Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2298 - Bericht eines Toten

Titel: 2298 - Bericht eines Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
den Kybb-Titanen waffentechnisch nicht das Geringste entgegenzusetzen.
    Er musste wieder an die Stimme denken und lächelte schwach. Hatte er die Gefangenen wirklich selbst freigelassen? Er konnte es nicht sagen.
    Es war seltsam. Wer war er denn nun? Gon-Orbhon oder Gon-O? Hatten der rothaarige Terraner Reginald Bull, der schwarze Koloss Icho Tolot und das kleine Pelzwesen Gucky nicht versucht, ihn aus dem Stock-Relais zu entführen?
    Vielleicht war das die Lösung ... einfach das Relais zu verlassen und sich Klarheit darüber verschaffen, wer er wirklich war?
    Kopfschüttelnd verdrängte er den Gedanken. Noch ein paar Stunden, und die Kettenreaktion in der Sonne war unumkehrbar. Und sobald Sol zur Nova wurde, stand er unmittelbar vor der Verwirklichung seiner Träume.
    Dann konnte er sich mit Hilfe von ARCHETIMS Korpus daranmachen, den entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Superintelligenz zu tun.
    Fragmente einer Chronik Der Sturm zieht auf Wie lange können achtundzwanzigeinhalb Minuten sein?
    Achtundzwanzigeinhalb Minuten weiteres Warten, Zittern und Bangen. Einerseits die Erleichterung, dass es nun endlich losging, dass etwas geschah, die grausame Untätigkeit ein Ende hatte. Andererseits die Furcht vor dem, was uns erwarten würde.
    Die Schiffe des Feindes erwarten dich, sonst nichts!, dachte ich. Noch achtundzwanzigeinhalb Minuten bis zur Ewigkeit. 1245 Einheiten mit Dissonanzkanonen gegen 53 Kybb-Titanen!
    Genau diese rund 28,5 Minuten benötigten wir bei einem Überlicht-Faktor von 500.000 für den Flug von der Wega zum Solsystem. Pro Minute legten wir dabei 0,95 Lichtjahre zurück - die reinste Schleichfahrt für alle, die noch an die Bedingungen vor der Erhöhung der Hyperimpedanz gewöhnt waren.
    Ich schaute zu Harinta hinüber. Sie stand wieder hinter ihrem Sessel, starrte geradeaus ins Leere und hing ihren Gedanken nach. Das waren die letzten Minuten, in denen wir noch Gelegenheit dazu hatten.
    Vielleicht die letzten überhaupt.
    Die Kommandantin sah unglaublich gut aus. Sie war groß gewachsen -größer als ich - und muskulös, dabei aber keineswegs untersetzt, sondern schlank. Genau so, wie ich mir die ideale Frau vorstellte.
    Ich nagte an meiner Unterlippe. Wir flogen vielleicht in den Tod, und ich dachte an Harinta.
    Nicht einmal an Cejonia, meine Frau. Verdammt, ich war mit Cejonia glücklich, wir hatten zwei Kinder, verstanden uns gut.
    Aber ... liebte ich sie wirklich? Gestand ich mir jetzt, im Angesicht des Todes, nicht endlich ein, dass sie für mich von Anfang an nur zweite Wahl gewesen war? Dass ich lediglich den Ehekontrakt mit ihr geschlossen hatte, weil Harinta, meine wahre große Liebe, für mich unerreichbar gewesen war?
    Konnte man einen bestimmten Menschen immer lieben, auch wenn man mit einem anderen glücklich war? Konnte man diesen anderen ein klein bisschen weniger lieben? Ging so etwas überhaupt?
    Und wie musste Cejonia sich dann all die Jahre lang gefühlt haben? Hatte sie gespürt, dass sie nur die zweite Wahl gewesen war? Bestimmt, so etwas spürte eine Frau. Aber Cejonia hatte nie auch nur ein Sterbenswörtchen verlauten lassen...
    Oder aber, fragte ich mich, bilde ich mir das alles nur ein, und ich stelle mir diese Fragen, quäle mich selbst, nur um nicht daran zu denken, dass wir vielleicht in die Schlacht ziehen ...in den Tod?
    Sollte ich es riskieren, meinen Posten zu verlassen und zu ihr gehen? Sie nahm mir die Entscheidung ab, indem sie ihren Sessel mit einem sanften Schwung zur Seite drehte und auf mich zukam. Sie schaute kurz auf die Holos über meinem Pult, doch mir war klar, dass sie mich nicht deshalb sprechen wollte. „Was du neulich gesagt hast ... diese Andeutung ..." Sie musterte mich lange und prüfend. „Ja?"
    „Weißt du nun etwas, oder ...?"
    Ich lachte heiser. „Woher soll ich denn etwas wissen? Nein, ich wollte nur aus dir herauskitzeln, ob du unsere Befehle kennst."
    „Selbst wenn ich sie kennen würde..."
    „Dürftest du sie mir nicht verraten, ich weiß. Absolute Geheimhaltung. Gon-O ist ein allwissender Gott."
    „Ein Gott vielleicht nicht, aber zumindest ein mächtiger Mutant, vor dem niemand sicher ist."
    Sie zögerte kurz. „Nein, ich kenne unsere Befehle nicht. Ich habe einen ganzen Datenspeicher mit über tausend Befehlen bekommen", fuhr sie dann fort. „Manche sind allgemein gehalten, manche genau spezifiziert ..."
    „Was meinst du damit?"
    „Die einfachsten bestehen nur aus einem Angriff oder Rückzug, die spezifizierten beinhalten

Weitere Kostenlose Bücher