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2251 - Das Land unter dem Teich

Titel: 2251 - Das Land unter dem Teich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tom Karthay
     
    „Was soll das denn?", stöhnte ein sichtlich genervter Rhodan auf seinem Hovertrike, als sich die Kantblätter Kimtes nicht etwa vor ihnen teilten, sondern nur ein vermummter Wächter erschien und sie nach rechts weiterwinkte. „Ich will endlich raus aus dem Dreck hier!"
    Er klebte bis auf die Haut, trotz der traditionellen Lederkleidung der Motana und den darüber festgezurrten Schals und dicken Tüchern. Die vom Sturm zerriebenen Pflanzenfasern drangen überall ein.
    Rhodan zog das Trike herum. Sofort griff der Wind darunter und drohte es umzuwerfen.
    Fluchend lenkte Rhodan mit, sodass die Nase in den Wind kam, und gab mehr Saft auf die beiden Prallfelder hinten.
    Lyressea klammerte sich an ihm fest. Geschafft. Er zog die Maschine wieder herum, vorsichtiger diesmal, und folgte Rorkhete.
    Der Shozide hatte die Gelegenheit genutzt, sich an die Spitze zu setzen. Er schien mit seinem Trike förmlich verwachsen. „Du kannst dich wieder entspannen!", rief Rhodan, aber anscheinend hörte ihn Lyressea nicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis der Druck ihrer Arme und Schenkel nachließ.
    Für die Motana von Tom Karthay wehte kaum mehr als ein frisches Lüftchen. Sie waren allerdings auch hart im Nehmen. Bei ihnen gingen Windgeschwindigkeiten von bis zu hundert Stundenkilometern noch als so genannter Flautwind durch.
    Die gerundete Wand der Kantblätter zog vorbei, ein verschwommener Schemen in Rhodans zugekniffenen, verschmierten Augen.
    Rorkhete war schon weit vorn. Sollte er ruhig. Rhodan hatte keine Lust, auf den letzten Metern noch einen Unfall hinzulegen. Die Schwebefahrt von der Feste Roedergorm hierher hatte ihm einiges abverlangt.
    Endlich zog Rorkhete seine Maschine herum und stoppte. Bis Rhodan aufgeschlossen hatte, war die ersehnte Öffnung in den Kantblättern schon geschaffen.
    Er lenkte das Trike hindurch und passte auf, dass es ihm im Windschatten der Kantblätter nicht ausbrach. Hinter ein paar dichten Gebüschen kam die erste Freifläche; dort stieg Rorkhete gerade ab.
    Wäre Rhodan nicht selbst völlig verdreckt gewesen, er hätte sich ein Grinsen nicht verkneifen können: Rorkhete sah aus wie bemoost oder wie mit Kunststoffgrieß besprüht. Seine gedrungene Gestalt, die gerippte Weste, der weit ausladende, flache Helm, der vom winzigen Kopf nichts mehr sehen ließ, die über die Schulter ragende Gewehrtasche auf seinem Rücken - alles war grünlichgräulich eingefärbt, bildete nach vorn hin eine immer dickere Masse. „Flodder" nannten die Einheimischen den Brei. „Verzeiht den Umweg", sagte eine Frau hinter Rhodan. Es war eine Motana mittleren Alters, mit verhärmten Zügen und wässrigen Augen. „Aber es gibt Probleme. Ein Aufstand droht. Wir wissen ehrlich gesagt nicht, wie wir euch sicher ins Blisterherz bekommen sollen."
    Rhodan tippte Lyressea ans Knie. Sie stützte sich auf seine Schultern und stieg ab.
    Dann schwang er sich vom Trike und zerrte die Schals von seinem Kopf. „Ein Aufstand?", fragte er erstaunt. „Wie ernst ist es? Gibt es Verletzte?" Er suchte eine einigermaßen saubere Stelle in dem Gewirr der dünnen Schals und wischte sich damit die Augen. „Es ist alles so verrückt, nichts ist mehr, wie es einmal war", antwortete die Frau, ohne direkt auf seine Fragen einzugehen. „Drüben beim Haupteingang hat es Auseinandersetzungen gegeben. Aufrührer versuchen die Leute zum Bleiben zu überreden und dazu ..."
    Sie verstummte kurz, offensichtlich irritiert durch die hellblauen Hände, die zum Vorschein kamen, als Lyressea ihre Fellhandschuhe auszog. „... euch entschlossen den Zutritt zur Stadt zu verwehren<, wie sie es nennen."
    Rhodan mahlte mit den Kiefern. „Das hat ja schon mal nicht geklappt."
    „Ja", sagte die Motana. „Aber die Leute sind nicht dumm. Das Blisterherz ist komplett eingeschlossen. Noch halten die Schützen der Herzgarde die Palisade. Aber man will euch auf jeden Fall daran hindern, zum Teich vorzudringen. Und gleichzeitig kann Kischmeide die Stadt nicht verlassen. Eine geschickte Doppelstrategie, wenn ihr mich fragt."
    „Wie viele Leute sind das dort?", fragte Rhodan, während er sich weiter von den dreckstarrenden Umhängen befreite. „Ich weiß nicht", sagte die Frau. „Das lässt sich schwer schätzen. Der Stumme Gürtel ist sehr unübersichtlich. Ein paar Tausend dürften es schon sein."
    „Ein paar Tausend!" Rhodan zerbiss einen Fluch. „Es ist eigentlich keine Überraschung", sagte Lyressea in der Sprache der Mächtigen zu ihm.

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