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2272 - Sturm auf Graugischt

Titel: 2272 - Sturm auf Graugischt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Standardausrüstung für ein solches Depot?", fasste ich nach. „Du würdest auf eine Wüstenexpedition ebenfalls eine andere Ausrüstung mitnehmen als für einen Weg durch dichten Regenwald."
    Lyressea hatte Recht. Im Grunde war die Frage nur meiner wachsenden Ungeduld entsprungen, und ich hatte schon zuvor gewusst, dass es keine einfache Antwort geben konnte.
    Ich widmete mich wieder der Bildübertragung.
    Geschmeidig glitt die SCHWERT durch das trübe Halbdunkel des Ozeans von Graugischt.
    Das war die Umgebung, in welcher der Bionische Kreuzer vor langer Zeit geschaffen worden war, sein eigentliches Element und Zuhause. Das Schiff glich einem gigantischen Rochen, der majestätisch und erhaben seine Bahn zog, als könne nichts und niemand seine Existenz in dieser Welt der Stille und der Schönheit beenden.
    Metergroße Fische saugten sich am Rumpf fest, wahrscheinlich, um mit ihren wulstigen Mäulern die Schiffshülle von Algen, Muscheln und anderem Bewuchs zu säubern. Da der Bionische Kreuzer aber bislang vor allem im Weltraum unterwegs gewesen war, gaben sie ihr fruchtloses Unterfangen schnell wieder auf. Vielleicht hatten sie die SCHWERT wirklich für einen riesigen Rochen gehalten. Über dem ^Schiff verblasste allmählich das Tageslicht. Nur noch ein fahler grüner Schimmer zitternder Helligkeit ließ den Sonnenstand ahnen, dann verwischte auch dieser letzte Gruß von der Oberfläche und wich ewiger Schwätze und Myriaden funkelnder Sterne. „Leuchtquallen", bemerkte Zephyda. Ein kilometergroßer Schwärm filigranen Lebens umfloss die SCHWERT wie ein Funkenregen. „Tauchtiefe vierhundert Meter!", meldete eine der Motana-Quellen.
    Vorübergehend hatte mich diese faszinierende Welt die Bedrohung vergessen lassen. Jetzt, in diesem Augenblick, mochte der Befehl zum Angriff auf Graugischt gegeben werden. Dann dauerte es nicht mehr lange, bis die ersten Strahlschüsse aus schweren Schiffsgeschützen die Atmosphäre des Planeten aufrissen und Millionen Tonnen Wasser explosionsartig verdampften.
    Unwillkürlich ballte ich die Hände. Allein der Gedanke daran erweckte in mir Trauer und Zorn - aber vor allem Verbitterung darüber, was intelligentes Leben hier anzurichten im Begriff stand.
    Eines Tages, vielleicht, würde die Vernunft Einzug halten...
    Du träumst immer noch deinen Traum, dachte ich bitter. Die Realität sieht anders aus. Als wäre das Universum nicht groß genug für alle.
    Ich blickte in die Runde. Zephyda und die Mediale Schildwache beobachteten angespannt die Holos; die vier Motana auf ihren Plätzen vor der kugelförmigen Projektion waren mit irgendwelchen Arbeiten beschäftigt, und Hundertneun stand unverändert im Frontbereich der Zentrale. Der Motoklon schien sich nicht um einen Zentimeter bewegt zu haben, seit Lyressea und ich nach unserem kurzen Tauchgang im Riff wieder an Bord gekommen waren.
    Ruckartig hob Hundertneun den kantigen Echsenschädel, als er meinen Blick registrierte. „Du suchst meine Hilfe, Perry Rhodan", stellte das klobige Kunstgeschöpf fest.
    Ich fragte mich, ob Hundertneun in der Lage gewesen wäre, Kommandostrukturen der gegnerischen Flotte zu beeinflussen. Ein überraschender Gedanke, doch da der Motoklon nicht mehr über seinen Hypersender verfügte, herzlich wenig wert. Abgesehen davon hätte die Verwirrung auf der Gegenseite wohl nur kurze Zeit angehalten. „Meine Fragen sind unverändert gültig", sagte ich.
    Hundertneun versank wieder in seiner Starre. Nach wie vor zweifelte ich nicht an der Loyalität des umprogrammierten künstlichen Gehirns.
    Ein Porlimscher Schatten zog vorbei. Er musste gewaltig sein, viel größer als die Wesen, die von den Toron Erih „gemolken" wurden. „Tauchtiefe zwölf hundert Meter! Wir halten dieses Niveau, bis wir den Ozeanischen Kamin von Lathor erreichen."
    „Die Ortungen erfassen eine Vielzahl von Gischtern", sagte Zephyda höchstens zehn Minuten später. „Sie nähern sich dem Bereich der Submarinen Sphäre Lathor."
    Weit voraus glomm ein Licht. Es wuchs schnell an und dehnte sich zum lang gestreckten Oval. Das war Lathor, die größte der Unterwassersphären und von gut 60.000 Toron Erih bevölkert. Ganz zu schweigen von den vielgestaltigen Scirn-Robotern, deren Anzahl allein im Umkreis der Stadt in die Millionen ging.
    Lathor bedeutete „Licht in der Tiefe" - und Licht zog geradezu magisch alles Leben an. Im Umkreis der Sphäre schwebten Geschöpfe des Meeres in großer Zahl zwischen mehreren großen Fabriken und

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