2255 - Die Distanzspur
ich dankbar für den Deflektorschirm der SCHWERT, der in der nun modifizierten Form bis zu einem gewissen Grad als Antiortungsschirm arbeitete.
Unsere Entfernung von der DISTANZSPUR betrug noch sechs Millionen Kilometer. „Ein Problem haben wir noch", flüsterte ich, um Zephyda nicht in ihrer Konzentration zu stören.
Dabei wäre mir das kaum möglich gewesen. Sie schien jetzt eins mit dem Bionischen Kreuzer und seinen Systemen zu sein, kaum noch mitzubekommen, was sich an Bord abspielte. Sie horchte mit allen Sinnen in den Raum hinaus und bündelte mit ihren geistigen Kräften die Energie der Quellen, um die SCHWERT mit Gedankenschnelle reagieren zu lassen.
Perry sah mich an. „Mit welchem Tempo und Kursvektor sollen wir die DISTANZSPUR anfliegen? Oder bist du der Ansicht, dass das keine Rolle spielt?"
Perry atmete tief ein. „Nein. Ich schlage vor, genau die Werte zu verwenden, mit denen die Kybb-Titanen bei ihrer Ankunft durch die DISTANZSPUR zum Vorschein kamen."
Mein fotografisches Gedächtnis hielt die Daten parat. „Also Einflug senkrecht durch die Kreisebene, Geschwindigkeit eintausend Kilometer pro Sekunde."
„Ja." Mein Freund sah mich an. „Oder hast du eine bessere Idee?"
Ich zuckte die Achseln. Ob sein Vorschlag der richtige war, konnte ich auch nicht sagen; einen Abflug durch die DISTANZSPUR hatten wir noch nicht beobachten können. Aber zumindest waren die von ihm genannten Werte nicht völlig willkürlich aus der Luft gegriffen. „Zephyda?"
„Ich ... habe es gehört."
„Entfernung?"
„Drei Millionen Kilometer." Wieder wich die Epha-Motana einem Ortuhgsschatten aus. Es waren nicht wenige Kybb-Einheiten, die die SCHWERT so nah an der DISTANZSPUR in die Ortung bekamen.
Wir konnten nur darauf hoffen, dass die Kybb nicht besonders phantasievoll waren und von einem Fehler in der Ortung ausgingen oder davon, etwas völlig Unbedeutendes bemerkt zu haben, vielleicht ein Patrouillenschiff oder einen ihrer Frachter, der abrupt den Kurs änderte. Doch wenn eine einzige Einheit uns vollständig in die Ortung bekommen sollte, wäre es um uns geschehen.
Und noch etwas bereitete mir Sorgen: Wir kannten nicht die Position der Kyber-Neutros im Tan-Jamondi-System. Irgendwo mussten sie sich befinden; kamen wir zufällig in ihre Nähe, würden wir nur noch durch den Raum treiben und leichte Beute für den Feind sein.
Die Entfernung betrug noch 2,6 Millionen Kilometer. Der Flug wurde immer gefährlicher.
Zephyda und ihre Quellen verzögerten jetzt, einerseits, um den Ortungsschatten besser ausweichen zu können, andererseits, um zum entscheidenden Zeitpunkt die Geschwindigkeit von tausend Kilometern pro Sekunde erreichen zu können.
Ich konzentrierte mich kaum noch auf die anderen Daten der Ortung. Sie blieben für mich schemenhaft. Verstümmelte Funksprüche überall, ganz Tan-Eis ein einziger Aufruhr.
Mein Interesse galt einzig und allein unserer unmittelbaren Umgebung, die die Orter noch erfassen konnten. Zwei Komma vier Millionen Kilometer, dachte ich.
Auf der Holokugel zeichnete sich etwas ab, ein diffuses Flimmern, ein Lichtschein im Grau der Darstellung dessen, was die Ortung nicht erfassen konnte. Seine Position ließ keinen Zweifel übrig: das Feld der DISTANZSPUR!
Strahlte es so heftig, dass die Systeme es trotzdem wahrnahmen, oder ließen die hyperenergetischen Emissionen unbekannter Natur, die unseren Vorstoß erst ermöglicht hatten, wieder nach, so dass die Ortungsreichweite stieg?
Dann waren wir verloren! Dann würden die feindlichen Einheiten uns mit ihren Ortungssystemen erfassen.
Aber ich täuschte mich nicht. Das Feld der DISTANZSPUR flimmerte immer heftiger, wurde in der Ortung deutlich sichtbar!
Was geschieht da?, fragte ich mich.
Ich habe nur eine mehr oder weniger begründete Hypothese, meldete sich der Extrasinn.
Eigentlich ist sie so wenig begründet, dass ich sie lieber für mich behalten würde. „Lass hören!", flüsterte ich.
Jamondi befindet sich mitten im Rücksturz in den Normalraum. Was, wenn dies beim Arphonie-Haufen noch auf sich warten lässt? Die DISTANZSPUR wirkt jedoch nur von Hyperkokon zu Hyperkokon - und zumindest Jamondi wird sich bald nicht mehr in einem solchen befinden! „Du meinst..."
Es ist nicht auszuschließen, dass die DISTANZSPUR dann zusammenbricht!
Ich wollte mich gar nicht fragen, was mit der SCHWERT geschehen würde, wenn der Zusammenbruch erfolgte, während der Bionische Kreuzer sich noch in der DISTANZSPUR befand. Aber ich fragte
Weitere Kostenlose Bücher