2249 - Die Blutnacht von Barinx
bei. „Ähnlich wie bei seinem Vorgehen gegen die Kybb."
„Wir müssen blind gewesen sein, dass wir das nicht bemerkt haben", sagte Tagg Kharzani. „Nicht blind", widersprach Carya Andaxi. „Wir waren zu sehr in den Wiederaufbau in Ammandul eingebunden. Außerdem waren wir froh, uns nicht mit den Geschehnissen in den Satellitengalaxien befassen zu müssen."
„Wir haben das Problem Parrakh vor uns hergeschoben", behauptete Hytath, die Blutende Schildwache. „Weil es angenehm war, daran zu glauben, dass Gon-Orbhon sich auf dem Weg der Besserung befand."
Jopahaims Blick glitt über das Stam-Forum hinweg. „Ähnliches gilt für Parrakh", stellte er fest. „Alle haben wir uns täuschen lassen. Ich will nicht behaupten, dass die Zeit reif war für ein Wesen wie jenes, das aus der Verschmelzung von Gon-Orbhon und Satrugar entstanden ist, doch Gon-Orbhon hat unsere Schwächen ausgenutzt."
„Wir müssen seine Helfer in Jamondi aufspüren!", sagte Atjaa, die Stählerne Schildwache. „Sie sind keine Helfer, sondern Beeinflusste", widersprach Lyressea. „Wo liegt der Unterschied?"
„Dass wir Gon-Orbhon ungewollt warnen, sobald wir diese Personen in Gewahrsam nehmen. Und dass er vielleicht schon beliebig viele Opfer mental übernehmen kann. Wir wären ihm immer nur einen Schritt hinterher ..."
„... aber nie voraus", vollendete Gimgon. „Ich habe noch nicht alles berichtet", sagte Jopahaim.
Aus weit hervorquellenden Glupschaugen blickte ihn der uniformierte Besch're an. Mit seinem aufgequollenen Leib versperrte er den Zugang. Die wulstigen Lippen produzierten unaufhörlich blubbernde Laute. „Du bist nicht Jopahaim", stellte der Besch're irritiert fest. „Ich vermisse die Schutzherren-Aura."
„Vielleicht bist du krank, Tos Sumosh."
Der Wächter zögerte erst, dann wedelte er mit beiden Armen. „Ich melde den Vorfall.
Vorher ..." Er reagierte zu langsam. Sein Gegenüber hielt schon den Paralysator in der Hand. „Ich weiß, das ist unangenehm ...", sagte der Grigha, der aussah wie Jopahaim, aber dennoch nicht der Schutzherr war. „Andererseits wirst du morgen mit einem gehörigen Brummschädel aufwachen und dich an nichts erinnern können."
Keuchend warf sich der Besch're noch vorwärts, zugleich sah es aus, als hätten ihn seine Gliedmaßen im Stich gelassen. Er stürzte schwer und schlug bäuchlings auf.
Der Grigha hatte Mühe, den steifen Körper herumzudrehen. Er tastete den Wächter ab und nahm dessen Kodegeber an sich. Hastig stieg er dann über den Besch're hinweg und betrat die unterirdische Anlage.
Die Überprüfung der Anlage erfolgte im Zweistundenturnus, die letzte Kontrolle war gerade erst vorüber. Jopahaim hatte ihm die Ausrüstung besorgt, die er benötigte, um von den Sensoren nicht erfasst zu werden. Als Schutzherr verfügte Jopahaim noch über eine gewisse Bewegungsfreiheit.
Noch ...
Jopahaim registrierte die schleichenden Veränderungen angeblich seit Monaten, während er selbst, Efrahaim, nichts davon bemerkt hatte. Bis zur Zerstörung der Statuen. „Götzenbilder!", hatte die Menge skandiert. „Die Schutzherren in Ammandul beuten uns aus ..."
Unbekannt war, wer hinter alldem steckte. Gezielte Falschinformationen gab es seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten. Wobei das nur für jene ersichtlich wurde, die wussten, worauf sie zu achten hatten - und die die Wahrheit kannten. Lügen und Beeinflussungen kamen von vielen Völkern und aus allen Schichten. Anfangs hatte es nur eine Hand voll unterschiedlicher Quellen gegeben, später einige hundert, dann Tausende. Zudem standen sie in keinerlei Zusammenhang.
Jopahaim hatte vergeblich versucht, Gemeinsamkeiten aufzuspüren.
Der Einbruch in den Sicherheitstrakt sollte Klarheit bringen. Vermutlich war der Urheber aller Unstimmigkeiten von außen gekommen. Vor sechsundvierzig Jahren, an Bord des letzten Schutzherren-Porters, der Parrakh angeflogen hatte. Für den überstürzten Rückflug des Walzenraumers - Augenzeugen hatten berichtet, dass es beinahe schon ein Alarmstart gewesen war - gab es keine Begründung.
Eine andere, eigene Erklärung hielt Jopahaim jedoch für wahrscheinlicher.
Efrahaim wusste ungefähr, wo er zu suchen hatte, falls der Verdacht seines Eibruders zutraf ...
Der Hangar öffnete sich vor ihm. Mehr als 500 Meter tief war der Einflugschacht einst durch gewachsenen Fels getrieben worden, heute erstreckte sich über dem oberen Schott der See, und die Anlage war in Vergessenheit geraten. Ohnehin war ein
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