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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Andererseits war sie zweifelsfrei künstlichen Ursprungs. Die Superintelligenz ES hatte das Erbgut des Planeten Talan, den Perry Rhodan als Erde bezeichnete, mit dem der so genannten Cynos vermengt; möglicherweise fanden sich auch andere Komponenten in ihrer DNS verborgen.
    Die Mediale Schildwache war demnach mehr als normales Leben.
    Er atmete schwer auf. Es klang, wie gewollt, ähnlich einem Seufzer. „Schmerzen die Fesseln?", fragte er. Humanoide erwarteten diese Frage einfach.
    Sie verneinte stumm.
    Leichte Rötungen waren an den Handgelenkansätzen zu sehen. Dort, wo die Kybb-Schellen ab und zu leichten Funkenschlag erzeugten und sich in die Haut ätzten.
    Sie log also.
    Es interessierte ihn nicht, ob sie Tapferkeit vorschob oder die Hautirritationen als nebensächlich empfand - Lyressea sagte nicht die Wahrheit. „Der Kommandant soll in die Kabine der Gefangenen kommen!", ordnete Hundertneun über das Bordnetz der INTUUL an.
    Sie log, so wie sein früherer Herr und dessen Untergebene. Auch sie hatten Sachen getan und Dinge gesagt, die der Unwahrheit entsprachen, weil sie sich davon einen Vorteil erwarteten.
    Der Kommandant betrat den Raum. Er würdigte Lyressea keines Blickes. Perfektion, wie Hundertneun sie sah, hatte in den Augen des Kybb-Giraxx keinerlei Bedeutung. Unterwürfig senkte er den Kopf. Die schwärende Röte hatte sich auf seinem Rücken weiter ausgebreitet.
    Ein deutliches Zeichen von Nervosität. „Wie kann ich dir dienen?", fragte Binne Mandel.
    Er log, denn er wollte eigentlich nicht dienen. Er hatte Angst vor ihm, dem Motoklon. So, wie ihn alle Lebewesen fürchteten, denen er jemals begegnet war.
    Hundertneun kümmerte sich nicht weiter um den Eins-Plan. Viel aufschlussreicher war es, Lyressea zu beobachten. Salzige Flüssigkeit im Mikroliter-Bereich sammelte sich an ihren Schläfen. Ihr Herzschlag tönte nun lauter, die Beinmuskeln hatte sie angespannt. Der Anblick des Kommandanten machte sie wütend. „Brauchst ... brauchst du weiterhin meine Hilfe?", stotterte Binne Mandel. „Es ist mir eine Ehre, dich an Bord zu haben, aber ... aber wir müssen wieder zurück und unseren Auftrag erfüllen. Du weißt ja, wie es ist..."
    „Nein, ich weiß es nicht", sagte Hundertneun beiläufig.
    Warum hatte Lyressea die Unwahrheit gesagt? Wo lag der Unterschied zwischen der Lüge der Frau und jener des Eins-Plan-Kommandanten? Musste er sie gleich stark gewichten, wog das eine mehr als das andere?
    Lyressea verzog ihr sonst so makelloses Gesicht. Sie zeigte Falten, die sich in alle Richtungen ausbreiteten.
    Wie die Webfäden eines Spinnentieres.
    Ihr Abscheu gegen den Kybb-Giraxx wurde immer deutlicher, ihre unbewusste Körpersprache immer leichter für ihn zu durchschauen. Die Mediale Schildwache steuerte auf einen emotionalen Höhepunkt zu. „Herr!", flüsterte Binne Mandel und knirschte ängstlich mit den Zähnen. „Bitte entlasse mich aus deinen Diensten." Und nochmals: „Bitte!"
    Lyresseas Körpertemperatur stieg an, ihr Pulsschlag beschleunigte, ihre Leibesfunktionen waren darauf ausgerichtet, etwas zu tun. „Bitte gewährt!", sagte Hundertneun zum Kommandanten und: „Du bist dran!" zur Medialen Schildwache. Dann ritzte er dem Kybb-Giraxx, ohne ihn anzublicken, mit einer Kralle den Kopf nahezu gänzlich vom Leib und sah zu, wie sich Lyressea verwandelte.
     
    4.
     
    Angriff ist die beste Verteidigung Das zweite Gesicht erforderte höchste Anstrengung und Leistungsbereitschaft - und es erzeugte ein unangenehmes Gefühl. Kälte im Leib, eingeschränkte Sicht, die Angst, für immer allein zu sein, und absolute Trostlosigkeit waren einige der bitteren Nebenerscheinungen, während im Inneren ihres Leibes alle Zeit stillzustehen schien.
    Para-Modulation hatte Perry Rhodan diese Gabe genannt, dazu eine ellenlange Erklärung für den Begriff nachgeliefert. Sie hatte ihm gerne zugehört, dem faszinierenden sterblichen Unsterblichen ...
    Endlich gelang es Lyressea, sich aus der inneren Eindimensionalität zu befreien. Sie war nun Binne Mandel, der Kommandant.
    Hundertneun stand neben ihr. Er betrachtete sie mit Linsen-Augen, die Interesse vorheuchelten. Ihre gut entwickelte Fähigkeit der Niederschwellen-Telepathie griff bei dem Kunstwesen unweigerlich ins Leere. Seine Gedanken waren Rechenprozesse, seine Entscheidungen das Ergebnis eines nüchternen Für und Wider. Da gab es keine Seele -und keine Gefühle. „Du musst weg!", sagte die Echse und ließ das Gebiss bedrohlich zuschnappen. „Ja",

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