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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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das sind nur temporäre Schwankungen. Dir fehlt die Perspektive, mein Freund."
    „Mag sein. Aber hier hast du eine Reihe von Daten nicht in deine Darstellung aufgenommen. Hier, siehst du?" Aktakul verschob mit fließenden Bewegungen, die viel von seinem Geschick ahnen ließen, einige Hologrammzeilen, fügte neue ein und knüpfte die entsprechenden Verbindungen. Die Abbildung veränderte sich, nur ein wenig zwar, aber das genügte. „Du hast den Faktor der Ureinwohner ausgeklammert. Wie du hier sehen kannst, ist der starke Hyperkristallgehalt Caiwans nicht ohne Auswirkungen auf sie geblieben - und umgekehrt. Die Daten sind zwar nur bruchstückhaft, weil die Exploration offenkundig abgebrochen wurde ..."
    „Auf Geheiß der Imperatrice", erinnerte der andere. „Die entscheidungsrelevanten Rückschlüsse sind aber bereits deutlich geworden", ließ sich der Wissenschaftler nicht beirren. „Die Kristalle erzeugen eine Art Strahlungsfeld, das auch die Planetarier einschließt und beeinflusst. Ob der Begriff einer Symbiose angebracht ist, kann ich nicht verifizieren, doch es ist als Arbeitshypothese sicherlich keine schlechte Annahme. Wenn du nun diese Daten in Verbindung setzt mit..."
    „Komm zur Sache", mahnte der Arkonide mit dem so täuschend harmlosen Gesicht. „Wie du hier sehen kannst", einige rasche Veränderungen an den Tabellen, einzelne Zahlenkolonnen glühten grün auf und wuchsen an, „haben die Kristalladern auf unsere Schürfkommandos immer reagiert, indem sie ab einer gewissen Mindestdistanz und in einem begrenzten Umkreis implodierten, zu Staub zerfielen und vollkommen nutzlos wurden. Testversuche, bei denen Eingeborene eingesetzt wurden, endeten hingegen positiv. Offensichtlich gibt es hier Zusammenhänge."
    „Und?"
    „Um es auf den einfachsten Nenner zu bringen, ist die Wahrscheinlichkeit für folgendes Szenario sehr hoch: Wenn die Eingeborenen die Kristalle aus den Adern lösen, geschieht nichts, und man kann sie wie alle anderen Kristalle auch weiterverarbeiten. Ohne sie ... bumm." Er machte eine vage Handbewegung. „Alles, was man zu tun braucht, ist, diese Caiwanen in Bergwerke zu schicken."
    Aktakuls Freund lächelte bitter. „Das genau ist das Problem: Wir brauchen die Kristalle nicht so dringend, dass die Imperatrice den Imageverlust Arkons akzeptieren würde, wenn Nachrichten davon die Öffentlichkeit erreichten. Entlohnte man die Wilden nach gängigen galaktischen Tarifen, würde ganz Arkon aufstöhnen. Zahlt man ihnen aber weniger, melden sich die Terraner mit ihrer Moral und stellen unser ganzes Volk an den Pranger. Keines der beiden Szenarien ist günstig für die derzeitige Politik. Und für Arkon."
    „Lass es sein. Wir beide werden daran nichts ändern können."
    „Nicht heute."
    „Ich weiß schon. Irgendwann wirst du das ändern. Und ich werde hoffentlich alt genug, um das auch zu erleben." Aktakul lächelte und klopfte dem Freund kameradschaftlich auf die Schulter, etwas, das sonst kaum einer wagte oder wollte.
    Gaumarol da Bostich war keiner, der schnell Freundschaften schloss und große Vertraulichkeiten zuließ. Nur Aktakul durfte sich so etwas herausnehmen. Er und vielleicht noch Sargor da Progeron an einem besonderen Tag. „Keine Sorge. Du wirst es erleben, und Caiwan wird zu einem der größten Hyperkristall-Lieferanten des Imperiums."
    „Genau. Und du wirst vom Verwaltungsfachmann zum Imperator."
    Bostich lachte leise, und lachend ging Aktakul davon - beide wussten sehr genau, wie gering die Chancen standen, dass jemals ein da Bostich den Kristallthron bestieg.
    Vier Arkonjahre später nahm Gaumarol da Bostich als Bostich I. die Reichsinsignien in Empfang: die konische Diamantkrone, das Arkonstahl-Szepter, die Kette aus dreifach gereihten Medaillons, den Umhang aus Kehoe-Tuch und ein kostbares Dagorschwert.
    Und noch immer erinnerte er sich an Caiwan.
    Die Nachricht wie ein Lauffeuer durch das Dorf Gentury ging: Menma sei zurückgekehrt.
    Dando ließ den Holzstab liegen, mit dem er in einem Schlangenloch gestochert hatte, und rannte los.
    Auf keinen Fall wollte er den Mann verpassen, von dem er schon so viel gehört hatte, der von allen Bewohnern des Becktatais bewundert wurde und auch bei jenen der anderen Täler in hoher Achtung stand.
    Menma war für ihn, den knapp vierzehnjährigen Jungen, wie ein Wesen aus einer anderen, höheren Welt. Vor Jahren hatte er das Tal verlassen, um in der Stadt Takijon zu arbeiten. Immer wieder hatte er Geld oder wertvolle Güter zum

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