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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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sind.«
    Salayana nickte. »Ich kenne sie, doch nur vom Sehen. Ich habe nicht unter ihr gearbeitet. Unsere Wirtinnen nennen sie nur ›die verfluchte Metze‹ und sagen, sie hätte ihre Verwandten in den Tod getrieben.« Sie befeuchtete ihre Lippen und schaute zu den schwarzen Wolken auf.
    »Wo können wir Keetje finden?«, fragte Yann. »Man hat uns erzählt, sie hätte freiwillig das Feld geräumt, doch das entspricht ganz und gar nicht ihrem Charakter.«
    Salayana nickte. »So war es auch nicht.« Sie deutete in Richtung Taverne. »Die Wirtin… Neva hat mir in einer schwachen Stunde verraten, was mit Keetje passiert ist. Sie und ihre neue Braut haben sie in die Sklaverei verkauft.«
    »Sie haben was getan?« Yann war außer sich.
    Auch ich hob die Brauen.
    »Sie haben ihr nachts aufgelauert«, sagte Salayana und schauderte. »Sie haben ihr einen Sack über den Kopf gezogen und sie mit einer Keule bewusstlos geschlagen. Dann haben sie sie gefesselt und an den Einkäufer des Sultans der Komoren verkauft.« Sie zuckte die Achseln. »Der liebt nämlich exotische Jungfrauen.«
    ***
    Wie viele geistig gesunde Menschen hatte auch ich mich schon öfters gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, nie ein Buch aufzuschlagen.
    Im ungefähren Alter von siebzehn Jahren war mir bewusst geworden, dass Blödiane es viel besser hatten: Die machten sich keine Gedanken über den Zustand der Welt und ihrer Bewohner. Blödiane machten Dienst nach Vorschrift und gingen nach Feierabend ihrem Freizeitvergnügen nach, während die Herren der Welt in Chrom- und Glastürmen saßen, Havanna-Zigarren pafften und überlegten, wie sie das gemeine Volk ausbeuten konnten.
    Wäre ich, statt die Hochschulreife und eine Laufbahn als USAF-Pilot anzustreben, nach Texas gegangen, um den Rinderbaronen als Cowboy zu dienen, hätte mich später niemand dazu überredet, in Afghanistan Menschen zu suchen, die in Bin Ladens Diensten standen. Hätte ich Steaks auf vier Beinen bewacht, wäre ich inzwischen aber auch tot – wie Milliarden andere hinweggefegt von einem Ding, das wir in unserer Naivität für einen Kometen gehalten hatten.
    Doch wie konnte ich mich dem bittenden Blick eines Mannes verweigern, für den ich schon deswegen täglich mehr freundschaftliche Gefühle empfand, weil ihm das Leben und Wohlergehen Anderer wichtiger war als das eigene. Auch jetzt setzte er sich für eine Rotznase ein, die ihn einst hatte ermorden wollen, und drängte mich, Keetje aus den Händen des Sklavenhändlers zu befreien.
    Ich muss gestehen, dass diese Vorstellung auch mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ – immerhin war ich selbst Vater einer fast sieben Jahre alten Tochter, auch wenn ich im Moment nicht wusste, wo sie sich aufhielt. Nun ja, und eines Sohnes, von dem ich sehr wohl wusste, wo er sich befand, und nur hoffen konnte, dass er sein Gefängnis nie wieder würde verlassen können. Zumindest nicht so lange, bis wir ein Mittel gefunden hätten, ihn von seinem Wahn zu befreien.
    »Wir kennen uns doch hier gar nicht aus«, hatte ich anfangs noch abzuwiegeln versucht. »Wir könnten uns leicht in dem Labyrinth dieser Stadt verlaufen, außerdem hält uns die Polizei für Brand- und Unruhestifter.«
    »Auch ich habe Keetje fast täglich die Krätze an den Hals gewünscht«, erwiderte Yann. »Aber wenn ich sie jetzt im Stich ließe, käme ich mir so schäbig vor wie… wie …« Er schaute sich suchend um, sah aber nur einen der dampfenden Haufen, die die Laufvögel hinterlassen hatten, und mit denen wollte er sich nun doch nicht vergleichen.
    »Ich zeig euch den Weg«, sagte Salayana. »Ich weiß, wie der Einkäufer heißt und wo er wohnt!«
    Damit war die Sache entschieden. Ich war auch irgendwie froh, meinen inneren Schweinehund besiegt zu haben. Mit einem stummen Seufzer schloss ich mich den beiden an, dachte ein letztes Mal an Aruula auf dem vorn Sturm umtosten Turm und hoffte, dass niemand auf die Idee kam, sie mit uns in Verbindung zu bringen.
    Wir huschten durch schmale Gassen, vorbei an leeren Häusern, die die Eiszeit vor fünfzig oder sechzig Jahren freigegeben hatte.
    Das, was von der Stadt erhalten war, wirkte europäisch auf mich. Unsere Führerin brachte uns ins Zentrum zurück, wo wir nicht fern des großen Platzes vor einer Bruchbude verharrten, von der ich nie angenommen hätte, sie könne die Gesandtschaft eines Sultanats sein.
    Doch wie ich gleich darauf erfuhr, war Monsieur Sacripant, der hier die Geschäfte des Herrschers

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