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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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des scheibenförmigen PONTON-Tenders entlang und suchte die rötlich blaue Ynkonit-Panzerung nach Anzeichen für Materialermüdung ab.
    Der aus drei Tendern und zwei LFT-BOXEN bestehende Bahnhof hätte bei seinem Flug durch den Leerraum zwischen den Galaxien eine Hypersturmzone passiert. Massive Raumbeben hatten die Schutzschirme überlastet und in allen Tendern Schäden angerichtet.
    Nicht einmal die superharte Ynkonit-Panzerung war stabil genug gewesen, den Gravitationsfronten zu widerstehen. Cilia hatte bereits ein halbes Dutzend Schwachstellen und Risse entdeckt und an die zentrale Wartungspositronik weitergemeldet, und dabei hatte ihre Schicht gerade erst begonnen.
    Sie blickte an der Wölbung der Außenhülle vorbei zu der gigantischen, würfelförmigen, 3000 Meter messenden LFT-BOX, die am Tender Nummer 2 angekoppelt war, ein Konglomerat aus Triebwerksmodulen, bestimmt für die RICHARD BURTON, die in wenigen Tagen erwartet wurde. Hinter dem kantigen Würfelkoloss leuchtete die Scheibe der Milchstraße, Zehntausende von Lichtjahren entfernt, eine Insel aus Helligkeit inmitten der endlosen Finsternis des Weltraums. Auf der gegenüberliegenden Seite konnte sie sehr klein die faserige Struktur der Großen Magellanschen Wolke erkennen, umgeben von den Lichtpunkten anderer Galaxien in kosmischer Ferne.
    Sie dachte wieder an Kortez Melander.
    Verlieb dich nie in einen Raumfahrer, hatte ihre Mutter sie immer gewarnt. Sie brechen dir nur das Herz, mein Kind.
    Aber natürlich hatte sie nicht auf ihre Mutter gehört. Schließlich war sie selbst Raumfahrerin, zwischen den Sternen zu Hause. Doch jetzt wünschte sie, der Weisheit ihrer Mutter mehr vertraut zu haben.
    Ein Knacken im Interkom riss sie aus ihren Gedanken. „Wie sieht's aus, Cilia?", drang Nessons Stimme aus dem Lautsprecher. Der Supervisor der Wartungsgruppe Gamma klang mürrisch, als wäre er mit sich und der Welt unzufrieden und würde die Schuld für seine Misere bei ihr suchen. „Irgendetwas Neues?"
    „Jede Menge Mikrorisse", erwiderte sie. „Zum Glück nur oberflächlich. Sie stellen keine Gefahr dar. Aber an einigen Stellen reicht die Materialermüdung tiefer. Die Hüllenplatten müssen ausgewechselt werden. Der Rechner wurde bereits informiert, und die Montageroboter sind ..."
    „Gut, gut", unterbrach Nesson ungeduldig. „Solange keine Lecks entstanden sind, bin ich zufrieden. Sobald deine Schicht zu Ende ist, melde dich bei mir. Wir haben etwas zu besprechen."
    „Verstanden."
    Mit einem Knacken endete die Verbindung. Cilia versuchte sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber erneut musste sie an Kortez denken, an seine zärtlichen Worte in der Nacht, die Liebesschwüre, die aus seinem Mund so überzeugend geklungen hatten.
    Sie schnaubte verächtlich.
    Zweifellos hatte er sie nur verführen wollen. Sex, das war alles, was er von ihr gewollt hatte. Warum hatte er sich sonst seit jener Nacht nicht mehr bei ihr gemeldet, warum ließ er ihre Nachrichten unbeantwortet, die sie ihm auf der Voicebox seines Interkomanschlusses hinterlassen hatte?
    Sie fühlte sich benutzt und gedemütigt.
    Verbittert arbeitete sie weiter, schwebte an der Hüllenpanzerung entlang und behielt das Holodisplay mit den Messwerten der Diagnosesensoren im Auge. Sie entdeckte weitere Mikrorisse im Ynkonit und machte eine entsprechende Meldung an den Wartungscomputer. Er würde die Daten auswerten und entscheiden, ob die Panzerplatten ausgewechselt werden mussten.
    Sie fragte sich, was Kortez jetzt machte.
    Genoss er seine Eroberung? Prahlte er bei seinen Kollegen von der Wissenschaftsabteilung im Tender 3 mit seinem erotischen Abenteuer? Vielleicht erzählte er in diesem Moment, wie er sie verführt hatte, mit kleinen schmutzigen Einzelheiten ...
    Hör auf damit!, rief sie sich verärgert zurecht. Er ist es nicht wert, dass du dich so quälst.
    Männer wie ihn gibt es wie Sterne im Weltraum. Du wirst einen anderen finden, einen, der weiß, was er an dir hat...
    Aber die traurige Wahrheit war, dass sie keinen anderen Mann wollte. Kortez hatte etwas in ihr berührt, und sie konnte ihn nicht vergessen, sosehr sie es auch wollte.
    Um sich abzulenken, blickte sie nach draußen in die kosmische Nacht, zu den Spiralarmen der Milchstraße, die wie verstreute Juwelen in der Finsternis funkelten.
    Irgendwo dort draußen war die RICHARD BURTON, und mit jeder Linearetappe kam sie näher. Wenn alles planmäßig lief, würde sie in zwei Tagen den Weltraumbahnhof erreichen. Dann

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