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2235 - Todesspiele

Titel: 2235 - Todesspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und biss sich auf die Lippe, als ihr dämmerte, dass sie nichts tun konnten, dass das Warten auf ein Wunder ihre einzige Chance war.
    „Vielleicht", warf Lake ein, „sollten wir den Hyperfunk-Notimpuls häufiger ausstrahlen. Mehrmals am Tag. Jede Stunde."
    Kellborn schüttelte müde den Kopf. „Unmöglich", erwiderte er. „Wir haben einfach nicht genug Energie."
    Was das Prallfeld nicht verschlang, wurde von den Lebenserhaltungssystemen, der Wasseraufbereitung und den Nahrungsherstellern verbraucht. Wenn sie mehr Energie in das Hyperfunkgerät leiteten, konnten sie die Aufbereiter oder die Lufterneuerer nicht mehr betreiben.
    Außerdem würde die Klimaanlage versagen, die ohnehin schon unter der Resthitze ächzte, die das stetig schwächer werdende Prallfeld durchdrang. Und nach sechs Monaten ohne Nachschub waren die Vorratslager der Station erschöpft. Die zweihundertköpfige Crew und die knapp tausend Gäste des CASINO UNIVERSO würden ersticken, verdursten oder verhungern.
    Trotzdem spielte Kellborn einen Moment mit dem Gedanken, auf Lakes Vorschlag einzugehen. Wie Lilien gesagt hatte, in drei oder vier Tagen waren sie ohnehin tot. Die rote Riesensonne würde die Station und alle Lebewesen an Bord verbrennen.
    Drei oder vier Tage, dachte der Kommandant. In dieser Zeitspanne konnte vieles geschehen.
    Vielleicht hatte man auf Lepso ihren Notruf empfangen. Verdammt, die Freihandelswelt war nur 214 Lichtjahre entfernt. Selbst wenn der Hyperimpedanz-Schock die Reichweite des Senders reduziert hatte, musste er noch stark genug sein, um Lepso zu erreichen. Vielleicht war die Rettung schon unterwegs.
    Vielleicht näherte sich in dieser Sekunde ein Frachtschiff mit neuen Vorraten der Raumstation, oder ein Tender mit Ersatzteilen für den Gravo-Jet-Antrieb, und sie würden den Sturz in die Sonne in letzter Sekunde verhindern können.
    „Wir bleiben bei dem derzeitigen Rhythmus", sagte er entschlossen. „Der Notimpuls geht einmal pro Tag raus. Zumindest auf Lepso wird man ihn hören. Bestimmt."
    Er lächelte aufmunternd, doch die Gesichter der Zentralecrew blieben ernst. Nervöse Blicke wurden gewechselt, furchtsam und ohne Hoffnung.
    Zumindest auf Lepso wird man ihn hören, wiederholte Kellborn in Gedanken, wie um sich selbst zu ermutigen. Und trotz der aussichtslosen Situation amüsierte er sich über die Ironie, die darin lag. Dass er Hilfe von einer Welt erwartete, die seit Jahrtausenden ein Dorado für Schwarzhandels– und Schiebergeschäfte war, ein sicherer Hafen für alle Dunkelmänner und Kriminellen der Galaxis, eine Eiterbeule aus Verbrechen, Betrug und Heimtücke.
    Er dachte an Gunnarton Trak und seinen großen Traum vom großen Geld, seine wunderbare Illusion, dass das CASINO UNIVERSO zu einem Treffpunkt für den galaktischen Jetset werden und Millionen und Abermillionen Galax in die Kassen des Konsortiums spülen würde. Trak hatte sich gründlich getäuscht.
    Die zahlungskräftigen Finanzmagnaten und Industriekapitäne, die Trivid-Stars und reichen Müßiggänger waren ausgeblieben: Für sie war die BASIS der angesagte Treffpunkt, das „Schiff mit dem Atem der Äonen", wie es beworben wurde. Stattdessen hatte sich die Halb- und Unterwelt von Lepso in der Station eingenistet, Verbrecher jeder Couleur, Mörder und Drogenhändler, Börsenhaie und Wirtschaftskriminelle, Falschspieler und Trickbetrüger, der Bodensatz der Milchstraße. Kellborn hatte sich inzwischen daran gewöhnt.
    Er war zu alt für einen Neuanfang. Schon damals, als er Traks Angebot angenommen hatte, war er fast zu alt dafür gewesen, und er war in der Zwischenzeit nicht jünger geworden. Die Raumstation CASINO UNIVERSO war sein letztes Kommando – auch ohne die Anhebung des Hyperphysikalischen Widerstands, die jeden Gedanken an eine Rückkehr in den Dienst einer der galaktischen Reedereien illusorisch machte.
    Nein, er würde nicht aufgeben. Er würde bis zum bitteren Ende seine Pflicht erfüllen. Wie es von einem Kommandanten erwartet wurde.
    In seinem Rücken hörte er das Zischen des aufgleitenden Hauptschotts und schwang in seinem Kontursessel herum. Büdyk Tyn stürmte in die Stationszentrale, der Blue, der seit der Eröffnung des interstellaren Casinos die Sicherheitskräfte – die „Casino-Cops" oder kurz CC – befehligte. Dem fremdartigen Gesicht des Tellerkopfs war keine Gefühlsregung anzusehen, aber Kellborn hatte es ohnehin noch nie vermocht, die Gemütslage eines Blues einzuschätzen. Tyn öffnete den schmalen Mund und

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