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222 - Angriff auf die Wolkenstadt

222 - Angriff auf die Wolkenstadt

Titel: 222 - Angriff auf die Wolkenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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bestanden. Wenn nicht ein paar Schädelknochen und die eine oder andere skelettierte Hand aus dem Sand geragt hätten, wäre Nefertari wohl vorbei geritten.
    So aber wurde sie auf die Überreste menschlichen und tierischen Lebens aufmerksam. Sie hatte einige Gepäckteile ausgegraben. Darunter zwei halbvolle Wasserschläuche, eine volle Büchse gewürzten und mit Getreide angereicherten Tierfettes, das noch genießbar war, allerhand kleinere Werkzeuge, die ihr brauchbar erschienen, und eben diesen Mantel.
    Die Morgensonne löste sich vom Horizont. Nefertari versuchte ihren brennenden Durst und den fauligen Geschmack des Kamshaablutes im Mund zu ignorieren. Sie schob sich Aruulas Schwert in die Rückenkralle, hängte sich einen Lederrucksack um die Schulter und blickte sich um.
    Die Palme war noch immer gut zu erkennen, obwohl sie jetzt, im Licht des neuen Tages, keineswegs in den Himmel wuchs, sondern nur ein fingergroßer Schattenriss am südlichen Horizont war. Von den gefiederten Aasfressern keine Spur mehr. Nefertari machte sich auf den Weg nach Süden. Wo eine Palme wuchs, konnten eine zweite und dritte nicht weit sein.
    Die ersten hundert Schritte fielen ihr erstaunlich leicht.
    Danach empfand sie die Last des Schwertes und des Rucksacks mit jedem weiteren Schritt drückender. Ihr Herz begann zu klopfen und ihr Atem flog. Sie brauchte Wasser, sonst war es vorbei.
    Der Lederrucksack stammte aus den ausgegrabenen Gepäckstücken der Todeskarawane. Alles, was ihr brauchbar erschien, hatte Nefertari hineingestopft: drei Messer verschiedener Größe, eine Handvoll Goldstücke, die Dose mit dem restlichen Fett, ein Vergrößerungsglas, einen Kompass, ein zerfleddertes Buch, Landkarten einer Weltregion, die sie nicht kannte, ein Fläschchen Öl, drei Säckchen mit schwarzem Pulver und ein kleines, Funken schlagendes Werkzeug, mit dem sich unter Umständen ein Feuer entzünden ließ. Nefertari hatte es noch nicht ausprobiert.
    Als ihre Schritte immer qualvoller wurden, überlegte der uralte Geist in Aruulas Körper, von welchen dieser Gegenstände er sich trennen sollte, um das Gewicht zu vermindern. Nefertari entschied sich zunächst für zwei der Messer, die Goldstücke und das Buch, in dieser Reihenfolge.
    Erst einmal zog sie jedoch Aruulas Schwert aus der Rückenkralle, um es als Wanderstab zu benutzen. Als sie bei dieser Gelegenheit zurückblickte, erschrak sie: Der inzwischen fast vierhundert Schritte entfernte Kamshaa-Kadaver sah aus wie ein schwarzer, wogender Gefiederhaufen. Die Aasfresser hatten sich über ihn hergemacht.
    Die Angst kroch Nefertari durch die Knochen. Sie drehte sich um und schleppte sich weiter der Palme entgegen. Wenn sie nicht in den nächsten zwei Stunden etwas zu trinken fand, würde auch sie zum Festschmaus der Großvögel werden. Sie rammte das Schwert einen Schritt vor sich in den Sand, stützte sich auf den Knauf, schleppte sich vorbei, zog es heraus und rammte es einen Schritt vor sich wieder in den Sand. So arbeitete sie sich voran. Es sah nicht so aus, als würde die Palme wesentlich größer werden, doch als sie zurückblickte, waren die Aasfresser und der Kadaver schon über fünfhundert Meter entfernt.
    Halb bewusstlos hinkte Nefertari Schritt für Schritt nach Süden. Entweder gab es dort, irgendwo hinter der Palme, eine Oase, oder sie war sowieso verloren.
    Wir sind nicht allein, raunte eine Stimme in ihrem Kopf; Aruulas mentale Stimme.
    Nefertari zuckte zusammen und blieb stehen. Manchmal vergaß sie vollkommen, dass sie sich ja in einem fremden, eroberten Körper bewegte. Wenn die eigentliche Besitzerin sich dann meldete, erschrak sie jedes Mal. »Was willst du?«, zischte sie unfreundlich.
    Sieh dich um, forderte die Stimme in ihrem Geist.
    Schwer atmend auf Aruulas Schwert gestützt, blickte Nefertari nach allen Seiten. Weit im Nordwesten standen zwei Rauchfahnen. »Feuer brennen dort, na und?«, krächzte sie.
    Siehst du nicht, dass die Rauchwolken sich bewegen?, raunte Aruulas Stimme in ihrem Kopf.
    Wieder spähte Nefertari nach Nordwesten. Tatsächlich – die beiden Rauchfahnen waren deutlich größer geworden.
    Zwischen ihnen und dem Boden glaubte sie dunkle Flecken zu erkennen. Sie hinkte weiter.
    Die Palme war jetzt immerhin schon so groß, dass sie einzelne lange Blätter unterscheiden konnte. Nicht einmal vierhundert Schritte trennten sie mehr von dem Baum. Und wahrhaftig – gar nicht weit entfernt, vielleicht sechshundert Schritte dahinter wurden weitere Palmen

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