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2221 - Die Sekte erwacht

Titel: 2221 - Die Sekte erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erhöhten Podest vor einem etwa zehn Meter breiten Fenster saß ein kleiner Mann mit schütterem blondem Haar. Einige Schritte von ihm entfernt hatte eine zierliche Frau in einem Sessel Platz genommen. Sie hielt ein fünfjähriges Kind auf den Knien.
    Clarian schritt in den Salon hinein und blieb etwa drei Meter vor seinen Eltern stehen. Seinem Bruder schenkte er ein flüchtiges Lächeln. Der Kleine antwortete ihm, indem er die Zunge herausstreckte. „Du hast mich abführen lassen wie einen Kriminellen, Vater", sagte er anklagend. „Musstest du mich in aller Öffentlichkeit derart bloßstellen?"
    „Wir haben heute einen schweren Verlust erlitten", berichtete Doffran Goricellein. Geziert griff er nach einer Teetasse, hob sie an die Lippen und nahm einen kleinen Schluck von der dampfenden Flüssigkeit. „Was geht das mich an?", fragte Clarian. „Terroristen haben unsere neue Fabrik angegriffen und die technischen Einrichtungen zerstört. Totalschaden. Es wird Monate dauern, alles wieder aufzubauen."
    „Und wer steckt dahinter?"
    „Das ist keineswegs so klar, wie es scheint. Viele haben die Gon-Orbhon-Sekte als Initiator in Verdacht. Doch das glaube ich nicht."
    „Und weshalb hast du mich geholt?"
    „Weil du einen Narren aus dir machst!" Doffran Goricellein hielt es nicht mehr auf seinem Platz. Er sprang auf, stieg von dem leicht erhöhten Podest herab und durchquerte den Salon. Unter dem Gemälde seines Vaters, des Firmengründers Astraman Goricellein, blieb er stehen, als wolle er sich durch dieses mächtige Hologramm Hilfe und Unterstützung verschaffen. „Wie kannst du dich auf öffentliche Plätze stellen und singen? Bist du nicht bei Verstand? Hast du schon einmal daran gedacht, was du der Familie antust? Bis jetzt ist die Presse noch nicht auf dich aufmerksam geworden, weil man dich für einen bettelnden Penner hält. Aber das kann sich sehr schnell ändern, wenn bekannt wird, dass es Clarian Goricellein ist, der einen Narren aus sich macht. Ich befehle dir, sofort damit aufzuhören."
    Clarian blieb ruhig. „Warum?"
    „Weil ich es dir befehle. Dein Platz ist hier bei uns. Dein Platz ist im Unternehmen. Wozu habe ich dich studieren lassen? Wir brauchen dich an unserer Seite. Deine Aufgabe ist es, die betriebwirtschaftlichtechnischen Abläufe unserer Fabriken zu kontrollieren und zu lenken." Doffran Goricellein griff sich an den Kopf. Seine Lippen wurden schmal. „Du hast eine Verantwortung, der du dich stellen musst. Die Jahre der Kindheit sind schon lange vorbei. Nur ein Narr kann sich auf die Straße stellen und singen. Nur ein Geisteskranker macht so was."
    „Ich liebe die Musik, Vater."
    „Die kannst du auch lieben, während du im Unternehmen arbeitest. Wenn du deine Pflichten erfüllt hast, kannst du dich von mir aus sogar in dein Badezimmer stellen und singen, bis die Fliesen von den Wänden fallen." Er blieb stehen und hämmerte mit den Knöcheln seiner Hand auf eine Tischplatte."Schluss und aus mit diesen Albernheiten!"
    Clarian lächelte freundlich. „Diese Albernheiten, wie du sie nennst, sind außerordentlich wirksam gegen die Gon-Orbhon-Sekte. Die Leute wenden sich von der Versammlung ab und hören mir zu. Die Adjunkten drehen fast durch vor Wut. Was könnte uns Besseres passieren?"
    „Ich will aber nicht, dass mein Sohn diese Sekte bekämpft, sondern dass er unsere Betriebe leitet und perfektioniert." Die Stimme des Vaters wurde schrill. „Du wirst tun, was wir verlangen, oder du verlierst sämtliche Rechte als unser Sohn. Es gibt keine Zahlungen mehr an dich. Du kannst dein Haus räumen. Du verlierst alles."
    Clarian wandte sich an seine Mutter. Sie blickte ihn mit grauen, kalten Augen an. Kein Muskel bewegte sich in ihrem bleichen Gesicht, das wie aus Marmor geschliffen zu sein schien. „Mutter!"
    „Dein Vater teilt dir lediglich mit, was ich beschlossen habe", erwiderte sie. „Beuge dich oder vergiss, dass wir deine Eltern sind."
    „Aber die Musik bedeutet mir alles. Sie ist mein Leben. Ich kann nicht auf sie verzichten. Sie ist meine Erfüllung. Könnt ihr das nicht einsehen? Warum muss ich unbedingt Unternehmen leiten? Warum können wir dafür nicht Spezialisten einstellen, die das noch viel besser können als ich?„„Du bist ein Goricellein", stellte sein Vater kalt fest. „Und ein Goricellein erfüllt seine Pflicht. Wie diese auch immer aussehen mag."
    Seine Mutter war die beherrschende Persönlichkeit in der Familie. Was sie sagte, das galt. Der Vater repräsentierte

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