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223 oder das Faustpfand - ein Kriminalfall

223 oder das Faustpfand - ein Kriminalfall

Titel: 223 oder das Faustpfand - ein Kriminalfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Residenz
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58 Jahre alte, in der Gärtnergasse 17/8 im dritten Wiener Gemeindebezirk wohnhafte Privatangestellte Klemens Markus mit einem Packen seiner Tatortfotos in das Wiener Landesgericht für Strafsachen und erstattet Anzeige wegen der 223 in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai in Hofamt Priel massakrierten Juden.
Da ich heute im Hause zu tun hatte, habe ich die von mir gemachten Fotos einem Beamten in der Staatsanwaltschaft im 5. Stock gezeigt, durch den ich dann zur Abteilung Ng 3c verwiesen wurde
, heißt es in dem Protokoll, das man mit ihm bei Gericht aufnimmt.
    Der Zeuge Markus schildert dem Richter Dr. Rosner seine tatrelevanten Wahrnehmungen, die er bei seinem Aufenthalt in Persenbeug vom 14. April bis 17. Mai 1945 gemacht hat, und nennt auch 2 mögliche Tatverdächtige, die am Massenmord mitbeteiligt gewesen sein könnten:
Nach diesen Ermordungen wurden Vermutungen laut, dass diese Ermordungen auf den Kreisleiter Reindl, der Malermeister in Melk war, oder den Landrat zurückzuführen seien
. Weiters übergibt Markus dem Gericht einige seiner Fotos:
Ich habe am Vormittag des 3. Mai 1945 ca. um 10 Uhr Aufnahmen von den in der Nähe von Hofamt Priel ermordeten Juden gemacht. Diese Leichen waren zum Teil mit Benzin begossen und in Brand gesteckt worden. Ich habe auch anschliessend in den Baracken selbst 26 in ihren Betten ermordete Juden gesehen. Ich lege Abzüge der von mir am 3. Mai gemachten Aufnahmen über die Ermordungen zu Akte; die Negative von diesen Aufnahmen und noch weitere befinden sich in meinen Händen
.
    Heute liegt der entsprechende Gerichtsakt im Wiener Stadt- und Landesarchiv, wobei sämtliche Fotos von Klemens Markus fehlen. Die Frage, wer sie wann und aus welchem Grund daraus entfernt hat, wird sich wohl nicht mehr klären lassen.
    Im Jahr 2000 erscheint ein Bildband unter dem Titel »Hofamt Priel in alten Ansichten«, für welchen dem Herausgeber Friedrich Schabschneider alte Fotografien und Ansichtskarten von der lokalen Bevölkerung zur Verfügung gestellt wurden, die er nach Drucklegung des Buches wieder retourniert. In dem idyllisch-lokalhistorischen Werk sind irritierenderweise auch 3 Fotos von Leichenhaufen zu finden. Auf Anfrage kann sich der Herausgeber im Jahr 2005 nicht mehr daran erinnern, wem er diese Aufnahmen zurückgegeben hat. Auch eine diesbezügliche Suchanzeige in der Gemeindezeitung von Hofamt Priel bleibt erfolglos.
    Der ehemalige NSDAP-Kreisleiter von Melk, Heinrich Reindl, wird wegen der Judenmorde in Hofamt Priel am 3. April 1948 vor das Landesgericht Wien geladen und seltsamerweise nicht als Beschuldigter, sondern als Zeuge vernommen. Reindl streitet rundweg jede Beteiligung an dem Massaker ab, und das Gericht schenkt ihm Glauben. Aufgrund der Anzeige von Klemens Markus wird auch der ehemalige Landrat des Kreises Melk, Dr. Leopold Convall, am 16. April 1948 vor Gericht geladen, und zwar vor das Bezirksgericht Melk, und ebenfalls nur als Zeuge, nicht als Verdächtiger oder Beschuldigter vernommen. Dr. Convall lehnt jede Mitwisserschaft oder gar Beteiligung an dem Massenmord ab und beruft sich im Übrigen erfolgreich auf die von ihm organisierte Rettungsaktion für die überlebenden Opfer. Seinen Anteil an dieser Rettungsaktion und auch an den von Revierinspektor Winkler geführten Ermittlungen gegen die SS-Täter bauscht er hemmungslos auf.
    Weiters wird am 17. August 1948 der damals 55 Jahre alte Revierinspektor Franz Winkler im Kreisgericht Krems als Zeuge vernommen. Der längst am Posten Mautern Dienst tuende Gendarm bringt 2 neue mögliche Tatbeteiligte ins Spiel.
Es wurde festgestellt durch Herumfragen unter der Ortsbevölkerung, dass am Vortage der Ermordung in Persenbeug ein gewisser Alfred Weidmann (glaublich 1917 geboren) gesehen wurde und bei dem Verdacht besteht, dass er jenem SS-Kommando, welche die Erschießungen durchgeführt hat, nähere Ortskenntnisse vermittelte. Dieser Weidmann war nämlich damals in der Nähe von Amstetten wohnhaft, kam aber häufig zu seinen in Persenbeug wohnhaften Eltern. Dieser Alfred Weidmann war HJ-Bannführer des Gaues Niederdonau und ein verbissener Nationalsozialist. Dass er bei den Erschiessungen selbst dabei war, konnte nicht erhoben werden. Dieser Weidmann ist ausgeschrieben zur Verhaftung im Fahndungsblatt der Staatspolizei Wien Nr. 4/45. Der Verdacht auf Beteiligung an den Judenmorden richtet sich auch gegen einen reichsdeutschen SS-Oberscharführer N. Frick aus dem Rheinland. Derselbe war Lagerkommandant des SS-Umsiedlerlagers

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