2298 - Bericht eines Toten
Geschwaderführerin für insgesamt fünfzig der Raumriesen verantwortlich. Fünfzig der stolzesten Schiffe, die jemals aus terranischen Werften vom Stapel gelaufen waren - bis die Erhöhung der Hyperimpedanz sie zu schwerfälligen Relikten der Vergangenheit gemacht hatte, die kaum noch das benachbarte Sonnensystem erreichen konnten. „Halt die Klappe, Ertan!", fuhr ich den kleinen Plophoser hart an. „Sonst erzähle ich mal von deinen Vorlieben."
Ein reiner Bluff. Ich konnte nichts beweisen, gar nichts.
Aber er wirkte. „Ist ja gut. War nicht so gemeint." Er senkte den Blick in den Kaffeebecher vor ihm.
Bevor ich etwas sagen konnte, dröhnte ein Warnsignal durch die Messe. „Kode Gelb", sagte die Positronikstimme des Bordgehirns. „Wir heben den Standby-Modus auf und gehen auf Position!"
Ich verzog das Gesicht. Einerseits war ich erleichtert, dass es endlich so weit war.
Andererseits schnellte meine Furcht gewaltig empor.
Ich seufzte. „Perry Rhodan weiß anscheinend genau, was zu tun ist."
Dann rannten alle Besucher der Offiziersmesse gleichzeitig los. „Er hat alles aufgeboten, was fliegen kann." Ertan sah zu mir herüber. Er war blass geworden.
Ein Plophoser unterschied sich äußerlich nicht von einem Terraner, daher sah ich es ihm genau an.
Die Positronik generierte eine Vielzahl von Hologrammen, zwei oder drei über jedem Pult, etwa 20 in der Mitte der Zentrale. Ich konzentrierte mich auf die meinen, die der Ortung.
Ohne die Hilfe der Positronik hätte ich die Anzahl der Ortungsimpulse nicht einmal annähernd abschätzen, geschweige denn feststellen können. Rund 60.000 Einheiten hatten sich am Rand des Wegasystems fast gleichzeitig in Bewegung gesetzt.
Schwer atmend schielte ich zu Harinta hinüber. Mit unbewegtem Gesicht stand sie hinter ihrem Sessel. Sie faszinierte mich noch immer mehr, als ich mir eingestehen wollte.
Wie konnte ich in diesem Augenblick an Harinta denken? Ich war verheiratet, hatte eine Frau, zwei Kinder und einen Hund auf Terra.
Die FRANCISCO DE ORELLANA hatte auf Befehl der Kommandantin Fahrt aufgenommen.
Die Positronik führte das Schiff zum Sammelpunkt. „Sonderflotte ENTDECKER Eins hat soeben den Einsatzbefehl erhalten", gab Harinta tonlos bekannt.
Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Und nährte meine Angst. Jetzt wurde es ernst. „Hat Rhodan uns schon eine Position zugeteilt? Werden wir mit der ersten Welle angreifen?"
„Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen, obwohl ich wusste, dass ich mir damit ihren Unmut zuzog.
Einige Angehörige der Zentralebesatzung drehten sich zu uns um.
Sie räusperte sich. „Dares, dazu kann ich nichts sagen. Oberste Sicherheitsstufe. Wir bekommen unseren direkten Einsatzplan erst unmittelbar vor dem Angriff. Bis dahin halten wir uns an Kode Gelb."
Ich atmete tief durch, senkte den Blick auf meine Instrumente. Der Tag Xwar angebrochen, der 27. Mai 1333.
Einerseits war ich froh, dass das elende Warten ein Ende hatte.
Andererseits lastete noch immer die Ungewissheit auf mir. Hinzu kam eine Mischung aus Angst, Nervosität und Ungeduld. Ich hatte seit zwei Tagen keinen Schlaf gefunden, konnte aber nicht genau sagen, ob der Hass auf die Kybb oder die Angst vor ihnen das Aufputschmittel war, das mich keine Müdigkeit spüren ließ.
Plötzlich stand Harinta neben mir. Ihr muskulöser Körper schien sich fast schwerelos zu bewegen. Aus irgendeinem Grund war sie stinkwütend, aber mir kam sie wie ein Engel vor.
Vielleicht gewann man im Angesicht des Todes eine gewisse Infantilität zurück, ohne sich dessen zu schämen. „Du bist gut informiert", flüsterte sie mir zu. „Weißt du etwas, das die anderen nicht wissen?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht."
„Wir alle wissen, worum es geht. Rhodan hat es uns gerade gesagt."
„Aber wir wissen nicht ..." Ich stockte. „Werden wir einen Angriff fliegen oder in Reserve gehalten? Und warten noch immer dreiundfünfzig Kybb-Titanen auf uns?"
Der Blick ihrer grünen Augen durchdrang mich. Dann nickte sie knapp. „Dreiundfünfzig." 53 Kybb-Titanen! Fast unzerstörbare Einheiten des Feindes mit einem gewaltigen Energiepotenzial, das sie auch nutzten. Nicht einmal die Bionischen Kreuzer der Motana hatten Begegnungen mit ihnen ohne hohe Verluste überstanden.
Aber von ihnen war nur ein einziger hier. „So schlimm stand es schon lange nicht mehr um unsere Heimat", sagte sie leise. Die plötzliche Vertrautheit kam mir seltsam vor. Harinta hatte bislang stets
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