2272 - Sturm auf Graugischt
Todeszone, in der alle Suchmannschaften gestorben waren, ließ sich nicht verdrängen. Das konnte niemand, der auch nur halbwegs Gefühle empfand.
Motoklone galten als eine der effektivsten Waffen der Gegenseite. Wenn Hundertneun behauptete, er wäre für die Allianz geschaffen worden, wurde das schlicht als Lüge angesehen. Niemand wollte glauben, dass er es nicht mehr anders wusste.
Ich wünschte, Zephyda und ich hätten den Motana Zeit geben können, sich damit auseinander zu setzen. Doch was uns momentan fehlte - außer einer ehrlichen Hoffnung -, das war Zeit. „Ich benötige alle Informationen über den Flottenführer der Angreifer!", sagte ich. „Mit wem haben wir es zu tun, was ist das für ein Wesen? Wo liegen seine Stärken, welche Schwächen sind bekannt?"
An acht Positionen war das Gehirn in dem monströsen Echsenkörper verteilt. Wer einen Motoklon ausschalten wollte, musste ihn seiner regenerativen Fähigkeiten wegen weitgehend vernichten, oder er würde selbst den Kürzeren ziehen. „Mit liegt keine verwertbare Information vor", antwortete Hundertneun. „Vermutlich obliegt der Befehl über die Angriffsflotte einem Prim-Direktor."
„Ist das eine humanoide Lebensform?"
„Ein Schatten ... getarnt oder geschützt von technischem Gerät. Mehr ist mir nicht bekannt"
„Es gibt Befehlskodes, die wir benützen können?"
„Ich weiß es nicht."
„Welches Wissen hast du, das wir gegen die Kybb und Tagg Kharzanis Garden verwenden können?"
„Keines. Ich bedauere, derzeit keine große Hilfe zu sein."
„Derzeit?" Jemand lachte schrill, brach aber ebenso abrupt wieder ab. „Es wird kaum mehr eine andere Zeit geben."
Unsere Lage war in der Tat prekär. Nach wie vor waren die Bodenforts auf Graugischt inaktiv, obwohl die Submarin-Architekten unter Hochdruck daran arbeiteten, die Blockadeschaltung aufzuheben. Nach den vor wenigen Minuten eingetroffenen Informationen schien zwar festzustehen, dass auch für diese Sabotage der Submarin-Architekt Schandor Aquist verantwortlich war, doch leider änderte dies nichts daran, dass die verhängnisvolle Schaltung nicht umgangen werden konnte. „Perry ..." Zephyda hatte sich von den Kontrollen abgewandt und kam auf mich zu. Mit einer knappen Kopfbewegung deutete sie auf Hundertneun. „Wenn er uns hier nicht helfen kann - vielleicht umso mehr an anderer Stelle. Ich frage mich, ob wir mehr riskieren sollten.
Hundertneun und die strategische Karte der Kybb zusammengenommen ..."
„Die Kenntnis von Stützpunkten und Flottenbasen allein genügt nicht", fiel ich ihr ins Wort. „Du hast genau das ebenfalls schon in Erwägung gezogen?", vermutete die Stellare Majestät. „Und ich habe alle Überlegungen wieder verworfen", entgegnete ich scharf.
Zephyda stutzte, sie hatte meinen vorwurfsvollen Ton durchaus richtig interpretiert. „Ich würde die Datei auch liebend gern zurückgeben, könnte ich damit Atlan, Rorkhete und die Mannschaft der ELEBATO wieder lebendig machen", sagte sie. „Aber sie sind tot, und mit dem Schicksal kann niemand Handel treiben. Also müssen wir wenigstens alles daransetzen, dass ihr Tod nicht umsonst war."
„Zwei halbe Sachen, Zephyda, ergeben noch lange keine ganze."
Ihr Blick schien mich durchbohren zu wollen. Ich erkannte, dass Zephyda härter geworden war, als es den Anschein hatte. Wenn ihr das Schicksal dafür die Gelegenheit ließ, würde sie unbeirrbar ihren Weg gehen.
Zögernd nickte sie. „Dass Kharzanis Flotte weitere Verstärkung erhält, muss einen Grund haben", sagte ich. „Auch dass die Kybb-Titanen nicht in den Angriff eingebunden werden. Ich bin gezwungen, mit Carya Andaxi Klartext zu reden!"
„Ich stimme mit dir überein." Lyressea, die Mediale Schildwache, hatte sich zuletzt auf der oberen Ebene der Zentrale aufgehalten, aber zweifellos instinktiv gespürt, was uns bewegte.
Mit schnellen Schritten war sie auf uns zugekommen, und auch sie musterte den Motoklon mit zwiespältigem Blick. „Ich glaube ebenfalls, dass die Schutzherrin ihre tatsächlichen Möglichkeiten vernachlässigt", fuhr Lyressea fort. „Carya Andaxi will das bevorstehende Blutvergießen nicht wahrhaben, zumal sie in den letzten Wochen schon zu viel Leid erfahren hat."
„Die Schutzherrin muss mit moralischem Druck aus der Reserve geholt werden", sagte ich. „Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie sich völlig verschließt..,"
„... und damit genau das erreicht, was sie eigentlich verhindern will." Zephyda atmete tief durch. „Die
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