2258 - Medusenklänge
Ranges nach sich gezogen hatte - dennoch wurde er schon zwei Jahre später zur Eliteausbildung auf eine Kadettenschule geschickt. Es folgten die praktische Erfahrung auf einem Schnellen Kreuzer im extragalaktischen Bereich, ein eigenes Kommando in der Eastside und schließlich der Einsatz am Sternenfenster gegen die Katamare der Inquisition - nur einige kleinere Sprossen auf der Leiter zu seinem Erfolg.
Bull beeindruckte besonders, dass er für seinen Einsatz zur Rettung havarierter Raumer ausgezeichnet worden war. Das bewies Menschenliebe und Verantwortungsgefühl. Zweimal war Pragesh selbst schiffbrüchig geworden und hatte hohe Verluste unter der eigenen Besatzung verzeichnen müssen, aber das war ihm nicht negativ angerechnet worden, schließlich verdankten ihm und seiner Crew weit mehr als zehntausend Menschen ihr Überleben.
Bei solchen Mitarbeitern konnten sie mit ihrer Mission nicht scheitern. „T minus drei Sekunden", meldete die Biopositronik. „Zwei... eins ..." Übergangslos erschien das vertraute Sternenmeer auf der Panoramagalerie der Zentrale. Die Linearetappe war bewendet, sie waren zwei weitere Lichtjahre in den Sternhaufen vorgestoßen, aber nichts rührte sich. Jetzt würde sich zeigen, ob ihr Plan aufging.
Wieder meldete sich die Positronik. „Energieemission heruntergefahren."
Oberstleutnant Melli, der Leiter der Abteilung Funk und Ortung, sog hörbar den Atem an. Der stämmige Zwei-Meter-Mann mit den rotblonden, zu Zöpfen geflochtenen Haaren saß wie eine Statue vor den Geräten und kniff die Lippen zusammen. Er setzte keinerlei aktive Tastung ein, nur die Passiv-Orter und die Ultra-Giraffe.
Es kam kein Ping herein.
Dennoch leistete Bull sich nicht den Luxus der Erleichterung. Genau wie Fran, die ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte, und die restliche Zentralebesatzung wusste er, dass sich die Situation buchstäblich in Sekundenschnelle ändern konnte.
Oberstleutnant Melli ließ die Orter nicht aus den Augen. „Wir sind in der Spur", verkündete er in seinem üblichen polternden Tonfall. „Der 6-D-Jetstrahl, der vom heimatlichen Solsystem bis hierher reicht... eine schönere Landebahn kann man sich gar nicht vorstellen!"
Das bedeutete doch, dass irgendwo vor ihnen die Heimstatt Gon-Orbhons lag.
Wieder einmal verfluchte Bull den Umstand, dass die Ultra-Giraffe zwar den Verlauf des Jetstrahls anmessen konnte, aber nicht sein Ende. Es hätte ihnen viel Mühe erspart. Sie wussten nun, dass eines der Systeme in Flugrichtung das gesuchte sein musste. Nur welches, ließ sich angesichts der Sterndichte im Zentrum des Haufens unmöglich sagen. „Etwas bahnt sich an", flüsterte Fran und strich sich mit der Rechten das dunkelrote Haar hinters Ohr zurück. „Aber frag mich nicht, woher ich das weiß ..." Bully teilte den Eindruck seiner Lebensgefährtin und konnte sich ebenso wenig erklären, wie er darauf kam. Er hütete sich aber, das als Fantasterei abzutun. Jahrtausendelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, seinen Instinkten zu vertrauen. „Reginald!", meldete sich Melli. „Da treibt etwas im Raum."
Bull stemmte sich auf den Sessellehnen hoch. „Ein Torpedofeld?"
„Nein, aber ich kann es nicht genau identifizieren."
Das erstaunte Bull. Bei der Passiv-Ortung wurde die hyperphysikalische Ausstrahlung externer Objekte empfangen und durch Vergleich mit den riesigen Speicherwerten der Datenbanken blitzschnell dem jeweiligen Verursacher zugeordnet. Auf diese Weise konnte man eigentlich alles identifizieren - alles, was einem schon mal untergekommen war.
Was immer sich in Flugrichtung befand, sie waren ihm noch nie begegnet! Nach einigen Minuten lokalisierten sie weitere treibende Objekte im Weltraum, deren Natur sich mit passiver Ortung nicht bestimmen ließ. Es wurden immer mehr. „Also gut", forderte Bull Melli auf. „Setz den Taster ein!"
Der Oberstleutnant nickte. Er tippte kurz auf eine Tastatur, und die rätselhaften Objekte wurden aktiv mit Impulsen bestrahlt. Sofort erschienen auf den Hauptschirmen so genannte Reliefs, die über Struktur, Gestalt, Masse und Energieform Auskunft gaben. Außerdem wurden zusätzliche Erläuterungen eingeblendet. „Da haben wir die Bescherung", schnaufte Melli aufgeregt. „Bei den treibenden Objekten handelt es sich samt und sonders um Raumschiffswracks!" Bully.schaute zu Oberst Pragesh,der seinen Blick ruhig erwiderte, dann zu Fran Imith. Seine Lebensgefährtin wandte sich an den Ortungschef. „Handelt es sich um die Wracks von
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