229 - Flashback
bemächtigt und produzierte nun eine neue Generation von U-Man, die er »Warlynnes« nannte! Aber woher hatte er das Know-how? Miki Takeo traute dem General nicht zu, die Verbesserungen selbst entwickelt zu haben. Doch wo konnte er sie gestohlen haben?
Eine Ahnung stieg in Miki Takeo auf.
Eine Theorie, die die Lücke in seinem Gedächtnis und den geschädigten Speicherbereich erklären würde. Aber noch war sie mit nur zwölf Prozent Wahrscheinlichkeit zu unerheblich, um sie ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
Er drang weiter vor in das elektronische Gedächtnis des U-Man, das sich aus den Erinnerungen Arthurs Crows rekrutierte. Nur dort würde er die Antworten finden, die er suchte…
***
Was plante diese elende Blechbüchse?
General Arthur Crow war sich längst sicher, dass der Schemen, den er auf der letzten Aufnahme des verlorenen Warlynne-Beta-Modells gesehen hatte, niemand anderer als Miki Takeo gewesen war.
Dieser Android hing an ihm wie ein Fluch.
Über drei Jahre seines Lebens hatte er darauf vertraut, dass diese verunglückte Karikatur eines menschlichen Wesens beim EMP des Wandlers draufgegangen war: der Einzige, der ihm bei seinen Plänen wirklich gefährlich werden konnte – denn wer wusste mehr über die U-Men und ihre Schwachstellen als deren Schöpfer?
Schon einmal hatte ein verhängnisvolles Signal Takeos dafür gesorgt, dass Crows großartiger Plan in die Binsen gegangen war – so gründlich und grandios, wie ein Plan nur scheitern konnte.
Die Armee von schier unbesiegbaren organischen Robotern, die er am Kratersee gegen die Daa’muren hatte schicken wollen, war durch die Notabschaltung in einem einzigen Augenblick nutzlos geworden, und Arthur Crow hatte sich mit wehenden Fahnen zurückziehen müssen. Den ganzen langen Weg von Sibirien bis nach Meeraka zurück hatte er Kraft geschöpft aus der Gewissheit, dass Takeo für diese Tat seine gottgerechte Strafe erhalten hatte.
Und dann war er wieder aufgetaucht! In Amarillo, wohin sich Crow nach dem Debakel in Waashton zurückgezogen hatte, während sein Stab in der Fertigungsanlage die Stellung hielt. Hier, in der Enklave der Unsterblichen, hoffte er die Mittel und Wege zu finden, um die Macht über Weltrat und Stadt wieder an sich zu reißen. Eine Hoffnung, die nach dem Wegfall des EMP noch weiter wuchs.
Er war auf zwei Krüppel getroffen, die in Amarillo lebten und das wahnwitzige Ziel zu verfolgen schienen, die Enklave wieder aufzubauen. Crow hatte sie gewähren lassen und von ihren Bemühungen profitiert. Aus den wieder in Betrieb genommenen Datenbanken hatte er sich an Informationen geholt, was er für eine weitere U-Men-Produktion verwenden konnte. Die beiden jungen Leute, einzige Überlebende der Unsterblichen – Crow grinste bei dem Gedanken – waren mit ihren Handicaps kein Problem für ihn gewesen.
Das Problem traf später ein. Sein Name war Miki Takeo.
Arthur Crow hatte seinen Augen nicht getraut, als er den vernichtet geglaubten Androiden ankommen sah. Er selbst hatte bereits vorgehabt, seine Zelte in Amarillo abzubrechen – nun blieb er. Die Gelegenheit, Takeo endgültig zu beseitigen, war günstig.
Er durfte nur nicht zu nahe an den Androiden herangehen. Die Gefahr, dass sein Wärmebild ihn sonst verriet, war zu groß. Also konstruierte er – mit einigem Genuss, wie er zugeben musste – verzwickte Fallen, die wie Unfälle erscheinen sollten.
Doch sein erster Anschlag misslang. Zu schnell waren die Reflexe des Androiden.
Ebenso der zweite und der dritte.
Den vierten plante Crow ausführlicher, doch auch der ging daneben. Das Drahtseil riss zwar wie geplant, aber wieder war dieser Mistkerl schneller, als Crow berechnet hatte, und als es durch die Luft peitschte, zerriss es lediglich einen Fertigungsroboter.
Wieder hatte der Mistkerl überlebt.
Crow versuchte es weiter und mit mehr Risiko, doch auch die Wanne mit dem kochendheißen Plysterox, die er ferngesteuert über dem Kopf des Androiden hatte auskippen wollen, traf ihr Ziel nicht. Und schlimmer noch: Nun hatte der Android Verdacht geschöpft. Dieser wandelnde Schrotthaufen war ja nicht dumm.
Arthur Crow beschloss seine Zurückhaltung aufzugeben. Längst hatte er sich einen Vorrat an Waffen aus den Ruinen zusammengesammelt. Die Crux war nur, dass er sie nicht testen konnte, denn das hätte die beiden Ex-Cyborgs und den Androiden sofort auf den Plan gerufen. So wusste er nicht, ob der Raketenwerfer, den er sich für den finalen Schlag gegen Takeo aussuchte,
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