229 - Flashback
mitzunehmen beabsichtigte, war eine mobile Speichereinheit für Gedächtniskopien! Wenn er das Handbuch richtig verstand, konnte man damit tatsächlich den Hirninhalt eines Menschen scannen, überarbeiten und auf einen Massenspeicher übertragen.
Daraus ergaben sich ungeahnte Möglichkeiten.
Arthur Crow fühlte sich so gut wie lange nicht mehr.
Mit Wehmut dachte er jetzt daran zurück.
Er war sich so sicher gewesen, dass Takeo vernichtet war. Wie zum Teufel hatte er sich selbst reparieren können?
Und vor allem: Wo blieb er? Hegte er denn keine Rachegefühle ihm gegenüber? Erinnerte er sich vielleicht gar nicht daran, wer ihn und seine beiden Freunde in Amarillo fertig gemacht hatte?
Crow legte die Fingerspitzen aneinander und ermahnte sich selbst zur Ruhe. Es war noch nichts verloren. Im Gegenteil, seine Chancen standen gut. Inzwischen waren fast einhundert U-Men vom Band gelaufen, und mit jeder Stunde, die er an Zeit gewann, wurden es mehr. Außerdem hatte er, wenn sein Plan aufging, bald ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Direkt unter Blacks und Takeos verlängertem Rücken. Und von zwei Seiten angegriffen, hatte bislang noch jeder Gegner kapitulieren müssen…
***
Das Bett war zu hart.
Nein, eigentlich war es zu weich. Oder vielleicht einfach nur unbequem?
Alexandra Cross drehte sich wieder auf die andere Seite, genervt von sich selbst und der Erkenntnis, dass sie nicht schlafen konnte.
Schließlich rollte sie sich auf den Rücken und starrte in die Dunkelheit. Die Vorgänge um den Androiden, den Angriff dieser Robotgestalten auf Waashton und Mr. Blacks Verschleierungstaktik gingen ihr nicht aus dem Kopf. Warum hielt sich dieser Android im Hauptquartier des Hohen Richters auf? Warum hatte man die WCA nicht eingebunden? Lief da irgendeine Teufelei gegen den Weltrat, jetzt, da die Macht der Rev’rends so gut wie gebrochen war.
Steckte gar der Android hinter dem Angriff? Plante Black mit seiner Hilfe den Machtwechsel in Waashton?
Es waren haltlose Vermutungen, das wusste auch Alexandra Cross. Morgen würde sie sich mit dem Hohen Richter treffen, und dann würde sich alles klären. Hoffentlich.
Wieder drehte sie sich und vergrub das Gesicht in den Kissen.
Was die Präsidentin nicht schlafen ließ, war – auch wenn sie sich das nicht eingestehen wollte – vor allem die Befürchtung, an Macht zu verlieren. Sie hatte zu lange dafür gekämpft, um auf diese Position vorzurücken, hatte Freunde belogen und politische Gegner bloßgestellt, war mit aller Härte vorgegangen, um letztlich als Gewinnerin dazustehen. Obwohl sie de facto im Moment nicht mehr als hundertdreiundachtzig Menschen befehligte, die den Niedergang des Weltrats nach dem EMP und den Wegfall des Immunserums überlebt hatten.
Ob sie ihr kleines Reich wieder zu solcher Größe führen konnte wie zu Zeiten von Präsident Victor Hymes’ – den sie verehrt und bewundert hatte, im Gegensatz zu General Crow, auch wenn sie sich dessen Methoden bediente.
»Ach, verdammt!« Alexandra Cross murmelte diese Worte in ihr Kopfkissen.
»Sie sind also wach. Ihre Biowerte und Ihre Atemfrequenz wiesen schon daraufhin.«
Die Präsidentin fuhr mit einem Schrei in die Höhe und wirbelte herum. Sie tastete hektisch nach der Lampe auf dem Nachttisch, warf sie dabei fast um und schaffte es schließlich doch, sie einzuschalten.
Als das Licht durch ihr Schlafzimmer flutete, sah sich Präsidentin Alexandra Cross einer Frau in einem der beiden Sessel gegenüber, in denen sie manchmal abends saß und las. Auch jetzt lagen auf dem kleinen Beistelltisch mehrere Stapel Unterlagen, mit den handschriftlichen Berichten der Spione, die sie beim Hohen Richter und auch im ehemaligen Waashican hatte unterbringen können.
Jetzt saß eine rothaarige Frau im Sessel, hatte sich einige der Schnellhefter auf den Schoß gelegt. Sie schien darin gelesen zu haben – bei fast vollständiger Dunkelheit!
Alexandra Cross lief ein Schauer über den Rücken, und sie fragte sich, ob sie in Wahrheit schlief und das vielleicht nur träumte.
Dafür sprach in jedem Fall, dass die Frau vor ihr aussah wie Lynne Crow, die Tochter des Ex-Präsidenten der WCA. Sie hatte Lynne recht gut gekannt – und sie wusste mit Sicherheit, dass die junge Frau seit Jahren tot war.
Es dauerte einige Sekunden, bevor sie einen Ton herausbrachte. »Wer sind Sie?«
Die Frau legte den Stapel mit den Papieren beiseite. »Na kommen Sie – Sie wissen doch genau, wer ich bin. Genau wie ich weiß, dass Sie
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