2260 - Im Arphonie-Sternhaufen
fragte die Schildwache. „Du bist wirklich albern."
„Lass mich doch", sagte er. „Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich nicht sehr lange Grund zum Lachen haben werde."
„Da könntest du Recht haben", kommentierte die Biotronik.
Naida war froh, dass Zephyda sämtliche Quellen noch einmal ausgetauscht hatte, auch jene, die erst vor kurzem gekommen waren. Sie wollte noch einmal neue, die ihr die Kraft gaben, ihr vorläufig letztes Manöver hinter sich zu bringen.
Sie hatte nicht gesagt, worin es bestand, aber Naida tat sich schwer damit, sie zu verstehen. Die Stellare Majestät brauchte dringend Ruhe, jetzt und nicht später. Aber sie war die Chefin und musste am besten wissen, was sie sich zumuten konnte und was nicht.
Nein, Naida hatte andere Sorgen.
Sie war noch relativ frisch. Ihre Arbeit hatte sie zwar strapaziert, aber lange nicht so wie die Quellen, die jetzt in der Medo-Station versorgt wurden. Einige von ihnen waren ihre Freunde. Die Motana beschloss, ihnen einen Besuch abzustatten, sobald sie sicher sein konnte, dass Charzane sich wieder beruhigt hatte.
Sie hatte kein gutes Gefühl bei dem Gedanken an das Tier. Sie wusste, dass ihre Konzentration in der Zentrale darunter gelitten hatte, aber sie konnte es nicht verscheuchen. Wenn sie ganz ehrlich zu sich war, hatte sie ziemliche Angst vor dem, was sie in ihrer Kabine vorfinden würde.
Ihre Fantasie malte Schreckensbilder von einem angriffslustigen kleinen Monster, das ihr mit gefletschten Zähnen und geschliffenen Krallen aus dem Wandschrank entgegensprang, sobald sie ihn öffnete. Ihr Verstand sagte dagegen, dass dies völlig unsinnig war. Niedliche Kuscheltiere, die sich plötzlich in Monster verwandelten, gab es nicht. Sie hatte Charzane immer verwöhnt, seitdem sie sie an sich genommen hatte. Das Tier hatte ihr stets seine Dankbarkeit gezeigt. Charzane liebte sie, so, wie sie sie liebte.
Dennoch blieb die Ahnung von bevorstehendem Unheil, je näher sie ihrer Kabine kam. Die verrücktesten Gedanken und Bilder spukten ihr durch den Kopf. Und doch waren sie nichts gegen das, was sie tatsächlich erwartete.
Sie brauchte nicht einmal in ihre Kabine zu gehen, um die Bescherung zu sehen.
In ihrer Tür klaffte ein rundes, an den Rändern seltsam ausgezacktes dunkles Loch von ungefähr dreißig Zentimetern Durchmesser, dicht über dem Boden. Die „Zacken" waren nach außen gebogen.
Es sah so aus, als sei es von „drinnen" herausgeschossen worden, aber das war natürlich unmöglich.
Die Tür war gesichert gewesen und war es noch immer. Niemand hatte in die Kabine hineingekonnt, also konnte auch niemand von innen „geschossen" haben.
Der Gedanke war sowieso absurd. Aber viel schlimmer noch war die einzige denkbare Alternative.
Naida war wie angewurzelt stehen geblieben, als sie die Bescherung sah. Sie dachte an ihre bösen Vorahnungen und wusste im gleichen Moment, dass sie sie nicht getrogen hatten.
Die Motana zwang sich zur Ruhe. Es fiel ihr schwer, aber schließlich brachte sie den Mut auf, die Tür zu öffnen. Sie fuhr zur Seite, aber nur einen etwa vierzig Zentimeter breiten Spalt weit. Die ausgefransten Zacken des eigentlich widerstandsfähigen Materials verhinderten, dass sie sich ganz in die Wand schob.
Aber Naida war nicht dick. Ihr genügte der Spalt. Sich hindurchzuquetschen war ihre geringste Sorge.
Die junge Frau holte einmal tief Luft, dann riskierte sie es.
Automatisch wurde es in der Kabine hell, als sie sich hineinschob. Ihre erste Befürchtung, der erwartete Angriff, blieb aus. Ihr Herz klopfte heftig. Es war still, was eigentlich nur normal war. Aber jetzt machte es sie nur noch nervöser.
Sie sah sich um. Ihre zweite Erwartung, nämlich dass die Tür des Wandschranks offen war, bestätigte sich. Allerdings war von Charzane weit und breit nichts zu sehen. Sie setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und lugte hinter die Möbel. Nichts. Charzane schien nicht mehr hier zu sein.
Sie drehte sich um und sah zur Tür zurück. Es könnte hinkommen. Das Wagwa könnte durch das Loch entkommen sein, es war groß genug für es, wenn', es sich durchgequetscht hätte.
Naida durfte gar nicht daran denken, was das bedeutete. Nicht nur, dass ihr Geheimnis nicht länger geheim bleiben würde; sie dachte mit Grausen daran, was ein offenbar doch tollwütiger Wagwa im Schiff alles anrichten könnte und was dann auf sie zukommen würde. Doch dann hörte sie etwas - ein leises, jammerndes Fiepen. Sie drehte mit einem Ruck den Kopf
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