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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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laut, der Antwort entgegenfiebernd.
    „Positiv." Zum ersten Mal schlich sich ein Gefühl in Allister Lakes monotone Stimme. Befriedigung.
    Grimmige Befriedigung. „Leistung konstant bei neunzig Prozent. Deuteriumvorrat bei sechsundachtzig Prozent."
    Kellborn war erleichtert. Immerhin etwas funktioniert noch, sagte er sich. Auch wenn der Energieausstoß nicht mehr ausreicht, um die primären Bordsysteme zu betreiben. „Prallfeld?"
    „Positiv. Leistung bei zweiundsechzig Prozent und weiter fallend."
    Natürlich fallend. Mit jedem verstreichenden Tag wurde der Orbit um Bart Spurr enger, rückte die Tausende von Grad heiße Sonnenoberfläche näher und näher. Und das schützende Prallfeld war für diese Dauerbelastung nicht ausgelegt. Es war ein Wunder, dass es überhaupt so lange durchhielt. Dass sie noch nicht im superheißen Fusionsatem des Roten Riesen verbrannt waren.
    „Notfallpositronik?", fragte Kellborn, entschlossen, das Ritual der Statusabfrage bis zum Ende durchzuführen.
    „Positiv."
    Aber das war ein schwacher Trost. Die Kapazität der Notpositronik war so begrenzt wie die Energieleistung des Notreaktors. Sie reichte gerade aus, um die gefährlichen Fluktuationen im Prallfeld zu regeln und die Lebenserhaltung zu steuern. Steinzeit-Technologie. Nur installiert, um für den unwahrscheinlichen Fall des Versagens sämtlicher syntronischen Primärsysteme das Überleben der Station zu sichern.
    Aber der unwahrscheinliche Fall war eingetreten.
    Am 11. September 1331 NGZ, vor knapp sechs Monaten. Der Hyperimpedanz-Schock. Die – angeblich – universumsweite Veränderung der hyperphysikalischen Konstanten. Es war aber auch egal, selbst wenn das Phänomen „nur" auf die Milchstraße beschränkt wäre, an der Lage der CASINO UNIVERSO hätte das nichts geändert. Das Ende der syntronischen Ära, das Ende der modernen Raumfahrt, vielleicht das Ende der Zivilisation.
    Und ganz gewiss unser Ende, dachte Kellborn. Er schauderte.
    Rhodan hat davor gewarnt, sagte er sich. Schon seit Jahren. Aber die meisten haben ihm nicht geglaubt. Kellborn hatte ihm nicht geglaubt. Dennoch war es geschehen. Mit allen Konsequenzen.
    Er starrte den brodelnden, tödlichen Sonnenball im einzigen funktionierenden Großholodisplay der Zentrale an. Bart Spurr war greifbar nah. Unaufhaltsam stürzte das CASINO UNIVERSO in einer spiralförmigen Bahn dem stellaren Fusionsofen entgegen. Es gab keine intakten Antriebssysteme mehr, die diesen Sturz verlangsamen oder umkehren konnten. Der Hyperimpedanz-Schock und ein darauf folgendes schweres Raumbeben, durch das die Gravo-Absorber überlastet worden waren, hatten die mobile Raumstation in ein Wrack verwandelt. Die Schäden waren mit Bordmitteln nicht zu beheben.
    Rettung konnte nur von außen kommen. Sofern es nicht überall in der Milchstraße so aussah wie in der Raumstation.
    Kellborn ballte unwillkürlich die Hände. Die Hilflosigkeit zerrte an seinen Nerven, das endlose, sinnlose, unerfüllte Warten. In der Bordmediothek gab es ein Trividdrama, das auf einem Stoff aus den Anfangstagen des Solaren Imperiums basierte, aus der Antike gewissermaßen: Warten auf Godot.
    Genauso war es hier. Fast hätte er hysterisch aufgelacht, aber er bezwang sich. Er durfte nicht die Nerven verlieren. Nicht jetzt, nicht vor seinen Leuten, die auf seine Kompetenz, seinen Durchhaltewillen vertrauten.
    Er war der Kommandant.
    Die Crew blickte zu ihm auf, die Gäste des CASINO UNIVERSO verließen sich auf ihn. Er durfte sie nicht enttäuschen.
    Er atmete tief durch und fragte: „Hyperfunkgerät?"
    „Status positiv", meldete Allister Lake. „Leistung bei einundzwanzig Prozent. Notrufimpuls wird weiter einmal täglich abgestrahlt." Er drehte sich in seinem Kontursessel zu Kellborn um und blickte düster drein. „Bisher ohne jede Antwort."
    „Verstanden." Der Kommandant nickte. „Wir versuchen es weiter, Allister. Früher oder später wird jemand den Impuls empfangen. Früher oder später wird man unseren Notruf hören und Hilfe schicken."
    „Aber Kommandant ..." Lilien Obracht, die zierliche blonde Plophoserin, die während der gesamten Statusabfrage geschwiegen hatte, ergriff zum ersten Mal an diesem Stationsmorgen das Wort. Ihre Stimme klang dünn und ängstlich in der ungewohnten Stille der Zentrale. „Uns bleiben nur noch drei, höchstens vier Tage, bis das Prallfeld zusammenbricht und wir verglühen. Wir können es uns nicht leisten, noch länger zu warten. Wir müssen irgendetwas tun."
    Sie brach ab

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