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2260 - Im Arphonie-Sternhaufen

Titel: 2260 - Im Arphonie-Sternhaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und sah, dass es aus dem Wandschrank zu kommen schien.
    Die Tür war offen, aber nur halb. Sie konnte nicht wirklich sehen, was sich dahinter befand. Für sie war klar gewesen, dass Charzane sich aus dem Schrank befreit hatte und - wie sie gerade noch angenommen hatte - aus der Kabine geflohen war.
    Das Fiepen erklang erneut, noch klagender. Naida überwand sich und ging vorsichtig auf den Schrank zu. Ihre Schritte waren auf dem von künstlichem Gras bedeckten Boden nicht zu hören. Sie schlich sich an, streckte langsam die Hand aus - und zog die Tür mit einem Ruck auf.
    Das Wagwa hockte zusammengekauert und jämmerlich in einer Ecke zwischen zerwühlten Tüchern und Kleidern, ein zitterndes Bündel grauweißes Fell. Es blickte sie aus Augen an, die ihr womöglich noch größer erschienen als (ohnehin schon. Seine Ohren richteten sich auf. Es war in die warmen, weichen Stoffe eingewühlt wie in ein ... ein Nest! „Charzane ...", hörte die Motana sich sagen, fast nur ein Flüstern. Das Loch in der Tür war für den Augenblick vergessen. Der Mutterinstinkt in ihr erwachte.
    Ein schwaches Winseln antwortete ihr.
    Plötzlich von ihren Gefühlen überwältigt, beugte sie sich vor und nahm das Tier aus dem Schrank. Sie hielt es in den Armen und drückte es fest an ihre Brust. Es ließ es sich gefallen und schmiegte sich an sie. Sie wiegte es wie ein Baby und sang ihm einen Choral, wie man ihn kleinen Kindern sang.
    Langsam 'hörte das Zittern auf. Dann schlangen sich Charzanes Arme um ihren Hals.
    Naida verging fast vor Rührung. Sie setzte sich mit dem Wagwa auf einen Baumstumpf und streichelte zärtlich sein Fell. Da war nichts mehr von der kleinen Bestie, die ihr die Zähne gefletscht und mit den Krallen gedroht hatte.
    Außerdem wog es wieder deutlich weniger als zuvor. Charzane war wieder ganz normal. Über eine quasitelepathische Brücke spürte sie ihre Not, ihren Schmerz, ihre Verzweiflung. Sie weinte selbst.
    Für einen Moment glaubte sie, sich all das Schreckliche nur eingebildet zu haben. Sie sang wieder, und ... ... dann fiel ihr Blick wieder auf die halb offene Kabinentür und das hässliche Loch darin.
    Ihr stockte der Atem. Sie musste sich dazu zwingen, zwei und zwei zusammenzuzählen. Als ob Charzane es spürte, kuschelte sie sich noch fester an sie. Doch Naida merkte es kaum noch. In ihrem Kopf tickte es. Sie starrte auf das Loch, schätzte Charzanes Gewicht ab, sah im Geist wieder ihren dicken, sich bewegenden Bauch - und mit einem Mal wusste sie, was geschehen war.
    Sie versuchte alles, um den Gedanken ad absurdum zu führen, aber es war zu eindeutig. Charzane war schwanger gewesen, als sie sie in den Schrank gesperrt hatte. Die Jungen hatten sich schon ungeduldig in ihrem Leib gerührt. Und jetzt war sie es nicht mehr.
    Das klagende, unendlich traurige Fiepen - es war nichts anderes als ihr Schmerz darüber, ihre Jungen verloren zu haben. Deshalb winselte sie. Deshalb brauchte sie jetzt wieder einen Menschen, an dessen Brust sie ihre ganze Trauer ersticken konnte. Deshalb das klägliche Winseln.
    Mit einem Mal war Naida alles klar.
    Charzane hatte in dem Wandschrank die Jungen bekommen. Wie viele es waren, konnte sie unmöglich sagen 'und das Wagwa schon gar nicht. Naida dachte an ein halbes Dutzend. Sie wusste es nicht genau. Sie hatte noch nie ein Wagwa gebären gesehen. Sie hatte nur die Schauergeschichten über die Verwüstungen gehört, die ihr Nachwuchs auf den Feldern und in den Dörfern angerichtet hatte, damals auf ihrer Heimatwelt.
    Charzane war schwanger gewesen, das war die erste Unmöglichkeit. Die Jungen waren zur Welt gekommen, die zweite Unmöglichkeit. Und sie waren nicht nur aus dem Schrank ausgebrochen, sondern auch aus der Kabine. Sie hatten die Eingangstür zerfetzt wie ein Stück Papier - zentimeterdickes Metall! Das war die dritte Unmöglichkeit.
    Das Ganze ließ nur eine Schlussfolgerung zu. Naida sträubte sich gegen den Gedanken, aber sie musste sich der Tatsache stellen, dass jetzt fünf, sechs oder vielleicht sogar zehn kleine Wagwas in der SCHWERT herumliefen und ihren Heißhunger an allem stillten, was ihnen gerade in den Weg kam. Wenn sie schon Metall zerreißen konnten, vielleicht sogar fressen, war absolut nichts vor ihnen sicher! „Charzane", flehte sie heiser. „Sag mir bitte, dass das alles nur ein böser Traum ist."
    Sie fühlte sich furchtbar allein, und das würde sie auch sein, wenn das wahr wurde, was sie sich ausmalte. Sie konnte nicht verstehen, wie das

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