2256 - Bahnhof im Weltraum
der Mausbiber war noch immer in die Kämpfe verstrickt, die zwischen den Technocrews der RICHARD BURTON und der suggestiv beeinflussten Bahnhofsbesatzung ausgebrochen waren.
Eine weitere Kontraktion durchlief den geblähten Leib des Brüters. Er atmete schnaufend, prustend und sank langsam zu Boden. Erneut gischtete ein Schwall grüner, zäher Flüssigkeit aus der Legeröhre.
Aus den Augenwinkeln sah Kantiran das verzerrte, bleiche Gesicht der Technikerin, die Todesangst in ihren Augen. Auf dem Namensschild an der rechten Brustseite ihres Overalls stand Cilia Perish. Er konnte sich noch immer nicht bewegen, nicht einmal einen Finger krümmen.
Gucky!, rief er wieder. Hilf mir, Gucky!
Keine Antwort.
Plötzlich, am Rande seines Bewusstseins, nahm er ein unruhiges Raunen wahr, wie von tausend leisen Stimmen, die im Gleichklang summten. Die Dwarmaris! Sie waren aus ihrem Schlaf erwacht.
Kantiran konzentrierte sich auf die Dwarmaris, und trotz des suggestiven Drucks, der auf ihm lastete, konnte er eine Verbindung herstellen.
Ihr müsst mir helfen, dachte er angestrengt und projizierte ein mentales Bild der Facettenaugen des Rieseninsekts. Dringt in die Augen ein und fresst, fresst, fresst!
Er spürte, wie die Dwarmaris aus den Beinholstern schwärmten und zu Grafer Gelber Jamamith krabbelten. Indessen wurden die Kontraktionen, die den geblähten Unterleib des Insektenwesens verkrampften, immer heftiger. Etwas Großes wurde durch die Legeröhre gepresst. Ein Kopf wurde in der Öffnung sichtbar, so monströs wie Grafers, mit hungrigem Maul und rasiermesserscharfen Beißzangen.
Der „Geburtsvorgang" - wenn man es denn so nennen wollte - verschaffte den winzigen Insekten Zeit, Zeit, in denen das Monstrum abgelenkt war und in denen sie ihr Ziel erreichen konnten.
Kurz bevor Grafer seine erste Brut endgültig entließ, brüllte das Rieseninsekt schmerzgepeinigt auf, und Kantiran wusste, dass die Dwarmaris ihr Ziel erreicht hatten und sich durch das weiche Gewebe der Facettenaugen in das Gehirn des Monstrums fraßen. Es warf sich hin und her und wischte mit den Klauenhänden über seine Augen, doch die Dwarmaris waren zu klein, als dass Grafer Gelber Jamamith sie abstreifen konnte.
Und sie fraßen sich unerbittlich weiter.
Grafers Gebrüll steigerte sich zu einem grellen, ohrenbetäubenden Kreischen, und Kantiran spürte, wie der mentale Druck auf ihn nachließ.
Gucky!, dachte er verzweifelt. Ich brauche deine Hilfe!
Er versuchte seinen rechten Axm mit dem Kombistrahler zu bewegen, und es gelang ihm, ihn ein paar Zentimeter zu heben, aber nicht genug, um auf das Monstrum zu zielen.
Aus Grafers Legeröhre rutschte eine verkleinerte Ausgabe des Rieseninsekts und stürzte sich sofort mit klappernden Beißzangen auf Kantiran. Mit einem Schrei schaffte er es endlich, die Waffe hochzureißen. Ein Thermostrahl zuckte aus der Mündung und traf das Insekt im Sprung.
Tot fiel es zu Boden, aber aus der Legeröhre quoll bereits das nächste Exemplar und das übernächste ...
Gucky!, schrie Kantiran erneut in Gedanken. Hilf mir!
Momente später flimmerte vor ihm die Luft, und der Mausbiber materialisierte. „Die Kavallerie ist da!", rief Gucky schrill.
Und er war nicht allein gekommen. Icho Tolot und Reginald Bull begleiteten ihn. Der Haluter wurde von einem von Grafers Kindern angefallen und schmetterte das Insekt mit einem wuchtigen Schlag zu Boden. Bull eröffnete gleichzeitig aus seinem Kombistrahler das Feuer auf die schwärmende Brut, während Gucky mit seinen telekinetischen Fähigkeiten die rasenden Monstren durch die Luft schleuderte.
Der mentale Druck wich endgültig von Kantiran.
Er hob die Waffe, zielte auf Grafers geblähten Unterleib, der weiter die Brut ausspuckte, und brannte ein faustgroßes Loch in die Chitinpanzerung. Das Kreischen des Rieseninsekts wurde leiser und verstummte schließlich in einem Röcheln, als der Thermostrahl lebenswichtige Organe zerstörte.
Das Ungeheuer sackte tot in sich zusammen.
Stille legte sich über den hydroponischen Garten, nur von den gepressten Schluchzern der Frau durchbrochen, die ebenfalls von dem lähmenden Einfluss befreit war. Entkräftet sank sie zu Boden und barg ihr tränenüberströmtes Gesicht in den Händen.
Kantiran rannte zu ihr, kniete nieder und nahm sie sanft in die Arme. „Es ist vorbei", sagte er. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Alles wird gut."
Cilia klammerte sich an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen, und er wiegte sie
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