226 - Das Schädeldorf
vom Herzen. Jetzt kamen sie endlich aus diesem verfluchten Tunnelsystem heraus! Und hatten gleichzeitig ein Transportmittel, das sie nach Gilam’esh’gad bringen wurde.
***
Während Matt und Ytim’len das neue Gefährt inspizierten, berichtete Gilam’esh durch Yann, wie er in das lange inaktive bionetisches Gehirn der Qualle eingedrungen war und es reaktiviert hatte. »Das war der kritische Zeitpunkt, in dem ich mich von Nefertari lösen musste.« Gilam’esh klang erschöpft, was auch nicht verwunderlich war. Die ungewöhnliche Verbindung mit dem einfachen biologischen Verstand der Qualle hatte ihn viel Kraft gekostet. »Danach konnte ich die Tentakel steuern und den Mechanismus der Tür bedienen.«
Matt war vertieft in das Studium der verschiedenen Konsolen in der Kabine der Transportqualle. Dank seiner Kontakte zu den Hydriten und Quart’ols Wissen kannte er sich ein wenig aus mit diesen bionetischen Gefährten. Auf jeden Fall hatte er Übung darin, sie zu lenken. Doch dieser Prototyp war sehr speziell und hatte viele unbekannte Funktionen. Trotzdem ging er davon aus, dass er zurecht kommen würde.
Hinter ihm betrat Aruula die Qualle. Sie lehnte sich an seinen Rücken und umschlang ihn mit ihren schmalen Händen. »Ich sehne mich nach Sonne und Luft, Maddrax!«
»Und ich sehne mich nach dir. « Matt löste sich aus Aruulas Umarmung und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sie sah müde aus, fand er. Sanft küsste er sie auf ihre vollen Lippen.
Es dauerte noch eine ganze Stunde, bis sie endlich aufbrachen. Das lag weder an Matt, noch an der Technik, sondern an Ytim’len und Gilam’esh. Die beiden Quan’rills konnten anscheinend kein Ende finden für ihren Gedankenaustausch. Eigentlich wäre es logisch gewesen, dass Ytim’len sie nach Gilam’esh’gad begleitete, doch das wollte er nicht. Die Gründe für sein Verbleiben im Mekong-Delta behielt Ytim’len für sich.
Beim Abschied umarmte der Mann aus der Vergangenheit den Quan’rill und dankte ihm für alles, was er für sie getan hatte. Als Yann in der Kabine Platz genommen hatte, betätigte Matt einen Schalter und die Einstiegsöffnung der Transportqualle schloss sich. Langsam setzte sie sich in Richtung Flutkammer in Bewegung. Als Ytim’len das Schleusentor hinter ihnen schloss, sah Matt ein letztes Mal das Gesicht des Quan’rills: Ytim’len lächelte!
Schnell füllte sich die Flutkammer mit Wasser. Unter seinen Füßen hörte Matt ein schmatzendes Geräusch: Die Qualle saugte sich am Boden fest. Draußen stieg der Wasserpegel über das Sichtfenster. Matt war zufrieden. Bis jetzt lief alles gut. Er sah von Yann zu Aruula und zwinkerte ihnen aufmunternd zu. Alles im Griff! Sie saßen in Sesseln, die stufenlos formbar waren und sich daher auch der menschlichen Gestalt anpassen konnten.
Jetzt blinkte ein grünes Licht auf der bionetischen Konsole. Vermutlich war die Flutkammer voll und der Druckausgleich hergestellt. Das Tor ins offene Meer konnte geöffnet werden. Matt drückte auf den blinkenden Knopf: Das Tor glitt zur Seite.
Er wusste, was jetzt zu tun war, bediente einige Schalter und Hebel, bis die Qualle langsam aber stetig in die blaue Tiefe schwebte. Der Mann aus der Vergangenheit warf einen Blick auf den Bildschirm mit der Seekarte und stellte den gewünschten Kurs ein. Dabei fiel ihm auf, dass die Qualle sich immer noch sehr langsam bewegte. Er schob den Griff für die Geschwindigkeitskontrolle nach oben. Als nichts passierte, probierte er es mit einem zweiten. Wieder nichts!
Seine Blicke wanderten über die Konsole. Vielleicht hatten sie den Beschleunigungsvorgang weiter entwickelt. Eine der Neuheiten, von denen Ytim’len gesprochen hatte? Möglicherweise aber nur ein anderes Design des entsprechenden Schalters.
Matt entschied sich dafür, es zu wagen. Schließlich waren sie mit einer Qualle unterwegs und nicht mit einer Schnecke, Kurzerhand wählte er den nächstgelegenen Schalter daneben, und tatsächlich ging das Gefährt ab wie eine Rakete.
Zu schnell!, dachte Matt. Eilig legte er den darunter liegenden Hebel um. Doch an der Geschwindigkeit änderte sich nichts! Dafür aber ertönte ein Brummen. Die Kabine vibrierte. Die Qualle kam ins Schlingern. Gleichzeitig gab es einen heftigen Rückstoß. Matt wurde erst in den Sitz gedrückt und dann nach vorne gerissen. In seinem Rücken hörte er Aruula fluchen und Yann Haggard jammern: Er war von seinem Sitz gerutscht.
Doch Matt beachtete die beiden nicht; seine Aufmerksamkeit galt
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