2249 - Die Blutnacht von Barinx
Großteil nach dem Absturz des Nocturnenstocks zerstört worden. Jopahaim hatte davon gesprochen, dass wohl nur ein Viertel der ursprünglichen Anlage funktionsfähig geblieben war, darunter der einst gut gesicherte Hangar.
Leuchtsegmente verbreiteten ein mattes Dämmerlicht. Beinahe wäre Efrahaim losgestürmt. Er musste an sich halten, genau das nicht zu tun. Erst als für ihn feststand, dass es keine Sicherheitsvorkehrungen gab, trabte er mit raumgreifenden Schritten los.
Ein einziges Raumschiff stand im Hangar. Sein fleckiger Rumpf, eine ineinander verlaufende Mischung von Erdtönen, ließ es mit dem Halbdunkel verschmelzen. Beide Flügel waren horizontal abgespreizt, ihre äußeren Enden als Auflager nach unten gekrümmt. Ein Bionischer Kreuzer!
Efrahaims Hände beider Greifarme schlössen sich um den Kasten, den er an einem Leibgurt trug. „Wenn du ein Raumschiff findest, deponiere ihn an Bord - danach verschwinde!", hatte Jopahaim ihm aufgetragen.
Was wusste der Eibruder? Für einen Augenblick war Efrahaim versucht, es nicht zu tun.
Gleich darauf fragte er sich, ob er selbst schon beeinflusst wurde. Seit Tagen spürte er ein Ziehen im Hinterkopf. Es wurde stärker, und es kam öfter.
Da war der Schmerz wieder. Etwas Fremdes griff nach ihm. Efrahaim spürte das deutlicher als je zuvor. Er stürmte die Rampe hinauf.
Ein nahezu runder Raum erwartete ihn. Außer zwei nach oben führenden Antigravschächten war er leer. Im Anschluss gab es so etwas wie einen Maschinenraum, offensichtlich die Versorgungseinrichtungen. Das alles wirkte spärlich und war nicht mit den Aggregaten in den Raumschiffen zu vergleichen, die der Grigha kannte.
Die Antigravschächte hatten keine Energie. Efrahaim konnte im Moment nicht erkennen, wie er anders hätte nach oben gelangen können. Über ihm befanden sich wohl die Zentrale und die übrigen wichtigen Stationen.
Efrahaim hatte seinen Eibruder oft von den Bionischen Kreuzern der Motana erzählen hören, aber selbst hatte Jopahaim auch noch nie eines dieser Schiffe betreten.
Der Grigha versuchte, möglichst viel in sich aufzunehmen, vor allem dieses eigenartige Flair, das den Kreuzer durchzog. Anfangs wusste er nicht, was an Bord anders war, dann fiel es ihm auf: Die Luft roch nicht nach Technik und Elektrizität.
Unwillig riss er sich selbst aus seinen Betrachtungen. Konnte dieses Schiff wirklich mit den Veränderungen auf Parrakh zu tun haben? Beinahe erschien es ihm, als hätte sein Eibruder sich geirrt. Oder wurde er nun ebenfalls beeinflusst?
Er deponierte den Kasten zwischen irgendwelchen zylinderförmigen Gebilden, hinter deren halb transparenten Wandungen Nebelschleier wogten. Dann warf Efrahaim sich herum und hastete die Rampe hinab. Er stürmte durch den Hangar, auf dem Weg zurück, den er gekommen war. Das Ziehen im Schädel bereitete ihm allmählich Schmerzen.
Nicht daran denken!
Konnten der oder die Unbekannten seine Gedanken erkennen oder durch seine Augen sehen, falls er wirklich beeinflusst wurde?
Ich habe nichts getan - nichts... Vergiss das Kästchen! Keine Ahnung, was ...Es ist kalt geworden. Der See friert zu, der Dom von Parrakh erstarrt in eisiger Pracht...
Efrahaim lenkte sich ab. Immer wieder wollten seine Gedanken zurückschweifen, doch er ließ das nicht zu. Er schaffte es tatsächlich, das Bild des Kastens ... Was für ein Bild? Ich habe keine Ahnung. Das Wetter spielt verrückt. Es ist kalt. Überall Eis, und Schnee fällt und verschleiert die Sicht ... Ein grässlicher Sturm, ein Wintergewitter...
Dumpf dröhnend schlug hinter ihm ein Schott zu. Das Geräusch - nur für einen Moment schaffte er es in Gedanken, an ein Donnergrollen zu glauben - holte ihn aus seinen krampfhaft aufrechterhaltenen Gedankenbildern in die Realität zurück.
Vor ihm erstreckte sich ein schmaler Korridor. Da lag der Besch're, nach wie vor ohne Besinnung. Efrahaim sprang über das massige Amphibienwesen hinweg.
Das Pochen in seinem Schädel wurde schmerzhafter. Er stieß ein lautes Brüllen aus.
Da ist kein ... Besch're! Kein Korridor!
Seine Bemühungen blieben vergeblich. Er schaffte es nicht mehr, sich abzulenken. Das Eis brach. Gewaltige Schollen zersplitterten, zwischen ihnen schoss das Wasser empor. Er versank, sog noch einmal gierig die Luft in seine Lungen, und wurde vom eigenen Gewicht in die Tiefe gezogen.
Tief unter ihm war fahle Helligkeit. Er sank rasend schnell. Die Helligkeit entpuppte sich als Schacht - an seinem Ende wartete der Hangar...
Der
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