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2229 - Zuflucht der Motana

Titel: 2229 - Zuflucht der Motana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Soldatin Venga. Sie müsste ihrer Heimat den Rücken kehren, ihre Freunde, ihre Familie zurücklassen, sich einer strengen Disziplin unterwerfen. Ihre Flinkheit, der sie die Aufnahme in das Botenkorps verdankt, würde einem neuen Zweck dienen, dem zu töten."
    Vengas Kopf ruckte hoch. Die Botin öffnete den Mund. „Vielleicht hätte Venga Glück, und sie würde eines Tages unverletzt nach Kimte zurückkehren - aber sie wäre nicht mehr dieselbe. Das unbeschwerte Mädchen, das uns erfreut und zuweilen ärgert, wäre im Krieg geblieben. Oder vielleicht hätte sie auch Pech, und die Kybb-Cranar würden sie töten. Sie und viele andere, bis sie den Krieg gewonnen hätten. Die Kybb-Cranar würden der Freiheit Tom Karthays ein Ende bereiten."
    Kischmeide wandte sich wieder an die Menge. „Motana, seht sie euch an! Venga steht für die vielen Millionen Motana, über deren Schicksal wir heute entscheiden. Wer von euch kann es vor seinem Gewissen verantworten, sie zum Tode zu verurteilen?"
    Niemand antwortete Kischmeide. Zephyda suchte verzweifelt nach einer Gegenrede, aber noch bevor sie ihre Gedanken ordnen konnte, stimmte eine Wegweiserin in den oberen Rängen einen Gesang an.
    Weitere Frauen stimmten ein, und bald erfüllte ein Chor von sechzig Stimmen das Blisterherz. Sie sangen den Choral des süßen Friedens.
    Zephydas Bitte war abgelehnt. „Ihr begeht einen großen Fehler!", schrie Zephyda, um den Gesang zu übertönen. „Ihr lasst die einzige Chance in Jahrtausenden verstreichen. Ich kann das nicht hinnehmen." Sie zeigte auf Kischmeide. „Ich werde nicht ruhen, bis diese Frau ihres Amtes enthoben ist!"
     
    EPILOG
     
    Der Rückweg verlief bedrückend. Den Choral des süßen Friedens in den Ohren -den Gesang ihrer Niederlage -, verließ Zephyda das Blisterherz, so schnell es ihr möglich war, ohne würdelos zu erscheinen.
    Du hast versagt, dachte Zephyda. Du hast dich gehen lassen. Wie konntest du Venga angreifen? Du hattest die Wegweiserinnen beinahe auf deiner Seite!
    Im Vorraum, des Pflanzendoms nahm eine Abteilung Bogenschützen sie schweigend in Empfang und führte sie den Serpentinenweg hinauf zur Palisade. An einer Spitzkehre nahm Zephyda wahr, dass sich die beiden Menschen ihr angeschlossen hatten. Sie wirkten niedergeschlagen. Atlan versuchte, Blickkontakt zu ihr aufzunehmen, rief sogar etwas, das jedoch in dem Choral, der den Stummen Gürtel erfüllte, unterging.
    Zephyda drehte den Kopf weg. Wieso bist du nicht früher auf mich zugegangen? Ich hätte jedes Quäntchen Unterstützung brauchen können.
    Am Palisadentor übergab die Bogenschützeneskorte Zephyda und die beiden Menschen einer jungen Motana. Ihre Uniform wies sie als Angehörige des Botenkorps aus, aber ihre kühle, sachliche Art stand in schmerzhaften Gegensatz zu der Vengas. Zephyda fragte sich, ob das Verhalten der Motana eine Folge ihrer Niederlage vor der Versammlung war oder einfach nur ihren üblichen Umgangsformen entsprach.
    Oder, kam ihr der Gedanke, es ist die Strafe dafür, wie ich mit Venga umgesprungen bin. Ich könnte es ihr nicht verübeln.
    Zephyda schämte sich für ihren Angriff gegen die Botin. Was hatte sie nur geritten? Aber nun war es zu spät, der Schaden war angerichtet. Sie hatte ihre Strafe erhalten.
    Sie durchquerten den Blütegürtel in niedergedrückter Schweigsamkeit.
    Bald empfing sie die Monotonie des Graugurtels. Die Botin, die von Anfang an einen schnellen Schritt vorgelegt hatte, beschleunigte noch einmal, wollte offenbar die ungeliebte Aufgabe so rasch wie möglich hinter sich bringen. Zephyda war es nur recht.
    In düstere Gedanken versunken, folgte sie der Botin - und wäre um ein Haar auf sie geprallt, als die Motana unvermittelt Halt machte. „Was ist los?", fragte Zephyda. „Sind wir schon am äußeren Wall?"
    Die Botin antwortete nicht. Zephyda hörte leise, gezischte Worte. Der Rücken der Botin straffte sich, als nähme sie Kampfhaltung ein. Dann überlegte sie es sich anders und trat zur Seite.
    Zephyda erwartete einen der Graugärtner zu sehen, aber an der Lumpenkleidung der Gestalt, die vor ihr stand, hingen nur ein paar Flecken Flodder. Eine Kapuze verdeckte ihr Gesicht.
    Zephyda erkannte die Gestalt sofort wieder. Es handelte sich um den Vermummten, der sich als einziger Mann im Blisterherzen aufgehalten hatte. „Wer bist du?", fragte sie.
    Der Mann schlug die Kapuze zurück und entblößte ein knochiges Gesicht, in dem zwei helle Katzenaugen funkelten. „Ich bin Yanathon,

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