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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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dazu war ich nicht gelenkig genug.
    Meine Kopfschmerzen ließen nach. Schritte ertönten. Die Tür wurde aufgerissen. Jemand leuchtete mit einer Öllaterne in mein Gesicht.
    »Kennst du ihn?«
    »Noch nie gesehen.«
    »Raus mit dir, Weißnase!« Zwei mit Lederharnischen bekleidete Krieger zerrten mich hoch und stießen mich durch einen Gang. Ein vermutlich aus dem 20. Jahrhundert stammendes Wandschild verkündete, nach links ginge es zum »letzten Puff vor der Autobahn«. Hatten hier einst Deutsche gehaust?
    Ich wurde in einen Raum geschoben, der ausgestattet war wie einer dieser St.-Pauli-Schuppen, in denen Akrobaten vor zahlendem Publikum früher »Fleisch verstecken« spielten.
    Ich sah eine kleine Bühne, verstaubten Plüsch und Wandbehänge, die sich auflösten, wenn man sie nur anpustete. Die Bilder an den Wänden waren so pornografisch wie geschmacklos und sagten mir, dass ich nicht in einer ehemals gutbürgerlichen Reihenhaussiedlung gelandet war, sondern in einem jener Clubs, in dem sich gelangweilte Wohlstandsbürger amüsiert hatten.
    Meine Bewacher schubsten mich an der Bühne vorbei in den nächsten Raum – ein künstliches Gewölbe. Es erinnerte mich an die Folterkammer in Graf Draculas Schloss.
    Aus den Augenwinkeln sah ich den rothaarigen Schopf einer Frau – Keetje? –, die man auf ein großes Speichenrad geflochten hatte. Wenn sie nicht tot oder ohnmächtig war, schlief sie: Ihr Körper war erschlafft, ihr Kinn ruhte auf ihrer Brust. Unwillkürlich verlangsamte ich meinen Schritt.
    »Los, los!«, wurde ich angefaucht. Schon waren wir durch die nächste Tür. Ich kam in einem Raum, der dem Management früher wohl als Büro gedient hatte. Hinter einem Schreibtisch saß ein breitnasiger Mann mit lückenhaften Zahnreihen und einem Säbel, den er, mich fortwährend musternd, in der Hand wog. Er trug die gleiche Uniform wie seine Kollegen: Alles an diesen Kerlen war fünf Nummern armseliger als bei Wyludas privilegierten Verwandten.
    »Endlich treffe ich Sie, Seryant Ashalaya«, sagte ich frech.
    »Du kennst meinen Namen, Spitzel?« Ashalaya schaute mich verdutzt an.
    »Spitzel? Ich dachte mir schon, dass da ein Irrtum vorliegt. Ich bin Capitaine Maddrax von der Luftflotte des Kaisers Pilatre de Rozier«, log ich. »Hetman Lulungu hat mich gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass Warlord Wyluda seinen Turm mit einer unserer Flugmaschinen verlassen hat und nach Süden unterwegs ist. Er weist Sie an, mir die Rote Hexe auszuhändigen, da der gesuchte Seher vor kurzem in Ansiraana gesichtet wurde. Ich nehme an, Sie wissen, um was es geht.« Ich hatte meine Lügengeschichte mit so viel Insiderwissen und Halbwahrheiten gespickt, dass ich nur noch eine Hürde überwinden musste.
    »Du bist weiß«, sagte Seryant Ashalaya fast vorwurfsvoll. »Wie kann ich dir glauben?«
    Das war sie, die Hürde. Ich setzte eine verschnupfte Miene auf. »In Kaiser de Roziers Reich sind alle Farben gleich. Bei uns ist Schwarz nicht besser als Weiß und Weiß nicht besser als Schwarz.«
    Ashalaya sprang auf und hielt mir seine Klinge unter die Nase. »Was bist du für ein Klugscheißer? Wo kommst du so plötzlich her?«
    »Ich bin erst seit zwei Tagen in diesem Land«, erwiderte ich und zog die Brauen hoch, »und, wie gesagt, im Auftrag Ihres Kriegsherrn unterwegs. Glauben Sie etwa, Hetman Lulungu würde mir all diese Geheimnisse anvertrauen, wenn ich ein Spitzel wäre?« Ich deutete um mich. »Von wem, glauben Sie wohl, kenne ich die genaue Position dieses gut getarnten Verstecks, das die… hm … persönlichen Gerätschaften des Großen Wyluda beherbergt?«
    Ashalaya kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Er glaubte mir kein Wort, doch mein Wissen war ihm unheimlich. »Was hast du für ‘ne komische Aussprache? So hochgestochen?«
    »Das ist Sorbonne-Französisch.« Ich hüstelte wichtigtuerisch. Arroganz konnte bei kleinen Lichtern manchmal Wunder bewirken. Leider nicht bei Ashalaya. »Bei Hofe spricht man so.« Ich zupfte an meinen Ärmeln. »Ich verwahre mich übrigens gegen die Behandlung, die Ihre Leute mir angedeihen ließen.« Ich deutete auf meinen Kopf. »Sie haben mich zusammengeschlagen!«
    »Wer sind Sie, verdammt noch mal?«, bellte Ashalaya.
    »Ja, wissen Sie denn überhaupt nichts?«, erwiderte ich. »Warlord Wyluda hat um die Hilfe unseres Reiches ersucht! Er steht jetzt unter dem Schutz unserer Majestät!«
    »Was?« Ashalaya riss die Augen auf.
    Die Tür öffnete sich, ein junger Mann trat ein. Hinter ihm

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