoch, den sie und der Shozide auf dem Tisch gefunden hatten.
Ein Speicherkristall!, rief Rhodan. Was ist auf ihm?
Das werden wir gleich erfahren. Rorkhete ging zu einem in der Wand eingelassenen Lesegerät und schob den Kristall in die dafür vorhergesehene Halterung.
Ein Holo erschien. Die Motana stießen aufgefegte Töne aus und wichen zurück. Zephyda blieb, ebenso wie die beiden Menschen und der Shozide, stehen. Hologramme, die der Realität zum Verwechseln ähnelten, Waren ihr immer noch unheimlich, aber sie hatte nichts anderes erwartet.
Vor ihren Augen erstand der Tisch wieder, auf dem sie den Kristall gefunden hätte. Das Glas war zur Hälfte mit einer hellblauen Flüssigkeit gefüllt. Dunkle, dünne Finger krümmten sich um das Glas. Sie gehörten einem Shoziden.
Er trug keinen Helm. Ob er keinen besaß oder ihn außer Sichtweite der Kamera abgelegt hatte, war nicht zu erkennen. Der Kopf wirkte wie ein Stummel auf dem wuchtigen Körper. Die Augen schienen Zephyda zu durchdringen. Sie waren krumme Schlitze, die von innen heraus leuchteten. Auf den ersten Blick wiesen sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den Katzenaugen der Motana auf.
Auf den zweiten ...
Zephyda fröstelte. Den Augen fehlten die Pupillen, als hätte sie jemand herausgeschnitten. Sie schimmerten feucht. Tränen?
Mir bleibt nicht mehr viel Zeit, sagte der Mann. Seine Stimme war leise, beschwörend und schien von allen Seiten zu kommen. Der. Shozide besaß die breiten Schultern Rörkhetes, aber seine Brust war eingefallen. Nicht mehr lange, und wir müssen aufbrechen. Ob wir zurückkehren werden ... ich weiß es nicht, auch wenn ich es v,or meinen Soldaten nie eingestehen würde. Ich lasse diesen Kristall zurück, für den Fall, dass ich in der Schlacht bleibe.
Der Mann straffte sich. Er trank einen Schluck, stellte das Glas wieder ab. Die Hand, die er zurückzog, zitterte.
Mein Name ist Troshmoud. Ich bin General der stolzen Flotte der Shoziden. Von dem, was von ihr übrig ist. Wir sind das letzte Aufgebot. Die notdürftig zusammengeflickten Reste aus alten Schlachten..:' Zephyda bemerkte, dass der rechte Arm des Generals schlaff herabhing. Eine Verstümmelung aus dem Kampf?
Das gilt sowohl für unsere Schiffe wie uns selbst. Die meisten unserer Raumer sind zivilen Ursprungs, hastig umgerüstet auf den wenigen verbliebenen Werften. Und die Soldaten? Kinder und Alte, mit Hilfe von Hypnoschulungen notdürftig vorbereitet. Die Schulungen haben ihnen beigebracht, die richtigen Knöpfe zu drücken. Was geschieht, wenn die ersten Schüsse fallen, ist offen. Niemand kann einen Soldaten auf die Realität der Schlacht vorbereiten. Er zerbricht an ihr oder zeigt sich ihr gewachsen. In wenigen Stunden werde ich wissen, wie sich meine Soldaten schlagen. Ich befürchte das Schlimmste. cDer General verstummte. Er drehte den Kopf weg, als folge er einem Ruf, bellte eine Reihe von Befehlen, die offenbar nicht von den Mikrofonen' erfasst wurden.
Die Schlacht, die vor uns liegt, wird die letzte sein. Unser Volk ist ausgelaugt, erschöpft. Gelingt es uns jetzt nicht, das Kriegsglück zu wenden, sind wir den Kybb wehrlos ausgeliefert. Sie werden keine Gnade kennen. Zu lange schon tobt der Kampf, zu viele Grausamkeiten sind geschehen, um eine glimpfliche Niederlage zu ermöglichen. Das Strafgericht der Sieger wird furchtbar sein.
Der General schwieg. Er blickte jetzt auf die Tischplatte, starrte durch sie hindurch. Am liebsten wäre Zephyda zu ihm geeilt, hätte ihn an den Schultern gefasst und ihm Mut zugesprochen. Es hätte nichts genutzt. Sie hatte ein künstliches Abbild vor sich. Troshmoud war seit langer Zeit tot, so oder so. Und der verlassene Planet sprach dafür, dass die Lageeinschätzung des Generals akkurat gewesen war.
Ich frage mich, sinnierte Troshmoud, wie es so weit hat kommen können. Wie hat alles begonnen? Was rechtfertigt den milliardenf achen Tod? Niemand weiß die Antwort. Der Krieg in der Großen Galaxis Ammandul und den Kleinen Zwillingen tobt schon so lange, dass niemand mehr ein anderes Leben kennt als das des Krieges. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir Shoziden - und auch die Motana - auf der richtigen Seite stehen. Die Schutzherren sind aufrichtig. Ihr Ziel ist nicht Unterwerf ung oder persönliche Bereicherung, sondern die friedliche Koexistenz aller Völker.
Viele glauben, dass die Schutzherren auf die Ritter der Tiefe zurückgehen. Ob das der
Weitere Kostenlose Bücher