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2296 - In der Hölle von Whocain

Titel: 2296 - In der Hölle von Whocain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die triste Realität hatte ihn wieder.
    Hajmos linke Hand war taub vor Kälte. Innerlich kochte er.
    Letoxx hatte ihn ausgetrickst, ebenso elegant wie unverfroren. Dass er die Verschlagenheit des Eins-Katalogs unterschätzt hatte und ihm blindlings in die Falle getappt war, ärgerte den Xenopsychologen maßlos.
    Er kannte die Zeichensprache, deren sich die Traken zu bestimmten öffentlichen Anlässen bedienten. Hajmo hatte seine ethnologischen Hausübungen gemacht.
    Dennoch war er übertölpelt worden. Die letzte Pose, die Letoxx eingenommen hatte, war die eines Jägers, der seine Beute vorzeigte; wobei Hajmo die Rolle des erlegten Wilds zukam. 'Seht her, hieß das. Ich kann mich nicht nur frei bewegen, sondern sogar, vor eurer aller Augen, den höchsten anwesenden Repräsentanten der Siegermächte ungestraft erniedrigen! Ich behandle ihn wie ein totes Tier - und der Idiot merkt es nicht einmal!
    Hajmo biss sich auf die Lippen. Letoxx hatte ihn vorgeführt - als Trophäe!
    Kein Wunder, dass die Zuschauer dem Eins-Katalog frenetisch gehuldigt hatten.
    Es war im Sinn der Sache, versuchte sich Hajmo zu beschwichtigen, nachdem der andere losgelassen hatte. Du wolltest doch, dass die Kybb euch ausmachen. Nun, das ist dir gelungen.
    Ein Trost, ja, aber ein schwacher. Alberne Roben tragen, mittels Schreibfehlern Unbedarftheit suggerieren und naive Friedseligkeit vorgaukeln, indem man nach dem Überfall auf Sanktionen verzichtete: okay. Doch sich auf seinem ureigensten Fachgebiet blamieren lassen: nein.
    Nie wieder, schwor sich Hajmo.
    Seine pelzigen Finger kribbelten schmerzhaft. Das sollte ihm eine Lehre sein. Jemand wie Letoxx reichte man nicht ungestraft die Hand.
    An die Reling gelehnt, verfolgten sie die Darbietungen.
    Offenbar war kurz vor ihrer Ankunft ein Spiel zu Ende gegangen. Nun bevölkerten Pausenclowns die im blauen Licht der Sonne Tan-Jamondi spiegelnde Eisfläche.
    Gorm Goya, der berufsbedingt viel mit Ertrusern zu tun hatte, hielt sich in Bezug auf brachialen Humor für relativ abgebrüht. Doch was die Kybb-Komiker aufführten, hätte selbst ihm beinahe den Magen gehoben.
    Zentralfigur des Geschehens und erklärter Publikums„Liebling" war eine Gestalt mit dunkelbraunem Stachelpelz, in den handtellergroße blaue und orange Rauten gefärbt waren. Ob männlich oder weiblich, erschloss sich Gorm nicht; das Geschlecht eines Kybb-Traken ließ sich äußerlich nicht erkennen, spielte im Grunde auch kaum eine Rolle.
    Diese Figur, deren Namen Gorm als „Eman Wela" verstand, wurde von den anderen Spaßmachern pausenlos malträtiert, und zwar buchstäblich bis aufs Blut. Auch andere Körpersäfte flössen reichlich. Alle paar Minuten gipfelte die gemeine Quälerei in einer Art Gerichtsverhandlung - bei der nie die Übeltäter verurteilt wurden, sondern immer das Opfer.
    Dann grölte das Publikum im Chor: „Hände weg von Eman Wela!", und prompt wurden ihm die Armprothesen abgesägt, mit riesigen Hämmern platt geklopft, zu unförmigen Klumpen verschweißt et cetera et cetera.
    Sein lautes Jammern und Wehklagen steigerte das Gaudium der Zuschauer ins Unermessliche. Auch Iant Letoxx schien sich köstlich zu amüsieren.
    Schließlich erklang schrille Musik, man setzte Wela ein neues Paar Kunstarme ein, und das grausame Spektakel begann von vorne.
    Gorm hütete sich, andere Völker danach zu bewerten, was sie unter leichter Unterhaltung verstanden. Sympathischer wurden ihm die Kybb allerdings nicht gerade.
    Auch das folgende, „Kresotenhatz" genannte Mannschaftsspiel war eher nichts für zarte Gemüter.
    Drei Teams zu je neun Sportlern traten gegeneinander an. Sie trugen messerscharfe Kufen, sowohl an den Stiefeln als auch anstelle von Händen. Damit bewegten sie sich rasend schnell und äußerst wendig auf dem Eis. Außerdem eigneten sich die Klingen hervorragend dazu, den Gegenspielern schwere Schnittverletzungen beizubringen.
    In regelmäßigen Abständen wurde eine große Herde von Huftieren, die mit den verschiedenen Farben der Mannschaften gekennzeichnet waren, in die Mitte des dreieckigen Feldes getrieben. Die Hufe waren mit geschliffenen Krallen beschlagen, die Spitzen der weit ausladenden Hörner mit Stahl ummantelt. Das Ziel des „Spiels" bestand darin, möglichst viele der eigenen Kresoten zum gleichfarbigen Pferch in einer der Ecken zu befördern; und zwar lebend, wobei „lebend" sehr großzügig ausgelegt wurde.
    Sonstige Regeln gab es, soweit Gorm' mitbekam, keine. Bald war jeder Quadratmeter der

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