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2236 - Der Finger Gottes

Titel: 2236 - Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die sich verschieben ließ. Darunter wurde etwas sichtbar, was sich herausnehmen ließ und durchaus eine Energiezelle sein konnte. Er steckte es ein und drückte das Ding fest gegen die Brust. Dann kroch er aus dem Spalt heraus, blickte sich vorsichtig um. Die Dämmerung hatte eingesetzt, und damit war die Hauptjagdzeit der Zahnanther angebrochen. Die Furcht wollte ihn wieder in die Höhle zurücktreiben, doch er überwand sie, eilte zum Tunnel hinüber, kroch hindurch und flüchtete danach aus der Schlucht hinaus auf das freie Land.
    In Sichtweite des Dorfes hatte er ein Versteck, in dem er einige für ihn wichtige Dinge aufbewahrte. Es befand sich in der Höhlung eines Lepbaums und eignete sich in hervorragender Weise für das seltsame Ding, das sprechen konnte.
    Dando war aufgeregt. Da er fürchtete, dass man in Gentury darauf aufmerksam und neugierig werden könnte, beschloss er, sich zu beruhigen. Er rammte die Hackendorne durch die Rinde des Lepbaums, ließ sich danach in die Hocke sinken und wartete, bis genügend Nennean ausgetreten war. Vorsichtig hob er es von der Rinde ab, um es dann für eine Weile in den Händen zu kneten. Schließlich schob er es sich in den Mund und kaute darauf herum.
    Er beruhigte sich rasch, und seine Gedanken klärten sich.
    Er wusste, was er zu tun hatte.
    In dieser Nacht fielen die beiden Lampen aus, die den Dorfrand zum Fluss hin beleuchten sollten.
    Die Augen erhellten sich. Unwillkürlich hielt Dando den Atem an. Er wartete. „Wo bin ich?", fragte das Ding, nachdem eine Weile vergangen war. Dem Jungen kam es vor, als habe er sich eine kleine Ewigkeit lang gedulden müssen. „Bei mir. Auf dam Land. Weit entfernt von der Stadt", antwortete er ebenso zögernd wie stockend. Er wunderte sich nicht darüber, dass das seltsame Objekt die caiwanische Sprache beherrschte.
    Offenbar hatte es bei dem weisen Mann in der Höhle gelernt, wie es sich mit ihm verständigen konnte. „Du lebst auf dem Land? Das solltest du ändern", empfahl ihm das Ding. „Du bist ein armer Bauernjunge ohne jede Bildung. Du weißt noch nicht einmal, was Bildung ist. Wenn du dich nicht weiterbildest, wirst du scheitern, weil du die Zusammenhänge niemals verstehen kannst. Wie sollst du begreifen, welche Bedeutung Hyperkristalle haben, wenn du Raumschiffe immer noch für Boten der Götter hältst?"
    „Woher weißt du das alles?", fragte Dando erschrocken. „Was sind ... äh ... Hükristalle, und wer hat dir von den Weißen berichtet?"
    „Hyperkristalle, Junge", tadelte das Ding ihn wegen seiner unzureichenden Aufmerksamkeit. „Wieso sprecht ihr von den Weißen, obwohl nur wenige von ihnen weiße Haare haben?"
    Ein fernes Donnergrollen klang zu ihnen herüber. Dando blickte zum Himmel hoch, konnte das Raumschiff jedoch nicht sehen, das irgendwo in der Ferne herabkam. Zwischen den Wolken zeichnete sich lediglich ein weißer Streifen ab.
    Die Schiffe aus dem Raum der Götter tauchten oft auf über dem Land Caiwan. Sie glichen schimmernden Murmeln auf der Bläue der himmlischen Unendlichkeit und waren ein Zeichen der Macht. Nur Götter und ihre Beauftragten konnten sich bis in den Himmel erheben. „Woher weißt du, dass ich ein Bauernjunge bin?"
    „Das merke ich an deiner Sprache. Habe ich dich richtig eingeschätzt?"
    „Allerdings", gatb Dando niedergeschlagen und ein wenig verlegen zu. Es war ihm peinlich, dass dieses seltsame Ding seine Situation so treffend beschrieben hatte.
    Er wusste nicht genau, was Bildung war, aber ihm war klar, dass es ihm daran mangelte. Das sagte ihm schon die Tatsache, dass er Bildung nicht so genau zu definieren wusste. Er wollte lernen. Er war ausgesprochen wissensdurstig, und wenn er irgendetwas nicht verstand oder etwas entdeckte, was ihm bis dahin unbekannt gewesen war, dann stellte er Fragen. Leider konnte ihm nur selten einmal jemand alle Fragen beantworten. Es gab niemanden im Dorf, der wirklich viel wusste. Die beiden alten Geschichtenerzähler berichteten immer nur von der Vergangenheit der Caiwanen, von Jagderlebnissen, von Legenden und Sagen.
    So viel hatte Dando begriffen. Kaum jemand versuchte, den Dingen auf den Grund zu gehen. Wenn die Erwachsenen miteinander sprachen, ging es um Familien, um den Anbau von Pflanzen, die Zucht von Tieren für die Fleischversorgung oder um die vielen Götter, die ihr Leben bestimmten und deren zahlreiche Gebote es zu beachten galt. Hin und wieder diskutierte man über die Weißen und die fernen Städte mit ihren Bergwerken, doch

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