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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nachvollziehen konnte. Vielleicht handelte es sich ja um ein religiöses Tabu; das würde noch am ehesten erklären, weshalb ihnen die Prothesen solche Schwierigkeiten bereiteten.
    Hatten sie deswegen einen Minderwertigkeitskomplex? Weil die Kybb-Traken weiter fortgeschritten waren und nicht, wie sie, ängstlich auf halbem Weg stehen geblieben? Fühlten sie sich ihm und seinesgleichen unterlegen?
    Aber sie waren doch die Sieger, die neuen Herrscher der Welten von Jamondi! Nicht länger die Rechtlosen, Unterjochten: Jetzt bestimmten sie über Leben und Tod.
    Doch wie zögerlich, wie verklemmt!
    Kein Kybb-Trake hatte solche Probleme, sich mit einem Umbruch der Rangordnung abzufinden, wenn dieser ein für ihn positives Resultat erbrachte. Wer befördert worden war, ließ einen ehemaligen Vorgesetzten sogleich und ohne jede Hemmung spüren, dass nun er das Sagen hatte.
    Darin lagen schließlich der Sinn und die Triebfeder einer hierarchisch aufgebauten Gesellschaft.
    Aber auch hinsichtlich Klassifikation dachten die Glatten, Schnauzenlosen verquer, diffus und erbärmlich chaotisch. Nach allem, was Letoxx mitbekommen hatte, wurden ihre sozialen Beziehungen durch ein unentwirrbares Geflecht verschiedenster Abhängigkeiten bestimmt, das jeder rationalen Ordnung spottete.
    Sogar wer mit wem seine Fortpflanzungspflicht erfüllte, spielte eine Rolle!
    Kein Wunder, dass es ihnen in diesem grässlichen Durcheinander an Orientierung mangelte.
    Allein, wie wankelmütig und uneins sie sich ihm gegenüber verhielten, entlarvte ihre unterlegene Organisationsstruktur. Einer versuchte ihn einzuschüchtern, der Nächste tat ihm wieder schön - was sollte das?
    Sie wollten etwas von ihm. Sonst würden sie sich nicht so ausgiebig mit ihm befassen.
    Zuerst hatte er auf die naheliegendste Weise reagiert und abgeblockt.
    Später, als die Zeit reif dafür war, gab er sich kooperativ.
    Trotzdem hielt sich ihre Begeisterung in Grenzen. Sie hatten also weder so noch so das gewünschte Ergebnis erzielt.
    Warum folterten sie ihn dann nicht einfach, setzten ihn unter Drogen, extrahierten seinen Gedächtnisinhalt oder was man sonst unter zivilisierten Leuten mit Kriegsgefangenen anstellte?
    Seltsame Wesen, in der Tat; sehr, sehr seltsame Wesen.
    Eines stand fest: Die Motana - und - wohl auch jene offensichtlich eng mit ihnen Verwandten, die sich als Terraner bezeichneten - waren nicht zum Herrschen geboren. Jahrtausende der Sklaverei ließen sich nicht mir nichts, dir nichts abschütteln wie abgestorbene Borsten. So etwas saß tiefer.
    Letoxx selbst hatte ja bis heute seine liebe Not damit, die glatthäutigen Süßstinker als vollwertige Intelligenzwesen einzustufen. Bis vor kurzem war ihnen bestenfalls der Status von ein wenig schlauerem (und daher potentiell gefährlichem) Nutzvieh beigemessen worden.
    Aber dann hat sich das Blatt gewendet. Mit einem Schlag, mit einer Schlacht. Seitdem ist die Welt eine gänzlich andere.
    Das musste er sich immer und immer wieder einschärfen: Vergiss die Vergangenheit! Nur die Zukunft zählt.
    Und mach nie mehr den Fehler, die Glatten zu unterschätzen
     
    3.
     
    Jallon sieht schwarz (und dann rot) „Ist es mir gelungen, euch ein ungefähres Bild davon zu vermitteln, wie unser stachliger Freund tickt?", fragte Hajmo Siderip in die Runde.
    Kluges Bürschchen, konstatierte Filana. Rührend übermotiviert, doch gerade dadurch attraktiv. In deinem früheren Leben hättest du dich ihm wahrscheinlich an den Hals geworfen.
    Sie bedauerte keineswegs, dass das vorüber war. Als sie sich eigenhändig von der Schönen zum Monster machte, wusste sie sehr genau, was sie tat.
    Der Arkonide, der Ertruser und der Oxtorner nickten.
    Filana hob die Hand: „Gilt deine Einschätzung analog für alle Kybb-Traken, oder stellt Letoxx ein Unikat dar?"
    „Seine Besonderheit", antwortete der junge, glutäugige Xenopsychologe, „besteht darin, dass er sich wesentlich schneller mit neuen Gegebenheiten abfindet. Dank seiner, wenn ihr diese unsaubere Diktion gestattet, kriminellen Fantasie ist er viel eher bereit, aus einem Schema auszubrechen und Dogmen über Bord zu werfen. Die anderen sind zwar grundsätzlich ebenfalls Pragmatiker, aber einfach noch nicht so weit."
    Atlan wandte sich an Filana: „Was hältst du von Letoxx?"
    Sie hatte die letzte Befragung des Eins-Katalogs über die Aufnahmegeräte mitverfolgt. „Ein Schlitzohr; Spieler; Bluffer. Immer wenn's eng wird und er fürchtet, ertappt zu werden, wechselt er in den

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