2260 - Im Arphonie-Sternhaufen
gestört...
Doch die Motana schienen nichts davon wahrzunehmen. Rhodan hatte Mühe gehabt, sie zu sehen.
Das große Holofeld, das sie zeigte, war bereits verzerrt gewesen. Sie selbst aber waren wie ein ruhender Pol in einem chaotischen Universum gewesen und hatten die SCHWERT abgebremst. Sie hatten die Fahrt verzögert, als sich der Schlund vor ihnen immer weiter öffnete.
Das Feld der DISTANZSPUR war vor ihnen gewesen. Es hatte heftig zu flimmern begonnen, aber der Kurs und die Werte der SCHWERT stimmten. Sie entsprachen genau jenen, mit denen die Kybb-Titanen aus der DISTANZSPUR gekommen waren. Zephyda, die Stellare Majestät der Motana, schien nichts von dem wahrzunehmen, was um sie herum geschah, und die mentalen Energien der Quellen flössen ihr zu und erfüllten den Kreuzer. Sie schienen es wirklich zu schaffen... ... bis der unbekannte Einfluss nach dem Kreuzer griff, mit dem niemand gerechnet hatte. Es war gewesen, als ob ein gewaltiger Traktorstrahl das Schiff in seinen Sog genommen hätte. Die Motana hatten von da an nichts mehr machen können. Die fremde Macht war stärker als sie. Sie schien jetzt den Kurs und die Geschwindigkeit der SCHWERT zu bestimmen, in einem offenbar automatischen Prozess „nachzuregulieren". Die SCHWERT war noch zwei Millionen Kilometer von dem Ringfeld entfernt gewesen, dessen Flimmern sich dramatisch verstärkt hatte. Dabei hatte es bereits zu „flackern" begonnen. Rhodan hatte mit schrecklicher Konsequenz erkannt, dass die DISTANZSPUR wahrscheinlich kurz vor dem Verlöschen stand.
Aber es gab kein Zurück mehr! Nichts konnte den Einfluss mehr stoppen, der den Kreuzer in das Feld hineinzog; nichts, was in ihrer Macht stand.
Die SCHWERT war hineingerissen worden, drang in die SPUR ein.
Im nächsten Moment war die Helligkeit explodiert, um sie herum, in ihnen, vor, hinter...
Es ist das Ende!, hatte es in Rhodan geschrien. Das Ende! Wir werden zermahlen - zermalmt von Kräften, die wir nicht begreifen, die außer Kontrolle geraten sind! Es ist aus!
Es war nicht aus! Es durfte es nicht sein! Er schrie nach den anderen. Wieso antworteten sie nicht?
Jeder ist allein!
Z-U-R-Ü-C-K!!!
„Weiter! Durch!"
Etwas berührte ihn. Jemand nahm seine Hand. Nein, mehrere. Es waren Hunderte, Tausende ... Aber sie waren nicht wirklich. Es waren Projektionen seines Geistes, der verzweifelt nach einem Halt in der allgegenwärtigen Auflösung suchte. „Weiter!", schrie er. „Zephyda! Wenn du mich hören kannst...! Weiter, durch! Nicht zurück!"
Seine eigene Stimme schallte wie tausendfach verstärkt in seinen Ohren. Sie schwoll noch weiter an.
Er presste sich die Hände gegen den Schädel. Es nützte nichts. Das Echo vermischte sich mit der jetzt immer heftiger flackernden Helligkeit, steigerte sich zu einer psychedelischen Kakophonie, drohte ihm das Bewusstsein zu sprengen.
Und dann, von einem Moment auf den anderen, war es still.
Das grellste Licht war verschwunden; es war immer noch unnatürlich hell in der Zentrale, aber es ließ sich ertragen. Der Geräuschorkan war verebbt, zumindest so weit, dass man wieder Laute voneinander unterscheiden konnte.
Vieles war anders, als es sein sollte.
Perry Rhodan drehte sich in die Richtung, aus der er Zephydas Stimme zu hören glaubte. Er konnte sie wieder im Holo aus der höheren Ebene sehen, aber sie tauchte, weiterhin arg verzerrt, wie aus einem weißen, pulsierenden Nebel auf, und die Bewegungen geschahen wie in flackernder Zeitlupe.
Alles war verlangsamt, auch die Stimmen, von denen er jetzt mehrere identifizieren zu können meinte.
Es war nicht leicht, denn sie klangen tiefer als normal - und langsamer. Es war mehr ein intuitives Begreifen als exakte Bestimmung.
Selbst das Denken fiel schwerer, als ob es von einer Kraft gelähmt würde, die sich schwer auf das Bewusstsein gelegt hatte und jeden Gedanken bremste.
Rhodan glaubte Atlan zu hören, ganz nah bei ihm. Er drehte sich zurück, und es war, als bewegte er sich in schwerem Wasser, einem zähen Brei. Er musste sich anstrengen, bis er das Gesicht des Arkoniden aus dem schimmernden weißen Nebel tauchen sah, der die Zentrale erfüllte. Er sah eine Hand, die sich ihm wie in Zeitlupe entgegenstreckte. Diesmal war sie echt. Er brauchte Muskelkraft, um sie zu erreichen und zu ergreifen. Dabei fühlte er sich auf sonderbare Weise leicht. Es war lange nicht mehr das eben erlebte Chaos, aber es war auch noch längst nicht normal.
Nichts, wie es hätte sein sollen.
Der Terraner
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