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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Ding von seinem Unterkiefer zu lösen, nutzten wir die Gelegenheit und verließen unser Versteck und kämpften uns dem Ausgang entgegen.
    Als wir die Tür erreichten, hörte ich die Amazone mit Walkürenstimme »Feuer!« brüllen. Ein Schrei aus fünfzig oder mehr Kehlen antwortete ihr.
    Ich machte mir nicht die Mühe, nach der Ursache des Brandes zu fragen: Die aus den Wandnischen und von den Tischen gefallenen Leuchter waren sicher nicht ganz unschuldig daran. Als Yann die Tür aufstemmte, wehte der Sturm in das offene Etablissement hinein und gab den Flammen Nahrung. Gefolgt von anderen Gästen sprangen wir nach draußen.
    Das Erste, was ich dort sah, waren zwei Dutzend uniformierter Soldaten, die um eine Ecke bogen und mit gezückten Klingen auf das Lokal zustürmten. Wer sie gerufen hatte, wusste ich nicht, doch dass sie in Keetjes einstigem Laden keine Ordnung schaffen würden, war klar: Die Gäste, die die Saalschlacht überlebt hatten, drängten – Schwerter, Säbel, Degen, Morgensterne, Spieße und Äxte im Vorhalt – panisch ins Freie. Und da sie der Ordnungsmacht zahlenmäßig weit überlegen waren, walzten sie sie einfach nieder.
    Rauchschwaden drangen aus dem Etablissement. Ich winkte Yann und Salayana zu, und wir bogen um die nächste Ecke in eine Gasse, durch die der Sturm pfiff.
    Das Auftauchen der Stadtwache hatte die in den Toreinfahrten herumlungernden Gestalten vertrieben, denn wir fanden bald einen relativ gut geschützten Ruineneingang, in dem wir endlich verschnaufen konnten.
    ***
    Während ich mit gespitzten Ohren nach etwaigen Verfolgern lauschte, tuschelte Yann hinter mir mit Salayana, die sich als abgelegte Geliebte der offenbar lesbisch veranlagten Amazone entpuppte. Diese wiederum war die Schwester eines der Partner Keetjes.
    Nun, da Salayana mit uns allein war, zeigte sich, dass sie gehörig sauer auf ihre Chefin war, die gleich nach dem Antritt ihres »Erbteils« alle Liebesschwüre vergessen hatte und sich nun alles nahm, was sie an hübschen Weibern kriegen konnte. »Jetzt bin ich nur noch ihre Magd«, schluchzte Salayana. »Sie behandelt mich wie Dreck. Muss ich mir das etwa gefallen lassen?«
    Angesichts des Sturms, der über die Stadt hinweg fegte, und der Tatsache, dass meine Gefährtin mutterseelenallein unser Luftschiff bewachte, war ich nur mäßig an ihren verletzten Gefühlen interessiert. Ich sah aber ein, dass man mitfühlend zu Werke gehen musste, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Deswegen sagte ich nichts, als Yann sie in die Arme nahm und sie sich an seiner Schulter ausweinte, bis ihre Tränen versiegten.
    Als es ihm dann gelang, das Thema unauffällig in eine andere Richtung zu lenken, ertönte aus Richtung des nun lichterloh brennenden Etablissements Geschrei. Von merkwürdigen struppigen Laufvögeln gezogene Karren voller Wasserfässer rollten an uns vorbei. Ihnen folgten zwei Dutzend Behelmte mit Eimern.
    Dass die Feuerwehr zu einem Einsatz unterwegs war, hob meine finstere Stimmung auch nicht. Im Gegenteil: Wenn das Feuer sich ausbreitete, waren wir hier am falschen Platz.
    Als ich mich zu Yann und Salayana umwandte, klirrte irgendwo in unserer Nähe Metall: Drei hagere Männer, die Schlapphüte, Stulpenstiefel, Leopardenfellhosen und Degen trugen, näherten sich aus der Richtung, in der die Feuerwehr verschwunden war. Als sie mich sahen, zogen sie blank.
    Ich zückte fluchend meinen Revolver. Bisher hatte ich es vermieden, ihn abzufeuern, doch falls sie uns angriffen, war ich entschlossen, uns den Weg freizuschießen. Die Männer blieben plötzlich stehen und schauten uns an. Der Hellhäutigste, an dessen Kinn ein Spitzbart im Wind wehte, sagte zu seinen Begleitern: »Das müssen sie sein, Messieurs. Der Capitaine hat sie genau so beschrieben.«
    Der Capitaine? Mir fiel der Kerl mit dem Höschen aus Leopardenfell ein, dem ich im Vorbeigehen die Nase gerichtet hatte. Dass er der Capitaine von irgendwas war, hatte ich nicht geahnt.
    »Ich weiß nicht, wessen der Capitaine mich beschuldigt«, sagte ich in meinem besten Schulfranzösisch. »Aber eins kann ich euch sagen, Messieurs: Ich habe in Notwehr gehandelt.«
    »Das wird sich alles schnell klären, wenn wir euch auf der Wache verhört haben, Monsieur«, sagte der Sprecher der Schlapphüte, der sich damit als Angehöriger der örtlichen Polizei zu erkennen gab.
    Nun lag es nicht in meinem Interesse, die Nacht in einer Zelle zu verbringen, um im Morgengrauen an die Wand gestellt zu werden, nur weil sich ein Capitaine

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