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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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man es überhaupt wagte, eine Wertung vorzunehmen.
    Es war nicht schwer, einem mit Waffen ausgetragenen Konflikt ein Bild und einen Namen zu geben, so wie hier und jetzt.
    Tagg Kharzani.
    Er war der Bösewicht, der millionenfaches Elend über die Wesen im Jamondi-Sternenozean und im Arphonie-Haufen gebracht hatte. Um an ihn heranzukommen, musste man die vorgeschobenen Truppen brechen, besiegen, hinwegfegen. Ohne Rücksicht, ohne Erbarmen.
    Rhodan kannte die Gefühle, die dabei entstanden, nur zu gut. Anfänglich ist es ein Akt der Selbstbefreiung, aus Hass geboren, wenn man all das zurückzahlen kann, was man erlitten hat. Aber schleichend, nahezu unbemerkt, wandelt sich die Wut, wird zu milder Freude, dann Routine, schließlich zu Gleichgültigkeit. Doch dabei bleibt es nicht. Denn eines schönen Tages wacht man auf - und hat Angst vor sich selbst und dem, was man getan hat.
    Abrupt lenkte der Terraner seine Gedanken auf ein anderes Thema. „Wie sieht es mit den Orter- und Funksatelliten aus?", fragte er Zephyda. „Die Relaiskette zwischen Graugischt und dem Angriffsziel, dem Kher-System, muss so rasch wie möglich geschlossen werden."
    „Wir arbeiten daran."
    Das wir kam ihr wie selbstverständlich über die Lippen. Auch wenn sie eine Fremde im Arphonie-Haufen war - seitdem ihr die Schutzherrin Carya Andaxi den Oberbefehl über die Flottenverbände der Allianz der Moral übertragen hatte, fühlte sie sich als eine der ihren. Sie nahm jedwede Bürde auf sich und packte sie, ohne zu murren, auf die schmalen Schultern.
    Aber irgendwann, befürchtete Rhodan, würde eine Grenze für die Frau erreicht sein. In diesem Moment würde sie Atlan so dringend benötigen wie niemals zuvor. Und ich hoffe, dass er dann in der Nähe ist... „Ich spüre Meldungen über lokal begrenzte Weltraumbeben", sagte Zephyda. „Hyperstürme, die im Leerraum toben."
    Sollte Rhodan sich darüber freuen oder davor fürchten? Er wusste es nicht.
    Es war ein Jahr her, seitdem sie, gemeinsam mit Lotho Keraete, in den Sternenozean gelangt waren. Zwölf Monate, in denen Terra Entwicklungen durchgemacht haben mochte, an die er nicht zu denken wagte.
    Er war Terraner. All das, was den Menschen an sich ausmachte, steckte in ihm. Er fühlte, er lebte mit dem blauen Planeten.
    Brachte er mit dem zu erwartenden Rücksturz des Arphonie-Nebels eine Gefahr in Form weiterer riesenhafter Kybb-Titanen in die heimische Milchstraße? Würden die Kybb-Horden des zwar geschwächten, aber immer noch brandgefährlichen Tagg Kharzani auf eine unvorbereitete Erde losgehen?
    Wenn dem so war - nun, dann hätte er stattdessen lieber ein Jahrhundert des Exils in Kauf genommen ... „Du bist wieder mal schwermütig", stellte Atlan lakonisch fest. „Und Schwermut macht euch Terraner zögerlich und langsam."
    „Sie gibt uns Zeit, die richtige Entscheidung zu treffen, Fehler einzugestehen oder ein Urteil zu revidieren. Zu reflektieren."
    „Das sagt ausgerechnet jener Mann, außer den höchst glaubhaft ausgesprengt wird, dass er ein Sofortumschalter sei?" Atlan grinste. „Der für seinen untrüglichen Instinkt bekannt ist? Ha!
    Wenn dich Historiker jetzt hören könnten, würden sie ganze Bücher neu schreiben und dich als zögerlichen, alten Tattergreis hinstellen."
    „Lass uns bitte nicht über unser Alter nachdenken. Bei diesem Thema verlierst du eindeutig ..."
    „Aber geistig und körperlich bin ich doch ..."
    „Könnt ihr eure kleinen Nettigkeiten bitte schön ein anderes Mal austauschen?", unterbrach sie Zephyda. Die Motana trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und blickte Atlan an. „Ich könnte Hilfe benötigen."
    „Strategisch?", fragte der Arkonide knapp.
    Die Motana nickte.
    Eigentlich war es ein Wunder: Die Frau, die aus der Naturbelassenheit ihrer alten Heimat alle Kraft und Energie schöpfte, stand nun an Bord eines der mächtigsten Schiffe dieses kleinen Universums, befehligte Flottenverbände und warf mit Wörtern um sich, die sie nicht nur in kürzester Zeit gelernt, sondern auch verstandesgemäß erfasst hatte.
    Atlan und die Motana zogen sich flüsternd in den Hintergrund der kreisrunden Zentrale zurück. Der unsterbliche Arkonide gab seiner Schülerin, Kommandantin und Geliebten Nachhilfeunterricht, besprach mit ihr weitere Züge in diesem riesigen Schachspiel. Rhodan sah ihm an, wie sehr er in einer Aufgabe wie dieser aufging. Planung und Strategie - da war er zu Hause.
    Rhodan setzte sich. Er war müde. Geistig müde, leer und

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