2277 - Die Macht der Sekte
in die Tiefe, führte Trudelbewegungen aus, bis der Pilot ihn wieder abfing, nach oben zog, einen Salto ausführte und dann mit voller Beschleunigung in Richtung Hinterland flog. „Verdammt!", brüllte er. „Er lässt sich nicht abschütteln!"
Don Carreras blickte ihn ein wenig irritiert an, aber der Pilot war zu sehr damit beschäftigt, weitere Ausweichbewegungen einzuleiten, um es auch nur zu merken.
Jetzt erst fiel dem Don auf, dass kein Fahrtwind mehr herrschte. Die Automatik hatte die Schirmdichte auf hundert Prozent gebracht. Gleichzeitig flirrte es um den Gleiter herum grünlich. Also hatte sich auch das Schutzfeld eingeschaltet.
Damit war klar, dass der erhoffte Angriff erfolgt war.
Aber was für ein Angriff war das? Carreras hatte keine Strahlschüsse bemerkt, und es näherten sich auch keine raketenähnlichen Objekte. Wovor floh der Pilot? „Mario!", rief Carreras. „Was ist passiert?"
Es dauerte einen Moment, bis der Mann mit den Katzenaugen antwortete. Erneut flog er Ausweichbewegungen, ließ den Gleiter taumeln und vollzog einen Achterbahnkurs. „Ein Ortungsangriff!", rief Modesto. „Ich habe entsprechende Geräte dabei - Gott sei Dank!" Er blickte über die Schulter zu Carreras. „Ohne diese Sensoren hätten wir gar nicht gemerkt, dass uns jemand ins Visier genommen hat."
Der Don breitete nur verständnislos die Hände aus. „Dort kannst du's sehen!" Modesto stocherte mit dem Zeigefinger auf das Display eines Handgeräts ein, das auf dem Beifahrersitz lag und drahtlos mit den Ortern verbunden war.
Carreras beugte sich vor und bekam eine Gänsehaut. Er sah die Schemazeichnung des Gleiters, in dem er saß, und drum herum tanzte ein rotes Fadenkreuz, das sie ins Visier zu nehmen versuchte. Einzig Modestos tollkühnen Manövern war es zu verdanken, dass sie dem Fadenkreuz immer wieder entglitten.
Er konnte sich vorstellen, was geschah, wenn es auf dem Gleiter zur Ruhe käme. „Von wo aus werden wir aufs Korn genommen?", brüllte Carreras. „Vom MANN-Gebäude!", rief der Gelbhaarige.
Carreras schnellte zu dem hohen Gebäude herum. Er hatte seinen Widersacher dadurch reizen wollen, dass er so nahe am Ort des letzten Anschlags wie möglich vorbeiflog. Vielleicht hatte er damit einen tödlichen Fehler begangen.
Das Gebäude bot die Möglichkeit, unauffällig ein schweres Geschütz auszurichten.
Ein Gleiter hätte sich ihnen nie unbemerkt nähern können, wäre also als Plattform für eine Waffe nicht in Frage gekommen. Aber so hatte er sich der Waffe genähert.
Romero hatte nur wie die Spinne im Netz auf ihn zu warten brauchen und zielte jetzt vermutlich mit einer schweren Strahlenkanone auf ihn. Sobald er ihn im Visier hatte, würde ein überlichtschneller Strahl ihn in einer gigantischen Explosion zerstäuben. „Flieg zum Gebäude!", knurrte der Padrino. „Was?" Modesto konnte ihn über den Lärm des aufheulenden Antriebs hinweg kaum hören. „Flieg zum Gebäude!"
Modesto blickte kurz über seine Schulter. Als er Carreras' entschlossene Miene sah, legte er den Gleiter in eine ausgedehnte Rechtskurve, die er immer wieder durch Schlenker und Sprünge unterbrach. Er schaltete zwischendurch sogar den Antrieb aus, damit seine Ausweichmanöver nicht rechnerisch vorhersagbar waren. „Weißt du auch, was du da tust?", fragte er.
Carreras antwortete nicht. Er hatte sich in dem offenen Gleiter erhoben und stand gebeugt da, beide Hände um die Vorderlehne verkrampft, als hätte er gegen mächtigen Fahrtwind zu kämpfen. Er wähnte sich in einem regelrechten Sturzflug. „Flieg weiter Ausweichmanöver!"
Das brauchte er Modesto nicht zweimal zu sagen. Der Gelbschopf hatte inzwischen den Kurs auf das MANN-Gebäude programmiert und grenzwertig durch einen Zufallsgenerator laufen lassen. Alle möglichen Manöver flössen jetzt in die Steuerung ein, das ganze Repertoire der Flugkunststücke, die der Computer assoziieren konnte.
Es war ein Bocken, Ausweichen, Verlangsamen, Beschleunigen, dass Carreras meinte, sein Magen würde rebellieren. Salti wurden geschlagen, Kurven angeflogen und mittendrin abgebrochen. Auf kurze Rückzüge folgten Sprints im höchsten Tempobereich.
Und während all dessen musterte der Don aus schmalen Augen das Display auf dem Beifahrersitz, das Fadenkreuz, das sich dort seinem Ziel näherte und es wieder verlor. „Wir schaffen es!", rief Modesto mit gefletschten Zähnen. „Nur noch wenige Kilometer!"
Plötzlich fauchte es neben dem Gleiter. Die Druckwelle schleuderte
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