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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bedeutend höherer Luftdruck als auf der Erde herrschten, passte sich Gorms Kompaktkonstitution automatisch auch an weniger extreme Umweltbedingungen an.
    Gemächlich trabte er durch eine der Einkaufsstraßen. Die anderen Passanten machten, sobald sie ihn kommen sahen, bereitwillig Platz. Einen Zusammenstoß mit einem Oxtorner wollte niemand riskieren.
    Am Ende der Mall öffnete sich ein Tor zu einer der großzügigen Erholungslandschaften. Gorm lief zwischen Ballspielplätzen und Gartenanlagen zum Badesee.
    Um den pilzförmigen Kiosk gruppierte sich etwa ein Dutzend verschieden großer Tische und Sitzgelegenheiten, die meisten davon belegt. Jallon Hypt war unschwer zu entdecken. Der Ertruser überragte auch im Sitzen alle anderen. „Werde satt und dick!", grüßte Gorm.
    Jallon tippte sich kauend an die Schläfe. Mit einer einladenden Handbewegung umfasste er den freien Stuhl sowie den überreich gedeckten Tisch. Was sich an Platten und Schüsseln vor ihm auftürmte, hätte als Hauptmahlzeit für eine terranische Großfamilie gereicht; der Ertruser betrachtete es wohl als leichten Snack.
    Gorm nahm Platz. Er klappte die Bestellkonsole aus und orderte ein auf seinen Metabolismus abgestimmtes Konzentrat-Müsli.
    Oxtorner hatten ebenfalls einen hohen Nährstoffbedarf, doch Gorm deckte diesen lieber durch unauffällige Spezialnahrung. Öffentliche Völlerei, wie sie die Riesen von Ertrus mit großer Leidenschaft praktizierten, entsprach nicht seinem Stil.
    Während sie aßen, redeten die zwei Raumsoldaten wenig und ausschließlich über Belanglosigkeiten. Beide hatten Freischicht. Dennoch war Gorm von Jallon Hypt, der als Leiter der Abteilung Außenoperationen sein direkter Vorgesetzter war, zu diesem Termin gebeten worden.
    Nachdem er den letzten Teller leer geschaufelt hatte, lehnte sich der Ertruser zurück, rülpste auf für ihn verhaltene Weise und sagte: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche zuerst?"
    „Egal."
    „Die schlechte: Atlan plant, einen Stoßtrupp nach Tan-Jamondi III zu schicken, mitten hinein in den schlimmsten Hexenkessel von allen. Also höchste Risikostufe. Mit Verlusten muss gerechnet werden."
    „Und die gute?"
    „So, wie's aussieht, bist du am besten dafür geeignet, dieses Todeskommando anzuführen. Herzlichen Glückwunsch!" Der Chef der Landungstruppen stieß ein dröhnendes Lachen aus.
    An den umliegenden Tischen wurden zahlreiche Köpfe geduckt und klirrende Trinkgefäße festgehalten.
    Ertrusischer Humor, dachte Gorm. Unter Anspannung standen sie in diesen Tagen alle. Jallon ging bloß anders damit um. Wie es seiner extrovertierten Art entsprach, kaschierte er Befangenheit mit ironisch überzogenem Draufgängertum.
    Gorm hatte nichts dagegen einzuwenden, wenn er selbst auch einen etwas prosaischeren Zugang bevorzugte. Wer die Uniform der Raumlandeeinheit anlegte, musste einkalkulieren, dass er in Ausübung seines Berufs verwundet oder getötet wurde. „Es ist noch nicht offiziell", setzte Jallon fort, „aber ich wollte dir schon mal Bescheid geben."
    „Danke. - Details?"
    „Vorerst nur, dass es ein ziemlicher Eiertanz werden dürfte. Nix mit >schnell rein und noch schneller wieder raus<. Du und deine Leute sollen einerseits Schutzengel für zwei Wissenschaftler spielen, andererseits darf es nicht nach militärischer Hochrang-Mission aussehen. Mit anderen Worten: Wasch mich, aber mach mich nicht nass."
    „Verstehe. Wann soll es losgehen?"
    „Das hat Atlan noch nicht festgelegt. Die erste Besprechung mit ihm steigt unmittelbar nach unserem Dienstantritt."
    „Gut." Gorm wartete.
    Da sein Gegenüber keine Anstalten machte, ihm weitere Informationen zu geben, betrachtete er das Gespräch als beendet und stand auf.
    Für einen Augenblick erwog er, Jallon zu fragen, ob ihm das Oberkommando etwas über das Schicksal der Magellan-Expedition mitgeteilt hatte. Er entschied sich dagegen.
    Hypt machte sich wahrscheinlich große Sorgen um Reca Baretus, die auf die BURTON gewechselt war. Gorm wollte ihm nicht zu nahe treten.
    Nicht, wenn es sich vermeiden ließ.
    Er hatte sein Ziel erreicht; sich hochgearbeitet, Schritt für Schritt, Stufe für Stufe. Kompromisslos. Unerbittlich. Eiskalt.
    Ohne moralische Bedenken oder Rücksicht auf Schwächere. Ohne an die Opfer, die am Rand seines Wegs zurückblieben, den geringsten Gedanken zu verschwenden.
    Um seinen Traum von Erfolg und Aufstieg, Macht und Einfluss zu verwirklichen, war ihm jedes Mittel recht gewesen. Er hatte gelogen

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