2277 - Die Macht der Sekte
hautengen Pullover herabwallte.
Und sie kam nicht allein. Ein kleines, halbmeterhohes Schoßtier trippelte auf vier Säulenbeinen hinterdrein, mit rissiger grauer Lederhaut und einem dürren Schwanz, der in einer Quaste endete. Die schlauchartige Nase hielt es hoch erhoben.
Das Schoßtier kniff die Augen zusammen, während ein leises Trompeten seiner Nase entfuhr. Das Geräusch endete abrupt, als das Tier die Waden der Frau rammte.
Datone war beim Eintritt der vertrauten Person aufgesprungen. Powers' Augen leuchteten bei ihrem Anblick auf, während der Blue sie fassungslos anstarrte. „Barto, Cory." Sie schien zu schmunzeln, aber Datone war sich nicht sicher. Sie strahlte eine Selbstsicherheit aus, die ihn verwirrte. Nach einem raschen Blick über die Schulter zog sie ein handtellergroßes Gerät aus der Gürteltasche. „Ihr entschuldigt uns doch?", sagte die Frau in Richtung von Powers und des Gatasers. Dann berührte sie einen Sensor am unteren Rand des Geräts.
Im nächsten Augenblick war es so still, dass Datone seinen Herzschlag hören konnte. Das Gerät war ein Dämmschirm, der sie von der Außenwelt abkoppelte. Sie befanden sich jetzt in einem energetischen Schutzfeld, das keines, ihrer Worte nach draußen ließ. „Warum dieser Vorstoß auf dem Vesuv? Ich hatte dich doch gewarnt, nur ja das Gesetz nicht zu brechen. Wie sollen die Anhänger der Protestbewegung dir jetzt noch vertrauen?"
Datone schluckte. Er wusste einen Moment lang nicht, wie er reagieren sollte. Was wollte sie hören? Einen wahrheitsgemäßen Bericht? Eine Beschönigung aus seiner Perspektive? Welchen Vorteil bezog sie aus dem, was er sagte?
Er erkannte sich selbst nicht wieder, entschloss sich aber zur simplen Wahrheit. „Unser Ziel war, die Schaltzentrale zu erobern und Imberlock mit der Zerstörung all seiner Anlagen auf dem Vesuv zu drohen, sollte er dort weiter sein Unwesen treiben."
Die Frau blickte ihn an. Er sah keinen Spott in ihren Augen, nur unterdrückten Zorn. „Wir haben hoch gespielt - und verloren", gab er zu. „Ihr seid von falschen Voraussetzungen ausgegangen", meinte die Frau. „Ihr hättet wissen müssen, dass Imberlock dort Sicherheitskräfte postiert hat."
Datone lachte auf. „Die Leute, denen wir in die Falle gingen, waren keine normalen Jünger. Ich habe gesehen, wie sie sich während des Schusswechsels verhielten. Sie waren so treffsicher, dass sie Cory und T'ai die Waffen aus der Hand schössen.
Deine Leute, richtig?"
Die Frau legte den Kopf schräg. „Kannst du etwas deutlicher werden?"
„Du bist Mondra Diamond und >deine Leute< sind vom Terranischen Liga-Dienst.
Ich habe nachgesehen, du hast mich interessiert, weißt du?"
„Und wenn es so wäre? Was sagt dir das?"
Datone ballte die Hände. „Wir haben nur die Interessen unserer Stadt, der Bewohner von Neapel, vertreten. Wenn du von der Regierung bist, müsstest du das eigentlich verstehen."
Die Frau starrte ihn an. „Ich verstehe dich, besser, als du denkst, sogar. Aber nur emotional. Rational betrachtet redest du einen Haufen Unfug. Ich bin übrigens nur hier, um zu verhindern, dass du weiter in Imberlocks Ameisenhaufen herumstocherst.
Er ist ein paar Nummern zu groß für dich, und du verspielst damit den guten Ruf der Protestbewegung." Sie zuckte die Achseln. „Könnte doch sein, dass man sie noch nutzbringend einsetzen kann."
„Ihr setzt hier niemanden ein!", brüllte er sie an. „Die Regierung hat sich nie um uns gekümmert, und dann schickt sie uns einfach diesen Sektenführer, der hier die Macht an sich zu reißen versucht. Aber mit dem werden wir schon allein fertig!"
Die Frau blickte ihn traurig an. „Es geht längst nicht nur um die Macht in Neapel, Barto. Imberlock will die Herrschaft über Terra und das gesamte Sonnensystem."
Datone wollte nichts mehr hören. Er schüttelte den Kopf. Aber dann drang doch zu ihm durch, was sie gerade gesagt hatte, und er starrte sie entgeistert an. „Ich sage die Wahrheit", versicherte sie ihm. „Wie groß die Gefahr ist, kannst du nicht einmal erahnen. Lass ihn in Ruhe, wir kümmern uns schon um ihn."
„Niemals gebe ich auf!", entfuhr es Datone. „Er ist ein Verbrecher, der mir die Heimat rauben will, meine Stadt und den Vesuv. Er hat kein Recht auf diesen Berg!"
Die Frau ging schweigend in die Hocke. Geistesabwesend strich sie über die Haarmähne des grauen Tiers. Datone hätte viel darum gegeben zu wissen, was sie jetzt dachte. Er glaubte Verachtung zu spüren, den Vorwurf von
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