23 Uhr, York Avenue
54, gesetzlicher Wohnsitz Mulberry Lane 14325, Great Neck, Long Island, wurde vor dem Sonderausschuß des Senats der Vereinigten Staaten zur Untersuchung organisierten Verbrecherunwesens (Siebenundachtzigster Kongreß, erste Sitzungsperiode) am 15. März 1965 (siehe Verhandlungsbericht, Seiten 413-419) als dritthöchster capo der Angelo-Familie identifiziert. Die Angelos waren eine der sechs Familien { Famigghia, Bandenorganisation der Cosa Nostra}, die im Gebiet von New York, New Jersey, Connecticut und im östlichen Pennsylvania den Vertrieb verbotener Drogen, wucherischen Geldverleih, Prostitution, Erpressung und andere gesetzwidrige Umtriebe kontrollierten.
D'Medico war Präsident der Benefix Realty Co., Inc., Fünfte Avenue 6501, New York, und Besitzer der »Neuen finnischen Sauna für gesundes Leben«, Achtundvierzigste Straße West 746, Manhattan; ein Restaurant namens »Great Frontier Steak House«, Fiatbush Avenue 106-372, Brooklyn, New York, gehörte ihm zur Hälfte; an Lafferty, Riley, Riley & D'Amoto, einer Maklerfirma mit dem Sitz Wall Street 1441, Manhattan (sie war von der Börsenaufsichtsbehörde zweimal mit Ordnungsstrafen belegt worden), war er zu einem Drittel beteiligt; ferner - allerdings fehlte es an Beweisen - stand er im Verdacht, Besitzer oder Teilhaber etlicher kleiner Kneipen, Speiselokale und Privatclubs in Manhattans East Side zu sein, in denen männliche und weibliche Homosexuelle verkehrten.
D'Medico war groß (195 Zentimeter) und wohlbeleibt, und er kleidete sich konservativ (seine Anzüge ließ er im Salon Quint Riddle, Savile Row 1486, London, schneidern; seine Hemden wurden von Trioni, Via Veneto 142-F, Rom, angefertigt, seine Schuhe von B. Halley, Genf). Er litt seit vielen Jahren an einem chronischen und offenbar unheilbaren tic douloureux, einer ungemein schmerzhaften Neuralgie der Gesichtsmuskeln, die sich in einem stets wiederkehrenden, krampfhaften Zusammenkneifen seines rechten Auges und der rechten Wange äußerte.
Sein Vorleben war nicht als kriminell zu bezeichnen. Als Siebzehnjähriger war er unter der Anklage, einen uniformierten Beamten mit einem Messer tätlich angegriffen zu haben, verhaftet worden. Der Beamte war unverletzt geblieben. D'Medicos Eltern erhoben den Einwand der Minderjährigkeit, das Jugendgericht Bronx stellte das Verfahren ein. Es gibt keine weiteren Hinweise auf Anklagen, Festnahmen oder Verurteilungen. Am 22. April 1968 wurden die Geschäftsräume der Benefix Realty Co., Inc., Fünfte Avenue 6501, New York, durch drei Behörden elektronisch überwacht: durch die Bundespolizei der Vereinigten Staaten (FBI), die Abteilung Betrug und Steuerhinterziehung der Einkommensteuerbehörde des Staates New York und durch die New Yorker Stadtpolizeidirektion. Offenbar wußte keine dieser Behörden um die Tätigkeit der anderen. Das folgende Band vom 22. April 1968 trägt den Code NYPD-SIS-564-03.
Anderson: Kann ich Mr. D'Medico sprechen? Ich heiße John Anderson.
Empfangsdame: Werden Sie von Mr. D'Medico erwartet?
Anderson: Ja. Mr. Simons hat die Verabredung getroffen.
Empfangsdame: Nur einen Augenblick, mein Herr.
[Pause von vierzehn Sekunden.]
Empfangsdame: Sie können schon eintreten, mein Herr. Durch diese Tür und den Korridor 'runter. Erste Tür rechts.
Anderson: Danke.
D'Medico: Herein.
Anderson: Tag, Mr. D'Medico.
D'Medico: Duke! Schön, dich zu sehen.
Anderson: Doc… ich freu' mich so, Sie wiederzusehen.
Sie sehen gut aus.
D'Medico: Ach, zuviel Speck. Sieh dir das an. Zu dick. Die pasta ist dran schuld. Aber ich kann den Spaghettis nicht widerstehen. Wie ist's dir gegangen, Duke?
Anderson: Kann nicht klagen. Ich möchte Ihnen danken …
D'Medico: Schon gut, schon gut. Duke, hast du schon mal die Aussicht von unserem Dach aus genossen? Wollen wir rauf gehen und die Gegend betrachten? Bißchen frische Luft schnappen.
Anderson: Schön.
[Pause von fünf Sekunden.]
D'Medico: Miß Riley? Ich bin jetzt für ein paar Augenblicke nicht in meinem Büro. Würden Sie Sam bitten, die Klimaanlage einzuschalten? Es ist sehr stickig hier drin. Vielen Dank.
[Pause von drei Minuten zweiundvierzig Sekunden. Der Rest der Aufnahme ist infolge technischer Schwierigkeiten verstümmelt und undeutlich.]
D'Medico: … können wir's wissen? Jeden Morgen taucht hier so ein Knabe auf… der Laden … aber… du glaubst ja gar nicht… Telephone… Geräte, die… Das Haus dort drüben, über der Straße… Fenster… auf weite Entfernungen… Wir versuchen
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