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223 - Die Sünden des Sohnes

223 - Die Sünden des Sohnes

Titel: 223 - Die Sünden des Sohnes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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jetzt?«, flüsterte der Rotschopf. »Was machen wir jetzt?«
    »Was du machst, weiß ich nicht. Ich wollte in den Palast eindringen und den Kaiser befreien, damit er den Gegenschlag organisieren kann.«
    »Gut.« Rönee nickte langsam. »Nehmen wir das Luftschiff.«
    »Genau das hatte ich vor.« Rulfan ging zum Nordfenster und spähte zum Palast hinauf. Er war etwa fünfhundert Meter entfernt. »Ist der Kessel noch heiß?« Rönee nickte. »Kannst du das Luftschiff so dicht über das Palastdach hinweg steuern, dass wir dort abspringen können?«
    Der Rotschopf spähte zum Nordfenster hinaus und nickte wieder. »Müsste gehen. Wenn sie uns allerdings erwischen, sind wir erledigt.«
    »Das lässt uns keine Alternativen, nicht wahr?« Rulfan schnitt eine grimmige Miene. »Wir dürfen uns einfach nicht erwischen lassen.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die Armaturen neben der Brennkammer. »Hoch mit dem Gerät.«
    Der Rotschopf wandte sich den Schaltern und Hebeln zu. Er öffnete die Ventile der Dampfdruckkammer und begann heiße Luft in den Trägerballon zu leiten. Rulfan schob Brennmaterial in die Brennkammer. Vier Minuten später löste sich die Roziere vom Boden und stieg in die Lüfte.
    Etwa zehn Meter über dem Startplatz fuhr Rönee die Dampfmaschine hoch. Das Stampfen des Kolbens hallte durch die nächtliche Stadt. Der Propeller drehte sich.
    Rulfan griff in den schwarzen Ledersack und fischte zwei Faustfeuerwaffen samt Munition heraus. Eine reichte er dem Rotschopf, die andere steckte er in seinen Hüftgurt. Dann stellte er sich hinter das Steuerruder und lenkte das Luftvehikel dem Palast entgegen. Unentwegt blickte er nach links und rechts zu den Gondelfenstern hinaus.
    Es lag keine große Distanz zwischen Palast und Luftschiffplatz, doch die Roziere brauchte einen langen Anlauf, bis sie auf Touren kam. So waren sie ziemlich gemächlich unterwegs. Bald vernahmen sie Stimmen von unten aus der Stadt. Obwohl Rulfan nicht verstand, was da gerufen wurde, betraf es doch eindeutig sie und ihr Luftschiff. Wenn nicht irgendeine Antwort erfolgte, würde man Alarm auslösen oder gleich zu schießen beginnen.
    Rulfan überzeugte sich davon, dass der Kurs stimmte. Dann stellte er das Steuerruder fest, öffnete die Gondelluke und winkte hinunter. Etwa ein Dutzend Huutsi-Krieger hatten sich knapp fünfzehn Meter unter ihnen zusammengerottet. Rulfan blickte nach Norden – der Palast war noch knapp hundertfünfzig Meter entfernt.
    Rulfan winkte. Zwei oder drei Huutsi-Krieger winkten zaghaft zurück. Sein Federbusch schien sie zu überzeugen. Doch leider nicht alle. Fragen klangen zu ihnen empor, die Rulfan nicht verstand, ja nicht einmal zu deuten wusste. Er beugte sich vor und stieß einen unverständlichen Laut aus.
    Wieder aufgeregte Stimmen von unten. Ein Blick zum Palast – noch etwa sechzig Meter. Sie flogen über einen kleinen Park hinweg. Rulfan ging zurück ans Steuerruder. Er drehte die Gondel so, dass die Luke nach Norden wies. »So dicht über das Dach wie möglich!«, rief er dem Rotschopf zu.
    Schüsse hallten über die nächtliche Stadt. Offensichtlich hatte er die Meute nicht überzeugen können. Aber der Angriff kam zu spät: Sie flogen bereits über die Dachkante des Palastes hinweg. Rulfan stürzte zur offenen Luke und schnappte sich den Ledersack mit den Waffen. Keine zwei Meter unter dem Albino glitt das Dach des Palastes vorbei. Die Roziere schwankte. »Komm schon!«, zischte Rulfan. Er warf die Waffen aufs Dach, sprang hinterher. Rönee folgte ihm.
    Rulfan brach mit dem rechten Bein ein und verdrehte es sich fast. Er fluchte. Warum hatte er nicht bedacht, dass hier alles mit leichten Materialien erbaut war? Er hätte genauso gut vollständig durch das Dach brechen können. So aber bekam er sein Bein rasch wieder frei und blieb flach liegen. Unter dem gezackten Loch war und blieb es finster.
    Das Luftschiff, um fast zweihundert Kilo leichter, machte einen Satz nach oben. Die Männer robbten zu dem Sack mit den Waffen, zerrten ihn in die Deckung eines großen Dacherkers und verharrten dort.
    Rulfan spähte der Roziere hinterher. Sie gewann weiter an Höhe. Als sie das Areal des Palastes wieder verließ, wurden sie von unten mit Feuerwaffen beschossen. Bald verschwammen ihre Umrisse mit der Dunkelheit. Ein paar Minuten später jedoch hörten Rulfan und der Rotschopf es von fern krachen und splittern. Das Luftschiff war in den Wald gestürzt.
    »Wenn ich richtig mitgezählt habe, ist dies das vierte

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