2304 - Schatten über Atlan-Village
durcheinander.
„Wie, zum Teufel, soll ich das jemals schaffen?", murmelte er.
Die Waringer-Akademie geriet in sein Sichtfeld. Längst war die Dämmerung hereingebrochen, und der Regenbogen leuchtete lockend. Sollte er ...?
Impulsiv löste sich Marc vom Halteband, wechselte zum vorderen Waggon – und ließ sich zur Akademie bringen.
Tief atmete er durch, als er den Bahnsteig betrat. Alles hier roch neu, nach Aufbruch, nach Zukunft. Die ... die Schwingungen, die in der Luft lagen, erzeugten Freude auf eine bessere Zukunft. Hier hätte er studieren sollen!
„Und was, du Pappnase?", fragte er sich leise, während er im lauschigen Garten einer Campus-Cafeteria Platz nahm und aus der reichhaltigen Auswahl an Kaffees bestellte. „Positroniker – mit deinen beiden linken Händen? Oder Kraftwerkstechniker? Wenn du es nicht einmal schaffst, das Prinzip einer Leuchtröhre zu begreifen? Oder gar Triebwerksingenieur? Ha!"
„Führst du immer Selbstgespräche?", fragte ihn ein stupsnasiges, sommersprossiges Mädchen, das knapp an seinem Sitzplatz vorbeischwebte.
„Wie bitte?"
„Es tut mir Leid – ich habe zufällig gehört, was du gesagt hast." Sie lächelte freundlich.
So freundlich, dass sie augenblicklich und mit einem deftigen Fußtritt seine bisherige Göttin, Mirna Lamarr, von ihrem Thron stieß.
„Fztfbluk", sagte Marc höflich.
Seine Wangen gerieten augenblicklich in Feuer. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie er die Farbe einer sonnengereiften Tomate annahm. Und der Gedanke an diese Peinlichkeit sorgte dafür, dass er wiederum noch rascher errötete.
Die neue Göttin grinste. „Du bist süß – weißt du das?"
„Gluk." Schweiß brach aus allen Poren. Wie konnte er sich nur derart zum Narren machen?
„Na ja – vielleicht sehen wir uns mal wieder", sagte sie. „Dann können wir an deiner Aussprache arbeiten." Ein Ausdruck von Verwirrung oder Desorientierung erschien auf ihrem bezaubernden Gesicht. „Bis bald", hauchte sie, winkte ihm zu, wackelte frech mit ihrem Po – und war um die nächste Ecke verschwunden.
Minutenlang blieb er sitzen, ignorierte den frascatischen Mokkaschlag, den er sich bestellt hatte, entwirrte behäbig die Gedankenknoten und hoffte darauf, dass das Leuchten seiner Wangen im schummrigen Licht der Cafeteria nicht allzu deutlich hervortreten würde.
Wo war sie hin? Wie hieß sie? War sie denn ... wirklich gewesen? Warum, zum Teufel, hatte er sie nicht nach ihrem Namen gefragt? Oder zumindest irgendetwas Sinnvolles gesagt?
Nun – es war zu spät. Marc blieb wohl nichts anderes übrig, als die Rechnung zu begleichen und zu gehen.
Mit einem dünnen „Pfrdk, blebelleb!" rief er den menschlichen Ober zum Zahlen herbei.
*
Am nächsten Tag traf er sie erneut.
Diesmal nicht auf dem Campusgelände der Waringer-Akademie, sondern während eines erholsamen Spazierganges im Park seiner Universität.
Hellblauer arkturischer Kies knirschte unter seinen nackten Füßen. Mit ertrusischem Rotkrill vermengtes Wasser plätscherte entlang des mäandernden Weges. Dieser Teil des Uni-Geländes befand sich trotz der sattsam bekannten Energieknappheit unter einem zart leuchtenden Schutzschirm, der dem launischen Februar-Wetter trotzte.
Die großzügige Homer-G.-Adams-Stiftung sorgte dafür, dass es der zukünftigen Elite der Milchstraße an nichts fehlte.
Doch würde er, Marc London, Sohn zweier verrückter Schauspieler, diesem Anspruch gerecht? Wenn nur diese Schübe der Unsicherheit und der Planlosigkeit nicht wären und wenn er sich endlich einmal einem Mädchen gegenüber zu sagen traute, was er empfand ...
„Guten Morgen, Fztfbluk", sagte eine melodiöse Stimme.
„Wie bitte?" Er hob den Blick, der sich bislang mit seinen staubig gewordenen Zehen beschäftigt hatte, und sah sie.
„Ich dachte, das wäre dein Name?"
Ihr Lachen wirkte frech, aber nicht beleidigend.
„Mondon, Larc. Matrikel-Nummer EZ 34 ..."
„Geschenkt. Ich darf dich Larc nennen?"
„Wie? Oh – entschuldige. Marc natürlich. Und du bist ...?"
„Echt toll, dich so rasch wiederzusehen. Ist das nicht ein Zufall? Gestern noch drüben in der Waringer-Akademie und heute hier."
„Ich ... ich studiere hier."
„Kosmopsychologie, ich weiß."
„Woher?" Er sah sie erstaunt an.
Hatte sie ihm etwa nachspioniert?
Ihm?
„Es steht auf den Skripten, die du hältst. Auf deinem Armband-Kom blinkt eine Erinnerung an die nächste Vorlesung in Fremdrassenpsychologie, Basiskurs 3.
Du trägst das
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