Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2297 - Unter dem Kondensator-Dom

Titel: 2297 - Unter dem Kondensator-Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Überhaupt behagte ihm die Nähe zu ihr und den anderen Fleischlichen ganz und gar nicht.
    Und Patrioten-Pathos konnte ihm sowieso gestohlen bleiben.
    Aber sich im Ankerherzen zu verkriechen wäre keine Lösung, sondern kontraproduktiv gewesen. Schließlich wollte es diese Sache möglichst rasch hinter sich bringen. Die Schuld abtragen - und dann irgendwo einen neuen, digitalen „Maulwurfsbau" einrichten, wo es wieder in Ruhe seinen hyperphysikalischen Forschungen frönen konnte.
    Ehe das Gespräch erneut in Gang kam, ertönte das Signal, dass die KASOM ihre Zielposition erreicht hatte. „Es wird ernst, Leute", sagte Jallon Hypt. „Ich wünsche euch alles Glück dieser Welt. Und dass mir ja alle wieder heil zurückkommen!"
    Der Oxtorner und der Jungspund salutierten schneidig. Filana schulterte den Ranzen und tippte sich ans Implantat.
    In einem Anflug von Selbstmitleid dachte das Specter: Hätte ich bloß nie auf Gucky gehört, dann wäre mir all das erspart geblieben.
    Iant Letoxx einzuschätzen fiel schwer. Der Eins-Katalog wurde seinem zweifelhaften Ruf gerecht. Er war undurchsichtig, optisch ebenso wie im Trakensinn.
    Lieber hätte Cende Terken eine andere, stärker integre Führungspersönlichkeit an seiner Stelle gesehen. Etwa Zerah Axitte, die der schmachvollen Vernichtung von SPURHOF 11 mit Gon/Os Hilfe entgangen war, oder den Prim-Direktor, der sich in der Vergangenheit oft ihrer tödlichen Arme bedient hatte. Jedenfalls nicht diesen Abschaum, der von den Umwälzungen der letzten Zeit aus der Gosse nach ganz oben gespült worden war.
    Wobei er sicherlich tatkräftig nachgeholfen hatte, mit allen legalen und illegalen Mitteln. „Letoxx, der Fälscher" wurde er in manchen, gewöhnlich gut informierten Kreisen genannt.
    Man munkelte, dass er sich den größten Teil seiner Beförderungen erschlichen hatte, durch Betrug, Diebstahl und Erpressung, ja sogar Mord.
    Kybb-Traken waren nicht zimperlich, die Grenzen ihrer Ethik weit gesteckt. Pragmatismus ging vor Moral, Gehorchen vor Kritisieren. Der Höhere, Erfolgreichere hatte Recht, basta!
    Wenn es jemand dennoch schaffte, bei vielen seiner Artgenossen dermaßen verhasst zu sein wie Letoxx, musste er schon besondere Schandtaten vollbracht haben.
    Cende hatte Gerüchte vernommen, dass Prämien auf seine Prothesen ausgesetzt worden waren. Etliche derjenigen, die er rücksichtslos zur Seite oder in die Degradierung gestoßen hatte, sannen auf Rache. Die meisten Angehörigen der Elite befanden sich momentan in Gefangenschaft. Doch sobald sich Gelegenheit dazu bot, würden sie ihre Rechnung mit Letoxx begleichen wollen.
    Andererseits war er das Beste, was die Bewegung derzeit als Symbolfigur aufbieten konnte.
    Mangels Alternativen mussten sie wohl oder übel mit ihm vorlieb nehmen.
    Zudem hatte ihm sein Auftritt im Detrakk-Kolosseum Verehrung von Seiten der unteren Bevölkerungsschichten eingetragen. Den Sprecher einer Delegation der Besatzungsmacht öffentlich vorzuführen wie ein erlegtes Beutetier, so was kam beim Pöbel an. Und seit der gelungenen Befreiung des Eins-Katalogs sah ihn auch jene Minderheit als Helden, die bereit war, aktiv gegen die Unterdrücker vorzugehen. „Beachtlich", kommentierte er, nachdem sie ihm das Waffenlager und die logistischen Einrichtungen ihres Unterschlupfs gezeigt hatten. „Jedoch auch nicht unbedingt umwerfend.
    Wie viele seid ihr?"
    „Fast vier Achtschaften."
    Er legte skeptisch die vier Daumen aneinander. „Ein Tropfen Öl für einen verrosteten Motorblock."
    „Wir sind nicht allein. Überall auf Tan-Eis entstehen Nester. Seit wir bewiesen haben, dass die Besatzer verwundbar sind, werden laufend neue Mitstreiter rekrutiert. Noch sind Kommunikation und Koordination schwierig zu bewerkstelligen. Aber TRAKTAT wächst.
    Unaufhörlich und unaufhaltsam."
    Cende schilderte ihm die Fortschritte der letzten Tage, bewusst ohne ins Detail zu gehen.
    Letoxx sollte ruhig spüren, dass sie ihm nicht völlig vertraute.
    Falls ihn dies kränkte, so zeigte er es nicht. „Was ist aus den beiden Glatthäuter-Soldaten geworden, die zu meiner Bewachung abgestellt waren? Habt ihr sie umgebracht?"
    „Nein. Sie wurden sicher verwahrt, um sie gegebenenfalls als Geiseln verwenden zu können."
    „Eine kluge Überlegung. - Neuigkeiten von der Gegenseite?"
    „Wir glauben herausgefunden zu haben, was sie mit der angeblichen Kulturaustausch-Mission bezwecken."
    „Ach?"
    Seine Arroganz ärgerte Cende. Pausenlos gab er ihr körpersprachlich zu

Weitere Kostenlose Bücher