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229 - Flashback

229 - Flashback

Titel: 229 - Flashback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard und Michael Schönenbröcher
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sich dem Heiler gegenüber erkenntlich zeigen wollten. Während sie noch überlegten, wie sie ihm einen Gefallen tun konnten, und dabei gemeinsam einen gebratenen Hundeschenkel verspeisten, fiel ein Schatten über sie.
    Als Loola aufblickte, blieb ihr der Bissen im Halse stecken.
    Es war das kleine rothaarige Mädchen, das sie gestern in der zerstörten Küche des Rev’rends gesehen hatte. Sie war allein; der Stadtbewohner, der sie begleitet hatte, war nirgends zu sehen.
    Im Grunde sah sie nicht anders aus als irgendeins der streunenden Kinder, wie sie hier in Waashton zu Dutzenden herum liefen. Und trotzdem war es irgendwie… seltsam. Loola wusste nicht, wie sie reagieren sollte, aber das musste sie auch gar nicht – Trashcan übernahm das Reden.
    »Verdammt, musst du dich so anschleichen?« Er klang unwillig und sah abwechselnd von der Kleinen zu seinem Stück Fleisch, als befürchtete er, sie wollte es ihm wegnehmen. Doch die Kleine war offenbar nicht hungrig. Sie starrte ihn nur mit ihren grünen Augen unverwandt an.
    Und auf einmal fiel Loola auf, was sie unbewusst an diesem Mädchen gestört hatte: Es blinzelte nicht!
    »Wer seid ihr?«, fragte die etwa Siebenjährige.
    »Das geht dich nichts an«, gab Trashcan unwillig zurück. »Mach dich vom Acker!«
    »Ich suche nur meine Tante«, meinte das Mädchen. Sie klang, als hätte sie Angst. »Habt ihr sie gesehen?«
    Doch Trashcan kümmerte das nicht. »Woher soll ich wissen, wo sich deine Tante rumtreibt? Verschwinde, du hast hier nichts verloren. Deine Tante ist nicht hier, kapiert?«
    Das Mädchen fixierte ihn auf merkwürdige Weise. »Ich habe euch gestern gesehen. Ihr wart in der Küche der Rev’rends.«
    Loola und Trashcan sahen sich verblüfft an. »Woher weißt du das?«, brachte Loola schließlich heraus. »Wir hatten uns versteckt.«
    »Ich habe euch gesehen«, wiederholte die Kleine.
    Auch Trashcan wurde die Sache jetzt unheimlich. »Ich hab gesagt, du sollst verschwinden! Wir sind jetzt fertig mit Essen, wir hauen ab.«
    »Wohnt ihr hier?«
    »Was geht dich das an? – Schieb endlich ab, sonst mache ich dir Beine!« Mit diesen Worten zog Trashcan ein aus einem alten Stahlstück selbst geschliffenes Messer aus seinem Gürtel und wedelte damit unter der Nase des Mädchens herum. Loolas ungutes Gefühl verstärkte sich, als die Kleine erst überhaupt nicht reagierte – beinahe so, als würde sie sich überlegen, ob sie zurückschlagen soll, schoss es ihr durch den Kopf –, dann aber doch in Tränen ausbrach.
    »O Wudan, jetzt heult sie auch noch!« Trashcan blickte zu Loola und wies mit dem Kinn in die dunkle Gasse hinter ihnen. »Komm, lass uns gehen. Das hält ja keine Wisaau aus.«
    Er erhob sich, steckte das Messer weg und zog die wie angewurzelt dasitzende Loola in die Höhe. Sie drehte immer wieder zu dem rothaarigen Mädchen um, als er sie mit sich zog.
    Nachdem sie eine Weile gelaufen waren, blieb Loola stehen. »Ist sie uns gefolgt?«
    »Was? Nein, ich glaube nicht«, entgegnete Trashcan Kid. »Warum sollte sie auch?«
    »Kam sie dir nicht seltsam vor?«
    Trashcan schüttelte den Kopf, aber es sah nicht überzeugend aus. »Ist doch nur eine Rotzgöre, die ihre Tante sucht. Was soll an ihr seltsam sein?«
    »Na, zum Beispiel, dass sie nicht geblinzelt hat!«, brachte Loola vor. »Kein einziges Mal!«
    »Hm, ist mir nicht aufgefallen.« Trashcan zog die Stirne kraus. »Aber selbst wenn – was sollten wir tun? Zurückgehen und sie zwingen, zu blinzeln?« Es sollte witzig klingen, aber Loola war nicht zum Lachen zumute.
    »Ich finde, wir sollten noch mal zu den Leuten des Richters gehen«, sagte sie.
    Trashcan, der bereits weitergegangen war, drehte sich wieder um. »Das ist eine blöde Idee, Loola! Was sollen die von uns denken, wenn wir da täglich auftauchen und erzählen, dass uns ein kleines Mädchen erschreckt hat? Die haben uns doch gestern schon nicht richtig geglaubt.«
    »Aber was, wenn das Mädchen nun wirklich gefährlich ist? Lieber einmal zu viel gewarnt als zu wenig.«
    Trashcan sah etwas verunsichert drein. Aber sein Stolz siegte. »Ohne mich. Ich bin müde und hau mich jetzt aufs Ohr.«
    Loola zog eine Flappe. »Dann gehe ich eben allein. Träum was Schönes!«, ätzte sie Trashcan Kid an, drehte sich auf dem Absatz um und stapfte davon, ohne ihm einen weiteren Blick zu schenken.
    Trashcan stöhnte, trat einige Male von einem Bein aufs andere, gab sich dann einen Ruck und folgte ihr. »Okee, warte! Ich komme mit!«, rief er

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