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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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heranschlich. Doch dann sah ich, dass die Laterne nicht auf uns zukam, sondern sich entfernte. Dann riss am Himmel eine dunkle Wolke auf, und im silbernen Schein des Mondes machte ich zwei Gestalten aus, die der Erdboden ganz plötzlich verschluckte, als fielen sie in ein Loch.
    Ich war mit einem Mal hellwach – und haderte mit mir selbst. Sollte ich meine Gefährten wecken, um zusammen mit ihnen nachzuschauen, was dort vor sich ging? Noch hatte ich die Stelle im Blick, an der die Gestalten verschwunden waren. Würde ich sie wieder finden, wenn ich jetzt zur Roziere zurückging?
    Okay, dachte ich. Es sind nur drei-, vierhundert Meter. Geh hin und schau es dir an. Dann markierst du die Stelle und holst die Anderen. Damit gehst du ja wohl kein Risiko ein! Ich tastete nach meinem Colt Python. Die Sicherheit, die mir die Waffe vermittelte, gab schließlich den Ausschlag.
    Ich kletterte durch den Einschnitt und schritt in die Richtung, in der ich die Laterne gesehen hatte. Die Gegend war voller blühender Vegetation, und die meisten Büsche waren dornenlos. Ich kam gut voran.
    Bis ich über etwas Hartes stolperte und hinfiel. Im Mondschein erkannte ich einen etwa zwanzig Zentimeter hohen Mauerrest aus Fabrikziegeln des 20. oder 21. Jahrhunderts.
    Ich zog meinen Revolver und tastete mich an dem Mauerrest entlang, bis er endete. Dann stieß ich auf von Wind, Wetter und der Eiszeit gebrochene Stufen, die in die Erde hinabführten. Eine große Steinplatte überdachten sie. Auf der Platte lag eine Erdschicht, auf der Gras wuchs. Aus der Luft wäre dieser Zugang kaum zu sehen gewesen; ein Glück, dass wir hier Station gemacht hatten!
    Die Treppe endete an einer Tür, die kein Schmied der Gegenwart hergestellt hatte. Ich bezweifelte nicht, dass die Spur von Lulungus Laufvögeln genau hier endete – vor den Kellerräumen eines Hauses, das es nicht mehr gab, weil »Christopher-Floyd« es 2012 pulverisiert und in den Orkus geblasen hatte.
    Es existierten Millionen Keller dieser Art auf der Welt. Wahrscheinlich hatte hier einst eine gutbürgerliche Bungalow-Siedlung gestanden, und dort drüben ein Tennisplatz und ein Kindergarten.
    Ich blieb eine ganze Weile an der Treppe stehen, lauschte dem aufgeregten Pochen meines Herzens und fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Die Männer mit der Laterne mussten ja irgendwo abgeblieben sein. Waren sie durch die Tür am Ende der Treppe gegangen? Konnte man sie dahinter rumoren hören?
    Also runter, Commander Drax! Ein Ohr auf die Türfüllung gelegt und klare Verhältnisse geschaffen.
    Ich hatte mit allem gerechnet; nur nicht damit, dass die Tür in dem Moment aufging, als mein Ohr sie berührte. Und mit der Keule, die auf meinen Schädel niederfuhr, bevor ich den Colt hochreißen konnte, natürlich auch nicht…
    ***
    Der Schmerz, der mir vom Kopf übers Rückgrat bis in meine Zehen raste, erinnerte mich an den Tag, an dem ich beim Tapezieren meiner Studentenbude ein Loch für eine Steckdose in eine Tapetenbahn hatte schneiden wollen und mit meiner stählernen Büroschere in die Steckdose gerutscht war. In meinen Hirnzellen hauste das heulende Elend.
    Ich wirbelte Staub auf, denn er drang in meine Nase. Jemand schleifte mich an den Beinen über den Boden. Ich hörte Stimmen. Sie sprachen das leiernde Französisch der Bewohner des Nordens. Das Vokabular der Männer war roh und von Flüchen durchsetzt. Ich wusste nach zwanzig Sekunden, dass ich es mit Landsknechten zu tun hatte. Und sie glaubten auch schon zu wissen, wer ich war: ein Spitzel Maomeths.
    Um Zeit zu gewinnen und mehr über meine Häscher zu erfahren, mimte ich weiterhin den Ohnmächtigen. Beim Ohrenspitzen erfuhr ich, dass man einen Seryant Ashalaya über meine Gefangennahme informieren wollte.
    Man warf mich in einem Raum und knallte die Tür zu. Aus Argwohn, dass man mich nur testete, hielt ich die Augen noch eine Minute geschlossen. Ich hörte kein Geräusch außer meinen Herzschlag und dem Rumoren des Presslufthammers in meinem Schädel. Als ich mich umschaute, befand ich mich in der Stille und Finsternis eines Grabes. Ich tastete nach meinem Holster; es war leer. Der Colt war mir aus der Hand gefallen, als bei mir die Lichter ausgingen.
    Toll, dachte ich. Astreine Leistung, Commander Drax: Du hast dich von deinem Posten entfernt, ohne jemanden Bescheid zu geben. Im schlimmsten Fall sind deine Kameraden dem Feind nun hilflos ausgeliefert. Ich war so sauer auf mich, dass ich mich in den Hintern hätte beißen können. Aber

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