222 - Angriff auf die Wolkenstadt
Excellenz! Schnell!«
Und was sie nicht wirklich erwartet hatte, geschah: Noch völlig geschockt von dem Angriff der Pflanzen rollte de Rozier sich herum, kam auf die Beine und folgte ihrem Rat.
Tala aber drehte sich um und wollte sich auf den nächsten Angreifer stürzen.
Ein weißhäutiger Jüngling mit langem dunklen Haar richtete sich keine drei Schritte vor ihr auf. In seinen Augen glitzerte es. Sie riss den Degen empor, doch Dornenranken zogen sich um ihre Knöchel zusammen und rissen sie von den Beinen. Ihr Hieb ging ins Leere, sie stürzte ins stachelige Gestrüpp.
Als sie den Kopf hob, blickte sie in den Lauf einer Faustfeuerwaffe. Ein weißer Finger krümmte sich am Abzug.
Tala starrte dem Langhaarigen ins Gesicht – und dachte an Nabuu. Ich komme, mein Geliebter, dachte sie.
Ein Feuerblitz blendete sie. Dann explodierte die Welt…
***
Der Mann aus der Vergangenheit fixierte jeden einzelnen der Burschen. Abgerissene, struppige und verwilderte Gestalten waren das. In manchen Gesichtern erkannte er nur noch das Weiß des Augapfels, so dunkel war es inzwischen. Sein Herz klopfte ihm wild hinter dem Brustbein.
Aruula, endlich!
Da stand sie – gefesselt, mit blutender Nase, mit geschwollenen Augen und aufgeplatzten Lippen. Aber sie lebte.
Er hob seine Kalaschnikow. »Weg von ihr!« Die Männer sahen sich ratlos an. Vom hinteren Wagen lösten sich die Umrisse von Rulfans Gestalt. Mit gezücktem Säbel ging er langsam auf die wilden Burschen zu. Die Männer hoben ihre Waffen. Matt Drax drückte ab.
Er schoss vor ihren Füßen in den Sand. Sandfontänen spritzten auf, die Nomaden fingen an zu springen, die Frauen hinter dem Wagen schrien. Matt Drax schoss fast das gesamte Magazin leer, um genügend Eindruck zu schinden. »Ihr lasst sie los, oder ich mache weiter!«
Er fuhr herum und gab einen einzelnen Schuss auf das große Wasserfass hinter sich auf dem Wagen ab. Die Kugel durchschlug das Holz, ein Wasserstrahl spritzte aus dem Schusskanal. Eine der Frauen schrie laut auf, rannte herbei und verschloss das Loch mit dem Handballen.
»Lasst sie los!« Maddrax zielte auf das Fass. »Ihr lasst sie gehen, oder ihr seid erledigt!« Er brüllte die Worte und schoss erneut in den Sand.
Die Kerle duckten sich erschrocken. Sie riefen sich kurze, abgehackte Sätze zu. Endlich ließen sie Aruula los und traten weg von ihr. Rulfan ging zu ihr und löste ihre Fesseln. Dabei begrüßte er sie mit ein paar Worten, doch sie schien gar nicht zuzuhören. Wahrscheinlich stand sie unter Schock.
Doch dann schüttelte sie sich, wischte sich mit dem Handrücken das Blut von Lippen und Nase und stapfte auf Matt zu. Er ging ihr entgegen. Mit der Rechten zielte er weiter auf die Männer, mit der Linken fasste er nach ihrer Schulter, um sie an sich zu ziehen. »Aruula… ich bin so froh, dass wir dich gefunden haben…«
Sie schob seinen Arm zur Seite, ging an ihm vorbei zum Wagen mit dem Fass. Dort stieß sie die Frau zu Boden, riss den Mund auf und hielt ihn unter den Wasserstrahl. Sie trank gierig wie ein Tier, und Rulfan und Matt Drax beobachteten sie verblüfft.
Sie ließen die Nomaden zurück. Ein letzter Feuerstoß vor ihre Füße sollte sie ermahnen, ihnen nicht zu folgen.
Dann stapften sie durch die nächtliche Wüste. Aruula gab sich wortkarg und wich Matts und Rulfans Blicken aus. Kein Zeichen der Freude, dass sie endlich wieder vereint waren.
Selbst als sie Aruula ihr Schwert überreicht hatten, war nicht mehr als ein Zucken um ihre Lippen gelaufen. Wortlos hatte sie es in ihre Rückenkralle geschoben. Die beiden Männer konnten sich nicht erklären, was mit ihr los war. Auf die Frage, wo Daa’tan und der Daa’mure abgeblieben waren, antwortete sie nicht.
Um ein Gespräch in Gang zu bringen, erzählten die beiden Männer, was sie seit der Trennung am Uluru erlebt hatten.
Aruula stellte danach nur eine einzige Frage: »Wohin bringt ihr mich?«
Überaus besorgt blickte Matt Drax zu Rulfan. Doch es war zu dunkel, um in seiner Miene lesen zu können. Alles an seiner Gefährtin kam dem Mann aus der Vergangenheit fremd und kalt vor. Als wenn sie es gar nicht selbst wäre. Das konnte doch nicht nur die Nachwirkung der Gefangenschaft – vielleicht sogar einer Folter – sein.
»Zwei Stunden von hier gibt es eine Oase«, sagte er. »Dort haben wir ein Luftschiff gelandet. Damit fliegen wir zur Wolkenstadt des Kaisers de Rozier.«
Aruula nickte nur stumm.
***
Kanonendonner weckte Elloa. Sie wachte auf und
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