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2258 - Medusenklänge

Titel: 2258 - Medusenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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werden umgehend alles Erforderliche in die Wege leiten. Wir starten die Operation Toter Mann!"
    Hier tief drinnen im Schiff geht es mir gut.
    Der Gesang ist kaum zu hören, die Verlockung minimal. Statt des Raunens und der sternförmigen Gebilde, die ich bisher wahrgenommen habe, umgibt mich jetzt ein Frieden, wie ich ihn bisher nicht kannte.
    Meine Angst weicht, dass ich ohne Körper vergehen könnte. Im Gegenteil kommt Begeisterung über die neuen Möglichkeiten in mir auf. Binnen kürzester Zeit kann ich von einer Stelle zur anderen wechseln, indem ich die Anker wie Trittsteine benutze, über die mein Geist hinweghuscht - in der Vorstellung schon am Ziel.
    Ich nutze diese Möglichkeit, um Bereiche des Schiffes zu erkunden, die ich noch nicht kenne, in die es mich noch nicht verschlagen hat, und Personen aufzusuchen, die mir wichtig sind oder mir interessant erscheinen. Dann beobachtete ich sie, erlebe, was sie erleben. Es ist wie ein Rausch. Ich kann überall hin!
    Es dauert lange, bis ich wieder an die Zukunft denke. Oder an die Gegenwart. Und an meine Vergangenheit. Daran, wie es dazu kam und was wohl aus mir werden wird.
    Die alte Angst kehrt zurück. Da ich den Grund für meinen Zustand nicht kenne, weiß ich auch nicht, ob er anhalten wird. Jeden Augenblick kann meine Existenz beendet sein. Sich wandeln. Oder ewig währen.
    Hat mein Schicksal doch mit Gon-Orbhon zu tun?
    Ich will es herausfinden und beginne zu recherchieren. Wie schon einmal. Aber diesmal ist es anders. Nichts bleibt mir verborgen. Ich stelle fest, dass die Datenbanken des Schiffes für mich kein Buch mit sieben Siegeln mehr sind. Ich kann jede Datei öffnen, der bloße Wunsch genügt. Und dann fällt mir etwas ein.
    Wenn Gon-Orbhon seinen Einfluss auf mich ausübt, kann ich nicht der Einzige sein.
    Dann muss es hier noch andere geben, die seinen Einfluss spüren. Vielleicht Jünger von ihm.
    Der Wunsch erfüllt mich, bei ihnen zu sein, mit ihnen zu reden, um mehr zu erfahren, und auf einmal, ich glaube es kaum, befinde ich mich in einer Zelle.
    Erst weiß ich gar nicht, dass es eine Zelle ist. Sie sieht aus wie eine ganz normale Kabine, sogar außergewöhnlich groß und besonders luxuriös. Ich streife durch die Räume, bis ich eine Frau unter der Trockendusche finde, mittelgroß, knabenhaft schlank und doch kräftig, mit blondem, stoppelkurzem Haar, einem schmalen Gesicht mit feiner Nase und durchdringend blauen Augen.
    Eine Schönheit, die mir auf Anhieb gefällt, und so bleibe ich eine Weile. Jetzt noch einen Körper haben ... Whow!
    Sie vertreibt sich die Zeit mit Holo-Remakes uralter terranischer Kinofilme, „Casablanca" und „Der Rosenkrieg". Sie spielt mit dem Computer Schach und schmökert ganze Bibliotheken durch. Mir fällt auf, dass sie spirituelle Themen bevorzugt.
    Wurde ich deshalb von ihr angezogen? Ist sie eine Jüngerin Gon-Orbhons?
    Sie scheint keiner Arbeit nachzugehen. Ihre Kontakte zur Außenwelt sind gleich null.
    Das ist seltsam, aber in mir regt sich ein Verdacht, als Reginald Bull mit ihr sprechen will.
    Erst glaube ich, mich versehen zu haben. Aber dann schaue ich noch einmal hin.
    Auf dem Bildschirm prangt tatsächlich der Residenz-Minister, unter dessen Kommando die RICHARD BURTON zu den Magellanschen Wolken aufgebrochen ist. „Bre", begrüßt er sie. „Wie geht es dir?"
    Die schlanke Frau blickt gelangweilt von ihrer Lektüre auf. „Ihr haltet mich hier widerrechtlich gefangen, Bully. Du hast nicht zufällig vor, mir den Schlüssel in die Hand zu drücken, oder? Sonst verzichte ich auf jedes Gespräch."
    Bulls Miene drückt Hilflosigkeit aus. Ich sehe, dass er mit ihr reden möchte, aber die Abfuhr ist unmissverständlich gewesen. Als er abschaltet, fasse ich einen Entschluss.
    Ich stelle mich auf den Residenz-Minister ein.
    Was mir mit dieser Frau namens Bre Bre Tsinga etwa? Die Bre Tsinga? - gelang, müsste doch auch mit jeder anderen Person möglich sein. Statt mich über energetische Anker durchs Schiff zu bewegen, kann ich mich vielleicht geistig an andere Orte versetzen.
    Und es gelingt!
    Im nächsten Moment schwebe ich über Reginald Bull.
    Er sitzt in der Zentrale der RICHARD BURTON, an einem Konferenztisch mit erloschenen Holowürfeln, umgeben von hektischer Aktivität. Aber kein Laut ist zu hören.
    Ein Dämmfeld, so viel ist mir sofort klar.
    Er hat keine Zeit verstreichen lassen. Per Interkom ist er schon mit einer anderen Person verbunden, gleich darauf mit einer weiteren - ich habe den

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