2293 - Ein Held für alle Fälle
machtest nur Spaß."
„N... nein", stammelte er. „Mardi, wenn du ... Ich meine, wenn es dir nichts ausmacht..."
„Nein, nein", sagte sie schnell. „Du bringst mir Winky, und ich dummes Ding lasse dich hier einfach vor der Tür stehen. Komm rein. Du musst schon verzeihen, aber ich hatte nicht mehr mit einem Besuch gerechnet, schon gar nicht mit deinem."
Natürlich nicht. Vielleicht hatte sie Thorsten erwartet oder Daff. Wie denn auch ihn!
Sie trat zur Seite und machte mit der linken Hand eine einladende Geste.
Er nickte und trat zögernd an ihr vorbei. Er roch ihr Parfüm. Sie war einen Kopf kleiner als er. Er drückte sich gegen den Türrahmen und wäre um ein Haar gestolpert. So wurde es nur zu einer Art Hüpflauf an ihr vorbei und in ihr Königreich hinein.
Als die Tür hinter ihm zuglitt, zuckte er zusammen. Er war drin! Bei ihr!
Sie hatte ihn nicht weggeschickt und offensichtlich keinen Besuch. „Du kannst dich ruhig setzen", hörte er ihre Stimme direkt hinter sich. „Mach's dir bequem. Ich hole uns etwas zu trinken." Sie zögerte. „Er auch? Ich meine, hat er Durst? Ich kenne mich mit den Tierchen nicht aus. Ach je, ich muss mich furchtbar dumm anstellen."
Nein!, dachte er. Du doch nicht! „Es ist... eine Sie", sagte er. „Winky ist ein Mädchen."
„Ach? Das wusste ich nicht. Winky hört sich für mich männlich an, irgendwie. Na ja, nun setz dich doch endlich, Jack."
Er steuerte unbeholfen auf eine Sitzgruppe in ihrer wunderschön eingerichteten Wohnecke zu. Seine Beine waren immer noch schwer. Er stolperte und verlor fast die Box - schon wieder, sein wertvollstes Kapital. Mit einem schnellen Dreher schaffte er es, mit dem Hinterteil in den weichen Polstern zu landen. Vorsichtig stellte er Winky auf der frei schwebenden Tischplatte ab. „Kaffee?", kam es aus der Küche. „Tee? Oder lieber etwas mit Alkohol?"
Einen guten Schluck könnte er jetzt gut vertragen, dachte er, aber er rief laut zurück: „Mach dir keine Umstände, Mardi!"
„Also was?"
„T... Tee!"
Er wartete und drehte die Daumen. Wieso dauerte es denn so lange? Jack Reuters Nase kribbelte, und er hatte kein Taschentuch dabei. Schnell, ehe sie zurückkam und weiß NATHAN was von ihm denken musste, schnauzte er sich zwischen die Finger und wischte sie dann unbeholfen und zittrig an der Hose ab. Dann war Mardi endlich da. Sie lächelte wieder und stellte ihm ein Glas mit dampfender, aromatischer Flüssigkeit hin. Er hüstelte verlegen und nickte ihr dankend zu. „Also, das ist ein Ding", brach sie das Schweigen. „Da hab ich, nur so - zum Spaß, zu Jill gesagt, ihr Doomie sei süß, und schon stehst du vor meiner Tür mit einem ... Na, mit ihr."
„Ja", krächzte er. „Ich dachte, ich mache dir eine Freude damit."
Jill war ihre Freundin - und bis vor einer Woche Jacks Schwärm. Die Letzte in einer schier endlos langen Reihe von Reinfällen. Jack hatte wie immer versucht, sie mit einem seiner Hamster zu gewinnen, und wie immer war es voll danebengegangen. Jill liebte das Tierchen -aber leider nicht ihn.
Dabei waren sie alles, was er hatte. Er beneidete die Männer, die ohne solche Geschenke Glück bei den Frauen hatten. Ihm nützten auch seine Hamster nichts. Er züchtete sie seit über zehn Jahren, solange er auf dem Mond war, und hier waren sie vor allem bei den Frauen sehr beliebt. Die Männer belächelten ihn wegen seines Hobbys und leider nicht nur deswegen. Sie hatten ihm einen Spitznamen gegeben: „Jack of all trades" - der Mann für alle Fälle. Und dabei dachten sie nicht nur an seinen Beruf, der diese Titulierung natürlich rechtfertigte.
Das Schlimme dabei war, dass sie ja Recht hatten. Er hatte nur Pech bei den Frauen, weshalb er auch hämisch „der Herzensbrecher" genannt wurde. Er versuchte es immer wieder, aber ...
Jill hatte ihm überschwänglich gedankt, das war aber auch alles gewesen.
Doch von dem Tag an, an dem sie ihn mit Mardi bekannt gemacht hatte, war das alles vergessen gewesen. Jack Reuter war neu entflammt, und nun saß er ihr gegenüber. In ihrer komfortablen Wohnkabine. Bei dampfendem Tee.
Er nahm einen Schluck, verbrühte sich den Mund und musste spucken - zu allem Unglück Mardi auf die Hose ihres bordeauxroten Hausanzugs. Er sprang auf und ruderte unbeholfen mit den Armen. „Das tut mir Leid, Mardi!", rief er. „Oh, mein Gott. Wie kann ich ..."
„Ist ja schon gut", lachte sie und strich sich über den Fleck. „Nichts passiert, Jack. Meine Schuld, dass ich den Tee so heiß
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